Verein Münchner Sportjournalisten
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50 Jahre Olympische Sommerspiele München '72

Foto: Max Mühlberger

Gewaltige Herausforderung - auch für Journalisten

Es war die Idee von Willi Daume, dem Präsidenten des Nationa-

len Olympischen Komitees (NOK) , München zum Austragungsort der Olympischen Sommerspiele zu machen. Am 28. Oktober 1965 weihte er den Münchner Oberbürgermeister Hans-Jochen Vogel in seine Pläne ein. Vogels Hinweis auf den Mangel an geeigneten Sportstätten hielt Daume entgegen, das Internationale Olympische Komitee (IOC) bevorzuge neue Stadien.Da sah auch der Münchner OB die große Chance für seine Stadt. Nicht nur, was die Sport-stätten betraf, sondern vor allem hinsichtlich der Entwicklung der bayerischen Metropole.
 
Innerhalb weniger Wochen stimmten Stadtrat, der bayerische Landtag und der Bundestag sowie das NOK der Bewerbung zu. Die Entscheidung fiel am 26. April 1966 in Rom. Zur Wahl standen Detroit, Madrid, Montreal und München. Von 61 stimmberechtigten IOC-Mit-gliedern mussten sich mindestens 31 für einen Bewerber entscheiden.
 
Der erste Wahlgang ergab 21 Stimmen für München sowie je 16 für Montreal und Madrid. Im zweiten Wahlgang siegte München mit exakt der notwendigen Stimmenzahl (31) vor Montreal (15) und Madrid (13). Das Ergebnis wurde kurz nach 18 Uhr verkündet.
 
Die Entscheidung für München als Veranstalter der Olympischen Sommerspiele 1972 war eine gewaltige Herausforderung vor allem für die in der bayerischen Landeshauptstadt tätigen Journalisten. Sie waren schon sechs Jahre ihres Berufslebens lang mit dieser Ver-anstaltung beschäftigt, als am 26. August 1972 im Olympiastadion die olympische Flamme entzündet wurde. Und sie mussten mit einer Situation fertig werden, die keiner hatte ahnen können: Das Attentat.
 
Mitglieder des Vereins Münchner Sportjournalisten haben als Zeitzeugen ihre Erinnerungen an die Olympischen Spiele in München aufgeschrieben. Siehe...

Zeitzeugen berichten

"Die Trauer ist nach wie vor gegenwärtig"

Interview mit dem ehemaligen Münchner OB Hans-Jochen Vogel

                                                VON MARTIN VOLKMAR

 

Am  11. September 2012 gingen die Olympischen Spiele 1972 in München zu Ende. Im SPORT1-Interview der Woche blickt der ehemalige Münchner Oberbürgermeister Hans-

Jochen Vogel zurück – und nach vorne.

 

Die Spiele wären wären vermutlich in leuchtender Erinnerung geblieben, wenn das Attentat palästinensischer Terroristen auf die israelische Mannschaft und die misslungene Befrei-ungsaktion nicht gewesen wären. Vogel war  an der letzten erfolgreichen deutschen Olym-piabewerbung ebenso wie an den Spielen maßgeblich beteiligt. Der frühere Münchner Oberbürgermeister Dr. Hans-Jochen Vogel (86), später unter anderem Bundesminister und SPD-Vorsitzender, spricht im SPORT1-Interview der Woche über die Hintergründe der Tra-gödie des 5. September, die Stimmung vor dem Attentat und eine erneute Olympiabewer-

bung.

 

SPORT1: Von Thomas Mann stammt der Spruch „München leuchtet“. Hat München 1972 geleuchtet? 

Hans-Jochen Vogel: „In diesen Tagen von der Eröffnung am 26. August bis zum 5. Septem-ber leuchtete München in  besonderer Weise, das ist wahr. Aber dann kam eben der Schat-ten.“

Sie sprechen das Attentat an, bei dem neun israelische Geiseln starben. Wie stark sind bei Ihnen in den vergangenen zwei Wochen die Erinnerungen daran hochgekommen?

