FOTOS: FRED JOCH, ALEXANDER HASSENSTEIN, SAMMY MINKOFF, KLAUS K. MÜLLER, MARIA MÜHLBERGER
Nach Einführung der Spieler-Benotung in BAMS gab es viele Beschwerden.
Auch aus der Bayern-Mannschaft. "Bei welchem Spiel warst du denn. Ich war doch super", hieß es da immer. Auch Franz Beckenbauer war zweimal nicht zufrieden. "Du hast mich zu gut benotet", meinte er.
Ein Ausnahme-Mensch in allen Lebenslagen! Unvergessen!
Herbert Jung (ehemals Sportchef Bild-München)
VON GÜNTER KLEIN
1987, ich war ein junger Redakteur im zweiten Berufsjahr und wurde erstmals zu einem Fußball-Länderspiel im Ausland geschickt. Ungarn – Deutschland in Budapest. Anreise am Vorabend, am Spieltag sollte ich im DFB-Mannschaftshotel bei Pressesprecher Rainer Holzschuh mein Presseticket abholen.
Womit ich nicht gerechnet hatte: Das Interconti-Hotel, schön an der Donau gelegen, war belagert von Tausenden von Fans aus der DDR. Für sie war es die seltene Chance, mit dem West-Fußball in Kontakt zu treten. Der DFB hatte für sie Eintrittskarten besorgt und auch den heißen Lesestoff kicker-Bundesliga-Sonderheft stapelweise dabei. Aber: Erst einmal mussten alle draußen warten.
Doch als Pressemensch aus dem Westen sollte man ja wohl reinkommen. Also: den amtlichen Presseausweis gezückt und dem Hotelpersonal an der großen Drehtüre auf Englisch erklärt, dass man legitimiert sei, reinzugehen. Mein dju-Ausweis machte jedoch keinen Eindruck, mein Ansinnen drang nicht durch, für die Bewacher des Hotels war ich ein lästiger Herumlungerer wie all die Ostdeutschen. Mir wurde klar: Mit der bisherigen Strategie komme ich nicht ins Haus, nicht zu meiner Akkreditierung. Darum: Rückzug, sammeln.
Ich spazierte ein wenig vom Hotel weg. Ein kleiner Park, ein Ort zum Nachdenken. Doch dort eine überraschende Szenerie. Einige deutsche Nationalspieler und ihr Teamchef, Franz Beckenbauer, machten für Adidas Aufnahmen, sie führten die Kollektion für die Heim-EM 1988 vor. Und sie waren gerade fertig damit.
Das war sie, die historische Chance, Zugang zum Hotel zu ergattern. Jetzt oder nie: den Teamchef ansprechen, ihm die Notlage schildern. Ich stellte mich vor: „Günter Klein vom Sport-Kurier, Sie kennen ja meinen Chefredakteur, den Herrn Ludwig.“ Ich wusste, dass Beckenbauer und Paul Ludwig sich gut kannten, duzten, oft verbale Raufereien austrugen; sie hatten früher montags Fußball gespielt: die Bayern-Stars mit den Bayern-Berichterstattern. „So, schickt der Paul amoi an Jüngeren. I hob ihm scho vor Jahrzehnten g’sagt, dass er aufhörn soi“, sagte Franz Beckenbauer. Und die Sache mit dem Hotel: „Da kimmst jetzt mir mir mit.“
Und so kam es, dass ich unter persönlicher Obhut des Kaisers Einzug hielt ins feine Inter-conti. Vorbei an denen, die mich eben noch abschätzig behandelt und weggeschickt hatten. Mein Blick muss etwas Triumphales gehabt haben.
Gerade eilte DFB-Pressesprecher Rainer Holzschuh die Treppe in die Lobby herab. „Herr Holzschuh, Günter Klein vom Sport-Kurier, ich soll bei Ihnen meine Karte abholen…“ Im Vorbeigehen streckte er sie mir wortlos entgegen.
Erst spät am Abend auf der Pressetribüne des Stadions bemerkte ich, dass ich gar keine Presse-, sondern eine stinknormale Eintrittskarte hatte. Rainer Holzschuh hatte mich für einen Fan aus der DDR gehalten und aus dem Freikartenkontingent abgespeist. Aber ich war mit einer Selbstverständlichkeit, in den Medienbereich zu gehören, durch alle Kontro-llen gegangen. Wahrscheinlich mit der Aura des zufriedenen jungen Menschen, dem an diesem Tag Franz Beckenbauer aus der Patsche geholfen hatte.
Günter Klein ist Chefreporter Sport von Münchner Merkur und tz
VON ALEXANDER HASSENSTEIN
Es war bei der Fußball WM 2010 in Süd-afrika, in Johannesburg, als der damalige USA, Außenminister Joe Biden, Fussballfan und für einen Kurzbesuch und ein Spiel des US-Teams nach Südafrika kam und sich in einer Hotellobby zufällig mit Franz Beckenbauer traf (Foto Alexander Hassen-stein).
Ich begleitete damals den Fifa Präsidenten Joseph Blatter als Fotograf, und es war ein für mich unglaublich würdiger Moment, als Franz Beckenbauer zufällig in der Hotelloby stand und zum selben Augenblick Joe Biden das Hotel betrat. Biden erkannte Beckenbauer sofort und änderte seinen Weg durch das Hotel. Beckenbauer begrüßte Biden, welcher mit großem Sicherheitsaufgebot das Hotel betrat, in seinem unvergleich-ichen Slang „Jo, der Dschoe, servus".
Joe Biden schien in Eile, nahm sich aber für Franz alle Zeit für eine herzliche Begrüßung und das Gespräch. Das Allererste, was Franz machte, er entschuldigte sich beim Außen-minister für sein Outfit und zeigte auf seine Schuhe. Joe Biden winkte ganz lässig ab und sagte: „Its good Franz.“. Es trafen sich zwei Freunde.