Die Bilder vom 5. September 1972 treten mir immer wieder vor Augen. Besonders, wenn man wie jetzt am Gedenktag an den Stätten war, wo das damals geschehen ist. Als Mit-

glied des Organisationskomitees habe ich den Tag ziemlich nah miterlebt und habe mich auch wie andere den Terroristen als Austauschgeisel angeboten. Und ich bin schließlich am 7. September mit den Särgen der israelischen Sportler nach Tel Aviv geflogen. Die Trauer darüber ist nach wie groß und gegenwärtig.“

Wie bewerten Sie die schweren Vorwürfe, unter anderem von Hinterbliebenen der Opfer, die die damaligen deutschen Rettungsbemühungen scharf kritisiert haben?

Da muss man drei Bereiche unterscheiden. Zum einen die Vorgänge auf dem Flughafen in Fürstenfeldbruck. Da kann man Fehler nicht bestreiten. Etwa die Tatsache, dass zu wenig Scharfschützen eingesetzt wurden.“

Zum anderen?

Das zweite sind die Entscheidungen des Krisenstabs. Da wird zu Recht kritisiert, dass die Fernsehteams nicht weiter von der Connollystraße 31 ferngehalten wurden und die Frage gestellt, ob man nicht zumindest den Strom hätte abschalten müssen, damit die Terroristen nicht das Ganze im Fernsehen verfolgen konnten. Aber ob der Befreiungsversuch dann glücklich ausgegangen wäre, bleibt eine offene Frage.“

Und der dritte Punkt?

Das Sicherheitskonzept. Natürlich sollten sich die Spiele in München in jeder Weise von den NS-Spielen 1936 in Berlin unterscheiden: Heiter, offen und fröhlich. Ich kann mir die Kritik ausmalen, wenn wir um den Olympiapark eine drei Meter hohe Mauer gezogen hät-ten. Außerdem hat keines der teilnehmenden Länder gegen dieses Sicherheitskonzept protestiert - auch nicht Israel. Gerade diesen Punkt sollten einige der heutigen Kritiker hin-terfragen.

Bleibt der Vorwurf, die Spiele hätten nach dem Attentat abgebrochen werden müs-

sen.

Ich war am Beginn des Tages auch der Meinung, sie sollten abgebrochen werden. Aber mich hat schließlich das Argument überzeugt, dass dann Terroristen darüber entscheiden, ob solche Veranstaltungen stattfinden oder nicht. Und das hätte einen wichtigen Präze-denzfall geschaffen. Auch die Überlebenden haben ja gesagt, dass es richtig war, die Spie-le fortzusetzen. Insofern ist diese Kritik nicht berechtigt. Aber es ändert nichts daran, dass einen diese Tragödie bedrückt und man sich im Nachhinein immer noch wünscht, die Men-schen hätten befreit werden können.“

Was bleibt außer dem Attentat in Erinnerungen von den bis dahin sehr erfolgreichen Spielen?

Die erste Hälfte hat sich natürlich ganz deutlich von den Tagen nach dem 5. September unterschieden, über denen ein großer, schwarzer Schatten lag. Aber in der Erinnerung ist schon beides gegenwärtig. Auch die Tatsache, dass sich Deutschland, Bayern und Mün-

chen ganz anders präsentiert haben als das 1936 der Fall war. Und das lebt ja auch in Gestalt des Olympiaparks weiter. Auch weltweit fällt den Menschen sicher immer wieder dieses Attentat ein, aber das hat nicht alles andere verdrängt.

Sie haben damals alles von der Bewerbung an hautnah miterlebt. Wie stehen Sie heute zur Olympischen Idee?

Da ist meine Haltung gespalten. Ich freue mich natürlich über sportliche Höchstleistungen und schaue im Fernsehen auch gerne zu. Aber es macht mich nachdenklich, wie sehr öko-nomische Gesichtspunkte den Olympischen Gedanken beherrschen und zum Teil auch ver-drängen. Und ich würde es begrüßen, wenn das IOC stärker den Frieden und die Absage an jede Gewalt als olympische Ideale berücksichtigen würde. Man hätte daher in London mit einer Schweigeminute des Attentats von 1972 gedenken müssen.

Seit München gab es keine Olympischen Spiele mehr auf deutschem Boden, aber mehrere vergebliche Bewerbungen. Wie sehen Sie die Aussichten?

Bei den Sommerspielen bin ich skeptisch. Wir hatten ja mit München die Winterspiele 2018 ins Auge gefasst. Ich verstehe, dass Pyeongchang bei der dritten Bewerbung nicht noch-mal enttäuscht werden sollte. Aber das Münchner Konzept war gut. Deshalb würde ich sagen, wenn die Voraussetzungen gegeben sind und die Bürger zustimmen: Versucht es noch einmal!

 

Martin Volkmar, damals stellv. Redaktionsleiter Online, Ressortleiter Fußball SPORT1.de und immer noch Beisitzer im Vorstand des Vereins Münchner Sportjournalisten (VMS), führte das Interview 2012. Hans-Jochen Vogel starb am 26. Juli 2020 im Alter von 94 Jahren. 

Max Mühlbergers Meisterwerke

Max Mühlberger, Fred Joch und Axel Springer jr. (v.r.), der unter dem Pseudonym Sven Simon als Fotograf arbeitete.

Die olympischen Plakate von Otl (Otto) Aicher in den für die Spiele typischen Farbtönen sind noch heute Kult. Aicher war Gestaltungsbeauftragter der Olympi-schen Spiele von München. Max Mühlberger schoss die Fotos für ein Dutzend Plakate, Aichers Team be-sorgte die grafische Umsetzung.

Max Mühlberger verunglückte 1974 auf der Rückfahrt von der Photokina in Köln auf der Autobahn am Kin-dinger Berg im Altmühltal tödlich. Sein Kollege Fred Joch überlebte als Beifahrer mit Schulter- und Schlüs-selbeinbruch. Die Witwe Maria Mühlberger führte die                                                               Fotoagentur weiter.

Von der Idee bis zur Nachnutzung

  • 28. Oktober 1965: Willi Daume, Präsident des Nationalen Olympischen Komitees, schlägt Oberbürgermeister Dr. Hans-Jochen Vogel vor, München solle sich um die Olympischen Spiele 1972 bewerben.

  • 30. Dezember 1965: Die Bewerbung Münchens wird in Lausanne dem Internationa-

  • len Komitee (IOC) überreicht. Außer München bewerben sich Detroit, Montreal und Madrid.

  • 26. April 1966: Das IOC vergibt die Spiele der XX. Olympiade 1972 an München.

  • 10. Juli 1967: Bundesfinanzminister Dr. h. c. Franz-Josef Strauß, der bayerische Finanzminister Dr. Konrad Pöhner und Oberbürgermeister Dr. Hans-Jochen Vogel unterzeichnen den Konsortialvertrag über den Bau und die Finanzierung der Sport-

  • anlagen und Einrichtungen für die Olympischen Spiele 1972.

  • 13. Oktober 1967: Das Preisgericht (es waren 100 Arbeiten eingegangen) vergibt den 1. Preis an Behnisch & Partner.

  • 9. Juni 1969: Auf dem Oberwiesenfeld beginnen die Rohbauarbeiten für das Olym-

  • piastadion, die Olympiahalle und die Olympia-Schwimmhalle.

  • 14. Juli 1969: Der "Grundstein der Bauten für die Spiele der XX. Olympiade 1972 in München, 14. Juli 1969" wird in einer symbolischen Feierstunde gelegt.

  • 23. Juli 1970: Nach Abschluss der Rohbauarbeiten für Olympiastadion, Olympiahalle, Olympia-Schwimmhalle und der ZHS wird das Richtfest feierlich be-

  • gangen.