Franz sagte, er sei auch sehr müde, weil aus Deutschland kommend gerade gelandet. Er war während der WM für einige Tage kurz nach Deutschland geflogen und begründete das für Biden so: „Ich musste mal die Berge sehen!“
Die Gestik, nach der Begrüßung und die Lässigkeit von Franz Beckenbauer, in diesem Augenblick mit Souveränität einer Welt-Persönlichkeit gegenüberzustehen, werde ich nie vergessen. Alexander Hassenstein ist Fotograf bei Getty Images
Werbung geht immer: Franz Beckenbauer mit Joe Biden. FOTO: ALEXANDER HASSENSTEIN
VON WERNER RABE
Beim BR gab es immer wieder aktuelle Anlässe, über Franz Beckenbauer zu berichten. In „Blickpunkt Sport“, aber auch bei Geburtstagen, Jubiläen bis hin zu offiziellen Staats-empfängen mit einer offiziellen Laudatio von Bruno Jonas, wobei sich der Laudator erbeten hatte, sie live und ungekürzt zu senden. Der „Kaiser“ war gern gesehener Studiogast, besonders in lebhaften Talkrunden mit Günther Netzer. Zu einem dieser besonderen Anlässe, zu denen er nach Ansicht meiner Kolleginnen und Kollegen, die mehr mit ihm zu tun hatten, auch auf dem Golfplatz, „ohnehin nicht persönlich kommen werde“, suchte ich nach einem ganz besonderen Lockmittel, an dem sich aber schon manche Journalisten bis dato die Zähne ausgebissen hatten.
Ich machte mich mit einigen Kollegen auf die Suche nach dem Watschen-Mann“, jenem „Löwen“, der mit einer schallenden Ohrfeige verhindert hatte, dass sich der junge Franz den Bayern und nicht dem TSV 1860 angeschlossen hatte. Im Allgäu wurden wir fündig. Dort hatte der Wirt Gerhard König über Jahrzehnte zu diesem Thema geschwiegen, weil er die Rache von 1860-Fans und damit negative Auswirkungen auf seine Kneipe und seinen viel gerühmten Schweinebraten fürchtete. Bei einer Safari in Afrika hatte er sich erstmals einem Mitreisenden geöffnet, der nun wiederum uns auf die richtige Fährte brachte.
König war zur Gegenüberstellung mit dem Kaiser bereit, allerdings nicht in der Live-sendung, sondern nur im Olympiastadion für einen Zuspieler zur Sendung. „Auch das macht der Franz nie“, hörte ich aus dem Kollegenkreis. Doch in einem Telefonat konnte ich Kaiser Franz nicht nur zu dem Treffen mit besagtem König, das Wolfi Nadvornik moderierte, überreden. „Dann muss ich ja wohl auch zur Sendung kommen“, beendete er erfreulicherweise unser Telefonat. Beide trafen sich auch später noch bei einer Sendung mit Markus Othmer im Brunnerwirt von Lansing, dem Drehort der BR-Soap „Dahoam is dahoam“. Und verstanden sich immer prächtig.
Persönlich erinner ich mich immer wieder, an die einzige „Sportler des Jahres“-Prokla-mation, die nicht in Baden-Baden, sondern im Hilton am Tucherpark in München stattge-funden hat. Gegen 3 Uhr morgens stand ich mit meiner Frau an der Garderobe, zog mir aber meine eigene Jacke an, anstatt ihr zuerst in den Mantel zu helfen. „Aber Herr Rabe…“, rüffelte mich der auf dem Heimweg hinzugestoßene Beckenbauer freundlich und übernahm statt meiner persönlich den üblichen Kavaliersakt.
Werner Rabe war Leiter des Programmbereichs Sport und Freizeit in der Informations-direktion des Bayerischen Rundfunks.
VON FLORIAN KINAST
Franz Beckenbauer zeigte sich begeistert am 26. April 1966 – jenem Tag, an dem Mün-chen bei der IOC-Sitzung in Rom den Zuschlag für die Olympischen Sommerspiele erhielt. „Eine große Überraschung und eine großartige Sache“, frohlockte der 20-jährige Jung-nationalspieler vom FC Bayern. Mit Ausblick auf die neuen Sportstätten auf dem Ober-wiesenfeld, dem künftigen Olympiapark, fügte er hinzu: „Jetzt bekommen wir endlich ein neues Großstadion.“ Welch große Erfolge er darin einmal feiern würde, wie er das Sta-dion und das Stadion ihn prägen sollte, das ahnte er damals sicher noch nicht.
Gut sechs Jahre später feierte er im Olympiastadion seinen Einstand, bei seinem 60. Länderspiel, dem Eröffnungsabend am 26. Mai. Deutschland besiegte die Sowjetunion mit 4:1. Die Tore erzielte Müller, Müller, Müller und Müller. Der viermalige Gerd. Dann machte es Bumm.
Knapp fünf Wochen später, bei der Premiere des FC Bayern, traf auch Beckenbauer. In der entscheidenden Partie um die Meisterschaft bezwang die Truppe von Udo Lattek den Rivalen aus Schalke mit 5:1. Beckenbauer traf dabei mit einem Freistoß zum Endstand, bevor er als Kapitän auf der Haupttribüne die Meisterschale in Empfang nahm. Zwei weitere Meistertitel brachten Beckenbauers Bayern hier unter Fach und Zeltdach, 1973 und 1974, im Stadion legten sie die Grundsteine für ihre drei Trophäen im Landes-meisterpokal. Hier bestritt der Franz auch sein letztes Spiel für die Bayern vor seinem Abschied nach New York, 1977 gegen Gladbach.