  • 4. November 1971: Früher als geplant wird das wichtigste Richtfest auf dem Ober-

  • wiesenfeld gefeiert: Das Seilnetz des Zeltdachs ist hochgezogen und schon teilweise eingedeckt.

  • 21. April 1972: Auf dem Dach des Olympiastadions wird die letzte der 9 qm großen Acrylglasplatten befestigt.

  • 26. Mai 1972: Mit dem Fußball-Länderspiel Deutschland gegen die UdSSR wird das Olympiastadion eingeweiht.

  • 26. August 1972: Die Spiele der XX. Olympiade werden eröffnet.

  • 5. September 1972: Attentat der palästinensischen Terrorgruppe "Schwarzer Sep-

  • tember" auf die israelische Mannschaft im Olympischen Dorf. - Über den Hergang des Attentates informiert die Freiluft-Ausstellung "München 72" im Olympiastadion.

  • 11. September 1972: Abschlussfeier.

  • 17. September 1972: Sechs Tage nach der Abschlussfeier geht in der Olympiahalle "Ein Platz an der Sonne" als erste nacholympische Veranstaltung über die Bühne.

Unter dem Zeltdach

Olympia, Fußball, Rock und Motorenlärm

Interview mit dem ehemaligen Stadion-Vizechef Karl Eisgruber

Karl Eisgruber (Jahrgang 1929) ist Gründungsmitglied des Vereins Münchner Sportjournalisten (VMS). Er war im Gründungsjahr 1950 21 Jahre und fünf Tage alt; so jung wurde nie wieder ein Journalist VMS-Mitglied. Während seines Jurastudiums arbeitete er, zusammen mit seinem Schulfreund Werner Göhner, dem nachmaligen Geschäftsführer der Olympiapark GmbH, für die Sportredaktion der Süddeutsche Zeitung, den Kicker und die amerikanische Nachrichtenredaktion AP, für die er 1955 täglich von der Ringer-WM in Karlsruhe berichtete. 1968 wurde Eisgruber Leiter des Olympia-Amts der Stadt München, 1972 von der Landeshauptstadt München zur Münchner Olympiagesell-schaft beurlaubt, die 1973 in Münchner Olympiapark GmbH umbenannt wurde. Eisgruber war, als Prokurist, Stellvertreter von Göhner. 1991 verabschiedete sich Eisgruber in den Ruhestand, er starb 2015 im Alter von 86 Jahren. Aus Anlass von 40 Jahre Olympia in München sprach mit Karl Eisgruber der damalige VMS-Vorsitzende Hans Eiberle.

Du warst ab 1968 Leiter des Olympia-Amts der Stadt München. Mit welchen Auf-gaben?

Das Amt hatte nur fünf Mitarbeiter. Wir haben dem Oberbürgermeister Dr. Hans-Jochen Vogel, dem Investitionsplanungs- und Olympia-Amtes der Stadt München und dessen Leiter Dr. Hubert Abreß sowie allen zugearbeitet, die München in den OK-Gremien ver-treten haben.

Am 10. Juli 1967 wurde der Konsortialvertrag zwischen dem Bund, dem Freistaat Bayern und der bayerischen Landeshauptstadt geschlossen. Er regelte die Auftei-lung der Kosten für die Finanzierung der Sportanlagen und Einrichtungen für die Spiele.

Der Konsortialvertrag wurde hart verhandelt. Ursprünglich sollte jeder je ein Drittel der Kosten tragen. Am Ende zahlte der Bund 50 Prozent, der Freistaat Bayern und die Stadt je ein Viertel.

Für was?

Das war die Frage. Es wurde die Formel gefunden: Ausgeschlossen ist jede Baumaßnah-

me, die ohne die Olympischen Spiele nicht oder nicht innerhalb der nächsten 15 Jahre ge-baut worden wäre.