Auch als Trainer wurde das Olympiastadion für Beckenbauer zu einer Erfolgsstätte, mit der Meisterschaft 1994, dem Uefa-Pokal 1996. Bis zum Exodus der Bayern nach Frött-maning war Beckenbauer allgegenwärtig, in seinen Funktionen als Präsident oder TV-Experte, wenn er Spiele seiner Bayern gern als Auftritt einer Schülermannschaft einord-nete oder als ein Derby Obergiesing gegen Untergiesing. Natürlich blieb auch jener Spruch, in dem er im Zuge der Neubau-Diskussion auf einen Terroristen hoffte, der die Schüssel wegsprengen möge. Unvergessen. Ein echter Beckenbauer eben.
Wer ihn in seiner Zeit erlebte, wird sich aber vor allem an die Herzlichkeit erinnern und an den Charme, mit dem er vor den Spielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Olympia-parks mit Handschlag begrüßte und sich immer wieder Zeit nahm für einen kleinen Ratsch. Das Olympiastadion war Beckenbauers Heimat. Und dass er einmal meinte, es sei recht zugig und der Wind würde ihm zu sehr ins Gesicht pfeifen, das macht auch nichts. Im Gegenteil, so wird er hier auf ewig wehen, der Geist des Kaisers.
Florian Kinast ist freier Journalist.
Der Text ist mit freundlicher Genehmigung der Park Post der Olympiapark München GmbH entnommen.
ELISABETH SCHHLAMMERL
Interviewtermin mit Franz Beckenbauer vor der Vergabe der Fußball-WM 2006. Treffpunkt war der Ankunftsbereich des Münchner Flughafens. Beckenbauer kam mit seinem Berater Fedor Radmann von einer der vielen Werbe-Touren rund um den Globus zurück. Das Interview sollte in einem Hotel in der Nähe des Flughafens stattfinden, aber Beckenbauer wollte zuerst noch sein Auto aus dem Parkhaus abholen und bat die Redakteurin des „Münchner Merkur“ mitzukommen. Er hatte seinen Wagen ein paar Tage zuvor beim Valet Parken abgeben, „das ist praktisch, denn dort wird das Auto gleich gewaschen“, so die Begründung. Während der Schlitten eines Stuttgarter Autobauers vorgefahren wurde, plauderte Beckenbauer mit dem Kassierer über dies und das. Über Fußball, natürlich, das Wetter, den Beruf. Der Fußball-Kaiser begegnete eben allen Menschen auf Augenhöhe. Anschließend beglich er die sehr üppige Rechnung – und gab ein noch üppigeres Trink-geld dazu. So etwas kann gelegentlich großkotzig wirken - nicht aber bei Franz Becken-bauer. Der hat es mit seiner ihm gegebenen Nonchalance wie eine Selbstverständlichkeit aussehen lassen. Und das war sie für ihn ja auch.
Elisabeth Schlammerl, 1. Vizepräsidentin des Verbands Deutscher Sportjournalisten (VDS), ist freie Journalistin.
VON ERICH WARTUSCH
Was für ein Auftrag! Als ganz junger Reporter vom Lokalradio sollte ich zu diesem Profi-Golfturnier in der Nähe von Landshut. O-Töne einsammeln von allen Stars: Howard Carpendale, Sascha Hehn, Franz Beckenbauer u.v.m.. Als ich dort ankomme, ist nicht zu übersehen, wo der "Kaiser" gerade seinen Schläger schwingt. Für Hehn und Carpendale interessiert sich niemand. Etwa 200 Menschen dagegen ziehen mit Beckenbauer von Loch zu Loch.
Neben ihm sind drei Unbekannte in seinem Flight mit unterwegs. Als ich ihn in einer Pause für ein kurzes Interview vors Mikro bekomme, frage ich ihn, ob ihn das nicht störe, wenn so viele Menschen jeden einzelnen Schlag genau verfolgen. Seine Antwort in der typisch beckenbauerschen Art: „Ach nein! Die Leute schauen ja nicht wegen mir zu. Da sind ja der Lehner Michael, der Küffner Florian und der Winklmüller Sebastian*. Die spielen ja viel besser als ich. Wegen denen schaun die Leut zu!“
VON BERND WOLDT
Als Sportjournalist bei tv.münchen von 1995 bis 2005 und danach als freier Videojour-nalist für den sid und andere Medien habe ich einige Interviews mit dem Kaiser machen dürfen. Viele davon auf dem Golfplatz, wo es dann aber meistens nicht um Golf, sondern um den FC Bayern oder die Nationalmannschaft ging.
Am meisten in Erinnerung geblieben ist mir die Fragerunde im Olympiaturm am vierten November 2013, wo sich Franz Beckenbauer kurz vor dem Bürgerentscheid am zehnten November zusammen mit der damaligen Staatsministerin Christine Haderthauer für die Olympiabewerbung für die Winterspiele 2022 in München einsetzte. „Wir brauchen die Spiele“ sagte er bei dem Pressetermin, bei dem sicher rund 20 Medienvertreterinnen und -Vertreter anwesend waren und ihre Fragen zum Bürgerentscheid, aber auch vielen anderen Themen stellten.
Die Veranstalter der Presseveranstaltung wollten nur Fragen zur Olympiabewerbung zulassen. Nachdem ein Kollege eine Frage zu einer gerichtlichen Verurteilung eines Sportlers oder Funktionärs stellte, gab es eine Ermahnung, sich doch auf Olympia in München zu beschränken. Für mich war das gar nicht gut, denn der sid hatte mich gebeten, den Kaiser zur Vergabe der Fussball-WM nach Katar zu fragen, wo es Gerüchte um schlimme Zustände auf den Stadion-Baustellen gab. Also wartete ich zwei weitere Fragen von Kollegen zum Thema „Ja - für die Winterspiele 2022“ ab.
Als es dann nach der zweiten Antwort vom Kaiser ruhig blieb, scheinbar niemand mehr etwas wissen wollte, fasste ich mir ein Herz und formulierte meine Frage: „Jetzt gab es ja
den Skandal um Katar – das betrifft jetzt natürlich die FIFA – aber, es könnte ja auch in Sotschi (Winterspiele 2014) so sein, dass da Arbeiter wie Sklaven verheizt werden. Was haben sie gedacht, als sie davon gehört haben und kann man auf die grossen Verbände wie FIFA oder IOC einwirken, dass so etwas auf keinen Fall passiert?“
Zwischen Frage und Antwort lag keine Sekunde Pause, denn Franz konnte sich anschei-nend nicht vorstellen, dass so etwas möglich war, was ich ihm bei seiner Gutherzigkeit auch durchaus geglaubt habe: „Ich weiss nicht, wie oft ich jetzt in Katar war. Das ging los mit der Bewerbung vor 15 Jahren. Also ich habe noch keinen einzigen Sklaven in Katar gesehen. Die laufen alle frei rum, weder in Ketten gefesselt und auch nicht mit irgendeiner Büsserkappe auf dem Kopf. Also, das habe ich noch nicht gesehen. Wo diese Meldungen herkommen, ich weiss es nicht. Ich habe mir vom arabischen Raum ein anderes Bild gemacht. Und ich glaube, mein Bild ist realistischer.“
Diese Aussage habe ich in den folgen Monaten, Jahren und auch jetzt, nach seinem Tod wieder, unzählige Male in politischen Magazinen oder Comedy-Formaten wie der heute.
show, Harald Schmidt Latenight oder tv.total gesehen. Für mich war die Aussage „typisch Franz“. Er trug sein Herz auf der Zunge und sah immer das Gute, selbst in Katar. Auch, wenn er hier sicher einmal falsch lag.
Bernd Woldt ist Geschäftsführer und Redaktionsleiter von 1FLTV, dem Fersehen für Liechtenstein
VON KLAUS K. MÜLLER
Desaster bei der Fußball-EM 1984 in Frankreich. Deutschland war erstmals nach der Vorrunde ausgeschieden. Trainer Derwall stand in der Kritik und Fußball-Deutschland forderte seine Ablösung. Die BILD-Zeitung schlug Franz Beckenbauer als seinen Nachfolger vor.
Ich war damals als adidas-PR-Chef zufällig Zeuge in der Pariser Runde der BILD-Journalisten und Max Merkel, die mit Engelszungen auf Franz Beckenbauer einredeten, um den damaligen BILD-Kommentator davon zu überzeugen, dass er den deutschen Fußball zu retten habe. Für alle war klar: der „Kaiser“ muss es richten. Doch der zierte sich, war von der Idee keineswegs begeistert. ließ aber die Entscheidung offen und verabschiedete sich mit seiner ihm eigenen Lebensphilosophie: „Schaun mer mal…“
Tags darauf war ich mit Franz und seiner Lebensgefährtin Diane Sandmann zu einer Golfrunde verabredet. Und zwar im prächtigen Golfclub „ParisLongchamps“, am Rande des Bois de Boulogne gelegen. Der Kaiser war nervös, fand nicht so recht zu seinem Spiel und wer mit ihm schon mal eine Golfrunde gedreht hat, weiß, dass da schon hin und wieder ein Schläger durchs Gelände fliegen kann. In seinem Kopf ratterte natürlich ständig der Gedanke: mach ich’s oder mach ich’s nicht. Auch für mich war klar: Franz, du musst das machen!
Wir waren an Loch 11 oder 12 - nach vierzig Jahren verblassen Erinnerungen leider immer mehr - als Franz sich plötzlich verabschiedete: „Ich hab einen Termin beim Neu-berger. Muss leider los, sonst schaffe ich das nicht rechtzeitig.“ Und weg war er. Diana und ich beschlossen aber die 18 Fairways in aller Ruhe zu Ende zu spielen.
Alle wissen natürlich wie das Gespräch mit DFB-Präsident Hermann Neuberger ausge-gangen ist. Der „Kaiser“ wurde Teamchef und krönte diese Herausforderung sechs Jahre später mit dem Gewinn der Fussball-Weltmeisterschaft in Rom.
Wir waren mal wieder mit unserem Freundeskreis „Schneeforscher“ in Obertauern unterwegs. Am Abend stand in der Sporthalle ein Fußballspiel gegen die Skilehrer auf dem Programm. Das plätscherte so mit knappem Ergebnis vor sich hin. Ich erhielt auf der linken Außenposition einen scharfen Ball zugespielt, der aber mich nicht erreichte, sondern einen dort positionierten Papierkorb umsäbelte. „Kaiser“ Franz (Rang „Schneeforscher-Botschafter“, “Präsident“ war Uwe Seeler) konnte sich ob meines Ordnungssinnes gar nicht mehr einkriegen und schimpfte: „Wir spielen hier Fußball und der Zauberer stellt stattdessen einen umgefallenen Papierkorb wieder auf“. Wer den Franz kennt, weiß dass diese Rüge todernst gemeint war, auch wenn es sich nur um ein „Gaudi-Spiel“ gehandelt hat.
Wir hatten uns mal wieder mit Brigitte und Franz Beckenbauer getroffen. Meine Frau Wilma war schwanger. Als wir über den kommenden Nachwuchs plauderten, sagte Brigitte: „ Wenn’s ein Mädchen wird, werde ich Taufpatin.“ Und Franz antwortete spontan: „Und wenn’s ein Junge wird, dann werde ich Patenonkel.“
Das war 1974 bevor Franz Weltmeister wurde. Anfang Januar 1975 wurde mein jüngster Sohn Simon geboren. Franz stand zu seinem Wort. Unter größter Geheimhaltung wurde die Taufzeremonie vorbereitet. Wir wollten natürlich einen „Sturm“ auf die Kirche in Trudering verhindern. Franz war nach dem Gewinn der WM noch populärer als zuvor. Es gelang die Taufe im kleinsten Familienkreis über die Runde zu bringen. Anschließend wurde bei uns zuhause in Waldtrudering fröhlich gefeiert. Als Taufgeschenk gab es einen silbernen Taufbecher.