1965 war die Stadion GmbH gegründet worden. Im selben Jahr musste München seine Bewerbung für die Spiele 1972 abgeben. Damals war noch keine Rede vom Olympiastadion in der heutigen Form.

Als Ernst Knoesel , der Leiter der Organisationsabteilung Abteilung II, Sport, 1965 beim IOC in Genf die Münchner Bewerbung abgab, war noch ein voll überdachtes Stadion für 100.000 Zuschauer geplant. Das Projekt scheiterte am Einspruch des NOK's, weil kein Platz für die Olympische Flamme vorgesehen war.

Am 13. Oktober 1967 wählte das Preisgericht unter 100 Arbeiten den Entwurf von Behnisch und Partner aus, das für das Stadion ein Zeltdach vorsah.

Der Freistaat Bayern wollte ein Betondach. Robert Lembke, der seit 1969 Geschäftsführer des Deutschen Olympiazentrums und 1972 für die Rundfunk- und Fernsehübertragungen von den Olympischen Sommerspielen in München verantwortlich und später Chefredakteur des Bayerischen Rundfunks sowie stellvertretender Programmdirektor der ARD war, be-stand aber auf ein transluzentes Dach. Er war auch als Regisseur für die Übertragung der Fußball-Weltmeisterschaft 1974 verantwortlich. Ein durchsichtiges Dach wäre aber gar nicht nötig gewesen. Wenn man das Flutlicht einschaltet, gibt es keine Schatten.

Über das Dach wurde heiß diskutiert. Die Frage war: Wie lange wird es halten. Günter Behnisch erklärte in einem SZ-Interview: ,Das Dach hält hundert Jahre.' Wie sich später herausstellte, hatte er das aber nur auf die Konstruktion bezogen.

Das Risiko war nicht nur die Konstruktion des Zeltdachs, sondern auch die Acrylglasplat-

ten. Die Folgelasten wurden vom Bund mit 130 Millionen Mark abgegolten. 1983 waren das, mit Zins und Zinseszins, 213.313 Millionen. Das Acrylglas wurde inzwischen für 80 Millionen erneuert. Anfangs haben wir nur Platte für Platte ausgewechselt. Aber nach ei-

nem Arbeitsunfall hat die Staatsanwaltschaft die gesamte Sanierung angeordnet. Inzwi-

schen weiß man, dass die Zusammensetzung der Platten so ist, dass es nach 15 bis 20 Jahren brüchig wird.

1970 wurde die MOG gegründet, zwei Jahre später in Olympiapark GmbH umbe-

nannt. Sie sollte die Nachnutzung der olympischen Stätten sicherstellen. Der Spiegel zitiert dich in seiner Ausgabe 3/1972: „Unsere Sorge ist, dass auf dem Oberwiesen-feld nicht olympische Ruinen entstehen." Damals hat dich der Geschäftsführer Wer-

ner Göhner als Prokurist und Stellvertreter geholt.

Der Olympiapark sollte nach den Spielen nicht brachliegen wie olympische Sportstätten in anderen Ländern. Für die Nachnutzung haben wir anfangs verrückte Ideen entwickelt. Zum Beispiel die mit dem japanischen Frauentheater, das ich in Japan gesehen hatte. Aber das hätte, wie sich herausstellte, 1,5 Millionen Mark gekostet. Wir hatten aber am Anfang alles, bloß kein Geld.

Statt dessen wurde gerockt.

Die große Zeit der Beatles war schon vorbei. Aber alles, was danach kam, ist bei uns auf-getreten: Die Rolling Stones waren zweimal im Olympiastadion.

Zuvor hat dort der FC Bayern gespielt, früher als geplant: Am 28. Juni 1972 gegen den FC Schalke 04. Und neun Tage, nachdem die olympische Flamme erloschen war, wurde schon wieder gekickt.