Franz und Simon trafen später noch oft zusammen. Simon, selbst ein guter Golfspieler, war hin und wieder als kleiner Junge auch stolzer Caddy, wenn der Franz eine Golfrunde drehte. Und jedes Mal, wenn sie sich trafen, wechselte ein größerer Geldschein seinen Besitzer.
Heute bekommen alternde Fußball-Stars wie Ronaldo, Benzema oder Firmino in Wüstenstaaten fürstliche Gehälter. Als Franz Beckenbauer 1973 erstmals mit einer Wüste in Kontakt kam, hätte er von solchen Gehältern nicht einmal geträumt. Und doch war er vermutlich der erste Fußball-Star, der in der Wüste Geld verdiente.
So geschehen bei den Dreharbeiten zum Film „Libero“ (Regisseur Wigbert Wicker, Nebenschauspieler Harald Leipnitz, Klaus Löwitsch) , einem missglückten Mix aus Filmhandlung und Dokumentation. Hauptdarsteller Franz Beckenbauer. Einige der Sequenzen wurde auch in Israel gedreht. Ich hatte das Vergnügen für BILD über die Dreharbeiten berichten zu können.
Von Eilat aus machte die Film -Crew einen Abstecher in die nahe gelegene Wüste Negev. Dort kam es dann zu dem für mich historischen Moment in sengender Mittagshitze und umtriebigen Winden: ein Fußballs-Kick mit dem „Kaiser“. Wer kann schon von sich behaupten, dies je an einem solchen Ort getan zu haben.
Übrigens: „Libero“ wurde nicht das erhoffte Geschäft und fiel bei einem Großteil der Kritiker durch. Eine Einordnung unter „die schlechtesten Filme aller Zeiten…“ war das schonungsloseste Urteil.
Klaus K. Müller war PR-Chef bei adidas und Sportchef von BILD München.
VON RAIMUND HINKO
Wann immer von Dir zuletzt die Rede war, lieber Franz, habe ich mir vorgenommen, dass es lustig sein soll, wenn die traurige Nachricht kommt. So als würdest Du mitlesen können, wenn ich über Deinen Tod schreibe, der sich in den letzten Monaten angedeutet hat, immer greifbarer wurde. Und als würdest Du nun herzhaft lachen können, wo alles – nein längst nicht alles natürlich, auch wenn Du an Gott zuletzt verzweifelt bist – vorbei ist.
Als wir zuletzt zusammensaßen, im Hotel Friesacher in Anif bei Salzburg, fragte ich, ob Du noch Freude an Deinen Weinbergen in Südafrika hast. „Ich habe meine Anteile abge-geben“, hast Du gesagt. „Ich darf ja nach meiner Herz-Operation keinen Alkohol mehr trinken. Was brauch ich da ein Weingut, wenn ich Wasser trinke.“ Und ich entgegnete: „Wo Dir doch immer nachgesagt wurde, dass Du Wasser zu Wein verwandeln kannst.“
Ja, dann haben wir herzhaft gelacht. Immer noch regelmäßig telefoniert, wenn ich meine schnöden Artikel mit Zitaten von Dir schmücken wollte. Bis in den letzten Monaten nur noch Stille war.
Mir zerspringt beinahe der Kopf, wenn ich an mein Leben denke, das Du so entscheidend mitgestaltet hast. Ich war damals 17, spielte in der Bayern-Jugend mehr schlecht als recht Fußball, als Du mit 22 schon ein Heiliger beim FC Bayern warst, Herausgeber der Stadionzeitung „Bayern-Echo“. Ich nahm also meinen Mut zusammen und fragte: „Franz, kann ich mal Artikel schreiben für Deine Zeitung?“ Ich durfte, landete schließlich bei der BILD und der SPORT BILD. Und Du hast gesagt: „Schreib lieber weiter. Das kannst besser als Fußball spielen.“
Die Jahre vergingen, ich war Jugend-Trainer bei Bayern, trainierte u.a. Thomas, Michael und Stephan, Deine drei Söhne (viel später folgten noch Francesca und Joel). Du hast das vom Profitraining aus kritisch beäugt und schließlich gesagt: „Werd lieber Trainer. Das kannst besser als schreiben.“
Ich habe an unsere Anfangszeiten gedacht, als wir Jugendspieler gelauscht haben, was in der Kabine nebenan los war, wir waren in einer Baracke (ja, der FC Bayern war mal arm wie eine Kirchenmaus, ehe Präsident Wilhelm Neudecker und später Uli Hoeneß als Manager übernahm) nur durch eine Pappwand getrennt. Wir lauschten den Worten von Dir, Gerd Müller, Sepp Maier und Katsche Schwarzenbeck.
Ich sehe uns nach dem EM-Aus 1984 in einem Weingarten vor dem Schloss Versailles sitzen, als Dich die BILD-Reporter Jörg F. Hüls, Alfred Draxler, Max Merkel (als Kolumnist) und meine Wenigkeit drängten, dass Du als Teamchef die Nationalmannschaft über-nehmen sollst. Dass Du Dich nach Kräften gewehrt und am Ende doch nachgegeben hast.
Oft genug musste ich mit meiner Flugangst bei Wind und Wetter in irgendwelche Flieger steigen. Bis Robert Schwan, Dein Manager, mich anherrschte: „Hinko, schau immer den Franz an. Solange der an Bord ist, stürzt ein Flugzeug niemals ab.“ Das half ein bisschen. Schwan war es auch, der irgendwann sagte: „Hinko, Du Arschloch, schreibst ab sofort die Monats-Kolumnen für den Franz.“ Ich schrieb mir dann zwölf Jahre für „gms“, eine Tochter von dpa, die Finger wund. Nie erschien auch nur ein Wort in Deutsch, alles wurde ins Spanische, Englische, Chinesische, Japanische übersetzt. Für die internationale Fußball-Welt war das wie ein Evangelium.