Wir haben dem Neudecker (Präsident des FC Bayern) gesagt, das geht gar nicht. Den Rasen hatten die Pferde beim Nationenpreis am Schlusstag kaputt gemacht. Aber Neu-

decker hat gesagt, den Rasen zahlt der FC Bayern. Wir waren froh darüber, nicht nur aus finanziellen Gründen. Der Rasen war ja heilig. Weil keiner drauf durfte, war er nicht ge-festigt. Der beste Rasen war der auf dem Aufwärmplatz, da wurde ständig gespielt.

Mit der Rasenheizung hatte man wenig Erfahrung und manchmal Probleme.

Viele haben gemeint, damit könne man den Schnee wegtauen. Aber es durften nicht mehr als sechs bis acht Grad plus sein, das ist die Temperatur, bei der die Grassamen weder erfrieren noch austreiben. Unter dem Rasen war nur Sand, da war kein Gramm Humus drin.

Zeitweise haben die Spieler über Schürfwunden geklagt, wir Journalisten wunderten uns.

Der Sand, der immer wieder aufgebracht wurde, war grün eingefärbt. Von Weitem war der gar nicht zu sehen.

Die Nachnutzung war auch dadurch erschwert, dass der Architekt Günter Behnisch keine Zäune vorgesehen hatte.

Der hat uns allen Ernstes erklärt, dass die Leute, die ein Fußballspiel sehen wollten, schon zahlen würden.

Rasen gibt es keinen mehr im Olympiastadion. Blutet dir nicht das Herz, wenn dort jetzt Autorennen veranstaltet werden?

Deswegen nicht, sondern weil kein Fußball mehr gespielt wird. Es ist ja manches schief gelaufen, was am Ende zum Bau der Arena geführt hat. Die Überdachung der Gegenge-

rade, eine Forderung des FC Bayern, ist am Einspruch von Behnisch gescheitert. Dabei sind dafür beim Bau Fundamente für 23 Millionen Mark verbuddelt worden.

Hast du, nach vier Jahren Planung, die Olympischen Spiele genießen können?

Ich hatte einen Universalausweis, den habe ich heute noch. Ich hätte überall hingehen

können, sogar ins Frauendorf. Aber ich habe nur die Eröffnungsfeier gesehen. Bei den Win-terspielen in Sapporo hatte ich einen Virus eingefangen. Am Tag des Attentats wurde im Kranken aus ein walnussgroßes Loch im linken Lungenflügel festgestellt. Die Fernseh-

übertragungen habe ich mit geringem Interesse angeschaut. Erst nach elf Wochen wurde ich entlassen.

Was die Münchner Spiele gekostet haben

Knapp vier Jahre, nachdem am 13. September 1972 die olympische Flamme in München erloschen war, legte  der 2. Münchner Bürgermeister Helmut Gittel am 22. Juli 1976 der Vollversammlung des Stadtrats den Schlussbericht der Olympischen Spiele 1972 vor.

Ein Sturz und seine Folgen

DER SPIEGEL druckte in seiner Ausgabe 29/1972 über Vorberei-

tungen auf die Olympischen Spiele 1972 München:

 

Auch der Boden wurde vermarktet. Nach kostspieligen Tests ent-

schied das Münchner OK zwischen zwei gleichwertigen Kunststoff-Produkten, dem Tartan des US-Konzerns "3 M" und dem Rekortan von "C. Voigt Söhne in Castrop-Rauxel, einem Werk. das seinen Grundstoff von Bayer bezieht. Für das deutsche Erzeugnis machte sich sogar Innenminister Genscher stark. Rekortan erhielt den Zuschlag - und die Aussicht auf Erfolge im europäischen Markt.

Aber Tartan und Rekortan basieren auf Polyurethan-Verbindungen und haben den Nachteil, sich bei Nässe "in ein Schmierseifen-Parkett" ("Sportecho" Ost-Berlin) zu verwandeln. An-dere Olympia-Bewerber wie Borden Chemical aus den USA, deren Chemie-Pisten rutsch-

fester sind, gelangten nicht einmal in die Endauswahl.