Franz, ich höre bis heute, wie Du nach Deinem Wechsel von Bayern zu Cosmos New York geschimpft hast: „Wage es ja nicht, mich zu besuchen. Dann werf ich Dich in den Hudson River.“ Du warst wütend, weil ich kritisch über das Ehe-Aus mit Deiner ersten Ehefrau Brigitte berichtet hatte, über die Affäre mit der Fotografin Diana Sandmann, die schließlich zwölf Jahre lang währte.
Jetzt fällt mir einer Deiner Lieblingssprüche ein. Wenn Dich Gerd Müller mit dem Auto abholte und drängte: „Franz, Du bist wieder mal zu spät dran, wir haben gleich Treffpunkt am Flughafen“ oder ob wir in Salzburg beim Interview saßen und der Pilot drängte, Du hattest immer denselben Spruch drauf: „Pass mal auf. Ohne mich“, oder „ohne uns“, fliegt niemand ab. Nie hast Du gesagt: „Ich bin unentbehrlich.“ Zu Müller hast Du höchstens gesagt: „Dicker, pass mal auf, ohne Deine Tore läuft bei uns nichts.“
Doch lass uns noch ein bisschen lächeln, lieber Franz. Im Januar 1994 war es, als Du, längst Bayern-Präsident, auch das Traineramt übernommen hattest für die Rückrunde,
als im Trainingslager nahe Nizza Gewitterwolken aufzogen. „Das Training ist gleich vorbei“, rief ich rein zu Mehmet Scholl. Als das erste leichte Donnergrollen zu hören war, hast Du gerufen: „Genug für heute.“ Franz, Du weißt schon, was kommt: Du hattest Angst davor, dass unter Deinem schütteren Haar im Regen die Glatze erscheint. Mensch, was haben wir gelacht. Auch, weil Du immer betont hast, dass Bobby Charlton (gestorben 2023 mit 86) eine noch breitere Glatze hatte als Du. Zuletzt hatten wir ein langes Gespräch über den WM-Sieg im Viertelfinale 1970 in Mexiko, das 3:2 gegen England nach Verlängerung. Du konntest Dich nicht mehr an alles erinnern. Doch dass es für Dich eine Ehre war, diesen tollen Fußballer zu bewachen. Mit spielerischer Leichtigkeit hast Du das erledigt. Bis Bobby ausgewechselt wurde.
Raimund Hinke war Redaktionsleiter des Münchner Büros der Zeitschrift Sport Bild.
VON SAMMY MINKOFF
In den 90er Jahren und den ersten Jahren des neuen Jahrtausend war ich viel mit Franz Beckenbauer in Sachen Golf unterwegs. So auch in der ersten Mai Woche 2001. In St. Leon-Rot, dem Golfplatz von SAP fand in dieser Woche die SAP Open statt. Am Mittwoch findet immer ein sogenanntes ProAm Turnier statt. Da spielen eingeladene Amateur Golfer mit einem Pro zusammen eine Runde Golf. Es war der 16. Mai 2001.
Franz Beckenbauer spielte zusammen mit Tiger Woods. Da dies der attraktivste Flight an diesem Tag war, ging ich alle 18 Löcher mit. Leider war es an diesem Tag sehr heiß. Die Organisatoren des ProAm Turniers hatten an jedem Grün ein kleinen Stand aufgebaut, an dem es kalte Getränke gab.
Leider halten sich die SAP Organisatoren für so elitär, dass sie Fotografen für Menschen 2. Klasse halten. Die Anweisung war klar: Keine Getränke für die Fotografen. So wurde mir das gesagt. Der Franz sah das während er am Grün puttete, legte seinen Golfschläger hin, ging zum Getränkestand und holte zwei Flaschen Mineralwasser und brachte sie mir - ohne das ich ein Wort zu ihm gesagt hatte. Ich bedankte mich und er spielte weiter mit Tiger Woods Golf.
So war halt der Franz.
Sammy Minkoff hat u.a. bei etwa 60 Golf-Major-Turnieren fotografiert.
VON RONALD RENG
Als Student Mitte der Neunzigerjahre verdiente ich mein Geld, indem ich Sportberichte für die Süddeutsche Zeitung schrieb. Dabei lernte ich auch Franz Beckenbauer kennen. 1994 trainierte er kurzfristig den FC Bayern. In Erinnerung geblieben ist mir vor allem, wie er mit einigen Münchener Journalisten und mir darüber debattierte, wie charmant Frau Fischer sei. Frau Fischer kam damals als Fernsehjournalistin jeden Tag zum FC Bayern und stellte Fragen, die vielen anderen Sportjournalisten merkwürdig erschienen. Beckenbauer teilte uns mit, er finde Frau Fischer fesch, und unterhaltsam seien die kuriosen Fragen eh.
Solche Gespräche führte ich sonst mit meinen jungen Mitbewohnern in der Studenten-WG. Aber offenbar konnte man mit dem Kaiser genauso reden.
Ronald Reng ist Sportjornalist und freier Autor. Im März 2024 erscheint sein neues Buch „1974 – Eine deutsche Begegnung“.
VON GUIDO BOLTEN
Mit den Zebras bin ich als Bergmanns-Kind im Wedau-Stadion groß geworden. Ennatz Dietz war mein Held. Und die Europameister von 72 und späteren Weltmeister mit Franz Beckenbauer im lead. Mitte der 80er lernte ich ihn als Radio- & TV-Reporter erstmals kennen. Damals wie auch 25 Jahre später in der Champions League bei SAT.1 war Franz - trotz Lichtgestalt-Sein - immer zuerst eines: Bescheiden. Diese Gabe im Augenschein seines Weltstar-Status war und ist einzigartig. Wir haben nicht nur einen der besten Fussballer aller Zeiten verloren, sondern noch mehr einen ganz besonderen Menschen. Das ist sehr traurig. Bleiben wir dankbar, dass es ihn gab.
Guido Bolten ist CEO bo&co und war Programmchef bei Discovery Deutschland.
VON MICHAEL GERNANDT
Begegnung mit Franz B., Teil eins
Ort des Treffens: Ein Hotel in München, der (leicht verschwommenen) Erinnerung nach irgendwann im Jahr 1999. Anlass des Treffens: Eine Konferenz des FC Bayern mit den Sportchefs der Münchner Medien. Absicht derselben: Vorstellung eines Angebots des Vereins zur Neuregelung der aus Clubsicht Wildwuchs gleichenden Kommunikation zwischen dem FCB und der Journaille. Vortragender des Projekts: der Präsident höchst-selbst. Schlüsselstelle des Angebots: Kontaktaufnahme der Medienschaffenden mit Spielern, Trainer und Funktionären künftig nur nach telefonischer Vereinbarung eines Termins.
Stimmung im Raum, die Erste: Sekunden des Schweigens. Als Erster durchbricht der Sportvorsteher der SZ die Stille. Gernandt zu Franz B.: „Die SZ ist unter folgender Voraussetzung einverstanden mit dem Angebot: Dass alle Kollegen sich daranhalten und wichtige Informationen des Vereins nicht wie gehabt schon einen Tag zuvor an die Bild-Zeitung durchgesteckt werden“. Stimmung, die Zweite: Beckenbauer, FCB-Chef und Kolumnist des erwähnten Blatts, springt wütend auf und schreit mich an: Sie sind wohl einmal zu viel in die Grube gesprungen. Ich merke, dass ich einen wunden Punkt beim Libero getroffen habe und antworte: „Herr Beckenbauer, Sie verwechseln mich jetzt mit einem SZ-Kollegen, der früher Weitspringer war (gemeint war Hans Eiberle/d.Autor), ich bin immer nur 100 m gradaus gelaufen“. Greife meinen Notizblock und verlasse den Raum.
Begegnung mit Franz B., Teil zwei.
Im Sommer 2000 zieht Beckenbauer die WM 2006 an Land. Auch die SZ berichtet in großer Aufmachung, u.a. mit einem Kommentar vom Sportchef, der einer Eloge auf den Franz nahekommt. Tags drauf wird mir aus der Säbenerstraße zugetragen (sic!), der Präsident sei darüber sehr erfreut gewesen, sinngemäß so: Ja, da schau her, ausge-rechnet der Gernandt.
Drei Monate später, wieder ein Hotel in München. Mitgliederversammlung des vom FC Bayern unterstützten Vereins „Sportler für Organspende“. In der Pause der Tagung: Gernandt steht Kaffee trinkend mit zwei Helden der Leichtathletik, Ingrid Mickler-Becker und Martin Lauer, am Stehtisch im Foyer, als sich von der Seite Franz Beckenbauer nähert und ruft: „Da isser ja, der Michi“. Stellt sich zu uns, klopft mir auf die Schulter und fragt: „Samma wieder gut mitnand?“
Ein echter Beckenbauer, meint ein halbes Jahr später Michael Gernandt.
Michael Gernand war Sportchef der Süddeutschen Zeitung und ganz lange davor Sprinter im Trikot des VfB Stuttgart und 1860 München (Bestzeit 10,4Sekunden)
VON HANS EIBERLE
1974, drei Tage nach der WM-Niederlage gegen die DDR. Über der Sportschule Kaiserau braute sich ein Gewitter zusammen. Bald würde er es blitzen und donnern lassen: Franz Beckenbauer. Ich stand mit Kollegen vor dem eisenen Rolltor. Wir wollten mit Bundes-trainer Helmut Schön sprechen. Es hieß, der liege mit Magenschmerzen im Bett und habe nach heißer Milch verlangt. Nach geraumer Zeit erschien Schön doch am Tor. Ich verstand mich gut mit ihm, deshalb traute ich mich zu fragen, ob er zur Pressekonferenz Franz Beckenbauer mitbringen könne. Ein unerhörtes Ansinnen, das war damals nicht üblich. Antwort, der Franz liege auf der Massagebank. Einwand, vielleicht sei er ja schon fertig. Schön grummelte und ging.
Wir staunten: Zur Pressekonferenz kam Schön in Begleitung von Beckenbauer. Oder war es umgekehr? Franz, der Libero, war so frei. Ich schrieb in der Süddeutschen Zeitung: „Franz Beckenbauer, aus der Sportschule in Kaiserau bei Dortmund auf Wunsch 'von der Massagebank' (Bundestrainer Schön) ins nahe Jugendheim des Westfälischen Fußball-verbands geholt, schien dies keineswegs als Störung zu empfinden. Der Kapitän der angeschlagenen bundesdeutschen WM-Truppe machte eher den Eindruck, als käme ihm die Gelegenheit zupaß, seine Auswegsvorschläge aus der Misere bundesweit verbreiten zu können und Helmut Schön bei deren Verwirklichung den Rücken zu stärken.“
Aber als er beim Verlassen der PK an mir vorbeiging, zischte er: „Gell, des machen'S fei nimmer.“ Dieser Satz kann getrost zwischen Anführungszeichen stehen, denn er hat sich mir eingeprägt. Ob er ehrlich gemeint war, werde ich nicht mehr erfahren, zumindest nicht in diesem Leben.
1977. Ich saß alleine in der Sportredaktion der Süddeutschen Zeitung: Spätdienst, es war nicht viel los. Doch dann kam die Meldung. Sie erschien nicht auf dem PC, der war noch nicht erfunden. Sondern auf Papier, von Fernschreiber abgerissen, vom Hausboten gebracht: Franz Beckenbauer zu Cosmos New York. Mit einem Pingpong-Spiel zwischen Springers Welt und Springers Bild öffentlich gemacht. In der Welt stand die Meldung, Bild berichtete groß.