Auf Tartan und dem Kunststoff Münchner Wahl rutschten nach Regen schon viele Athleten aus. Der Münchner Stabhochspringer Egon Stengl zog sich eine schwere Gehirnerschütte-rung zu und verbrachte zwei Wochen im Krankenhaus.

 

Kommentar von VMS-Mitglied Egon Stengl, damals Pressereferent der Olympia-Bauge-sellschaft:

Mein Sturz auf der neuen Stabhochsprung-Anlaufbahn im Dantestadion hatte zwei Grün-de. Durch Regen war der Rekortan-Belag so rutschig, wie es sicher auch der favorisierte Tartan-Belag gewesen wäre. Dazu kam das ,Unterlaufen', der Absprung zu nahe am Ein-stichkasten. Die Folge: Sturz kopfüber aus rund vier Metern in den Einstichkasten. Das weltweite Echo entstand durch die Bemühungen der amerikanischen Tartan-Protagonisten, die Entscheidung der Olympia-Baugesellschaft (OBG) für den Belag der Laufbahnen im Olympiastadion noch zu beeinflussen. Der Sturz des Pressemanns der OBG kam da gera-de recht. Es blieb beim deutschen Rekortan-Belag.

 

Egon Stengl startete für den TSV München von 1860, er war bayerischer Meister 1959 (4,10 m), 1964 (4,31 m) und 1965 (4,30 m). Stengl diente dem VMS als Geschäftsführer.......Er starb am 26. November 2014 im Alter von 78 Jahren.

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Ansichtssache

Das Ende der Tragödie         um Jürgen Bischof

Gedenktage

Geburtstage

Klaus K. Müller 85 Mit 21 jüngster Sporchef -

Springer, adidas, Focus

Günter R. Mülller 80

Das historische Foto

Martin Hangen 60

Als Fotograf auf

Marias Spuren

Michael Gernandt 85 Rekordverdächtige

41 Jahre SZ

Michael Buchholz 60

Von Miriam Makeba umarmt

Fritz Hautsch 70                     Die Flitzi-Karriere

Doris Henkel 70

"Das Bewusstsein für die

sportliche Leistung zählt

heute kaum noch"             

Frank Hörmann 60

Münchner Eisbachufer statt großer Bühne

Otto Greitner 75

Kein Geschwafel -            schnell und kurz

Neue Bücher                           

Besprechungen

Von Wolfgang Uhrig

"Thailand unter der Haut"

Bernd Linnhoff, geboren 1948 in Hamm/Westfalen, arbeitete als Chefreporter Fußball beim Sportinformationsdienst (SID) und bei der Deutschen Presse-Agentur (dpa). 1988 machte er sich als freier Journalist, Kom-munikationsberater und Reden-schreiber selbstständig. Linnhoff wanderte 2008 nach Thailand aus. Er lebte vier Jahre in Bankok und wohnt seit 2012 in Chiang Mai

Linnhoff über sein Buch: „In „Thailand unter der Haut“ erzähle ich in 31 Nahaufnahmen von Thailands Ess-Klasse, der Fuß-ball-Community der German All Stars, von Männern in Bangkoks Nächten, von Frauen auch und davon, wie ich schlank wurde auf dem Rücksitz eines Motorrad-taxis. Es geht um Geister, den Zusammenprall zweier Kulturen in meiner Ehe mit Toey, um thailän-dische Spitznamen („Gestatten, mein Name ist Frankfurt“) und vieles mehr. Ich verschweige nicht einmal, dass ich hier lung genannt werde, alter Onkel.“

„Thailand unter der Haut“ ist 240 Seiten stark und kostet 14,90 Euro plus Versandkosten. Es ist im Onlineshop meines Verlegers Oliver Wurm unter folgendem Link erhältlich: www.fussballgold.de

Anno dazumal

Als Gerd Müller zurücktrat        Als Beckenbauer nachtrat

Wenn Ronny mit                         dem Kopf abstaubt

Fußballsprache oder ganz schlechtes Deutsch?

 

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