Ich rief meinen Chef an. Vergebens, damals trug noch keiner ein Smartphon mit sich herum; das erste Mobiltelefon kam in Deutschland 1983 auf den Markt. Nach und nach spukte der Fernschreiber mehr Meldungen aus, die ich zu einem Artikel zusammenstellte. Aber der, fand ich, müsse kommentiert werden.
Ich schrieb einen Kommentar. Es war keiner da, der zur Besonnenheit geraten und mir die Überschrift ausgeredet hätte: „Vom Fußballkaiser zum Reklamekasperl“; die zitierte sogar der Spiegel.
Weshalb so hart formuliert ? Weil der DFB-Präsident Hermann Neuberger in den USA eine „Operettenliga“ ausgemacht hatte. Weil ich sauer war. Kurz zuvor hatte mir in einem langen Interview für die SZ Robert Schwan, des FC Bayern und Beckenbauers Manager, die Zukunft des Clubs MIT der Lichtgestalt geschildert und einen Wechsel frühestens nach der WM 1978 in Aussicht gestellt. Und weil Schwan nicht nur mich verarscht hatte, sondern das gesamte deutsche Fußballvolk.
Immerhin bekam ich Dettmar Cramer ans Telefon, Beckenbauers Trainer und einstigen Trauzeugen. Was der für seine gelegentlich deftige Ausdrucksweise bekannte Cramer von sich gab, war leider nicht druckreif. Aber er hatte ein Vierteljahr zuvor während unseres Rückflugs vom Weltpokalfinale in Belo Horizonte in einem Interview für die SZ erklärt, wie er sich die Zukunft ohne Beckenbauer vorstelle: „Das muss sein wie eine saubere, gekonnte Operation. Der Stil des FC Bayern muss sich über Nacht ändern.“ Das konnte ich noch einmal zitieren. Cramer hat diese OP nicht mehr beim FC Bayern erlebt. Im Dezember wurde er Teil eines Tauschgeschäft mit Eintracht Frankfurt: Cramer gegen Gyula Lorant.
1986, WM mit DFB-Teamchef Franz Beckenbauer. Wir Journalisten wohnten in Querétaro im Hotel Galindo zwar nicht mehr mit der Mannschaft unter einem Dach, aber in derselben Anlage. Schräg gegenüber von meinem Zimmer imTiefpaterre befand sich die Redaktion von Bild. Dort sah ich den Teamchef Franz Beckenbauer ein- und ausgehen. Während ich über verschiedene Möglichkeiten der Mannschaftsaufstellungen grübelte, lieferte der sie
bei den Nachbarn ab. Das nervte.
Andererseits: Ich passte Beckenbauer auf dem Weg vom Restaurant zum DFB-Trakt ab und bat um ein Einzelinterview. Und bekam es. Anderntags saßen wir unter einem Baum und redeten. Ja, die gute, alte Zeit für Journalisten. Sie endete in Mexiko. "Mit Sicherheit der größte Fehler den wir gemacht haben", so Beckenbauer, sei gewesen, "die Presse mit ins Quartier zu nehmen. Man wird immer beobachtet, die Photografen sind immer dabei. Das wird mit Sicherheit nie mehr in Frage kommen, weil's halt einfach nicht geht."
1995. Ich war eingeladen zu Franz Beckenbauers 50. Geburtstag – zusammen mit Tausenden von Wegbegleitern. Im Olympiastadion spielte eine Weltauswahl gegen eine deutsche Jahrhundertelf, mit Beckenbauer, eine Halbzeit hier, die andere dort. DAS KAISERSPIEL, so stand es im Programm. Die Einnahmen flossen in die Franz-Beckenbauer-Stiftung.
Danach wurde im Schützenzelt auf der Wiesn gefeiert. Zur Erinnerung an den denkwürdigen Tag gab es ein Bierkrügerl, mit Foto und Namenszug. Ich habe es in Ehren gehalten.
Vermutlich war ich der Einzige meiner Generation, der Beckenbauer nicht duzte. Ich habe nie verstanden, weshalb Menschen sich von mir duzen lassen sollten, bloß weil sie beruflich in kurzen Hosen unterwegs sind. Journalisten fuhren damals gelegentlich im
Mannschaftsbus mit, weil sie sonst nach Auswärtsspielen das letzte Flugzeug nach München nicht mehr erreicht hätten. Sie aßen nicht selten auf Einladung mit den Spielern an einem Tisch. Es kam vor, dass ein späterer Weltmeister seinen Geburtstag in der Wohnung eines Journalisten feierte, weil der mit Frau und Kind schon drei Zimmer bewohnte, der Fußballer aber nur zwei. Das war zu viel Nähe, das Sie schuf wenigstens ein bisschen Distanz.
Als wir beide alt waren, Franz Beckenbauer, und ich noch acht Jahre älter als er, begeg-
neten wir uns gelegentlich vor einem Bundesligaspiel in der Arena. Er begrüßte mich mit „Servus, Urgestein“.
Hans Eiberle war Redakteur und Fußballschreiber der Süddeutschen Zeitung
VON ARMIN GIBIS
Als fußballverrückter Autogrammjäger ist es im München der frühen
70er Jahre eine Ehrensache gewesen, den uns so wichtigen Schriftzug aus erster Hand zu bekommen. Und somit wurde anno 1971 auf einem Bolzplatz die für uns absolut abenteuerliche Idee geboren, zum
besten Fußballer der Welt zu radeln. Von der Trabantenstadt Blumenau in den feinen Vorort Solln. Dort, wo Franz Beckenbauer mit seiner Familie in einem noblen Haus wohnte.
Die Adresse hatte mein Fußball-Freund Günter heraus-bekommen (der es übrigens dann im Erwachsenenalter als Rekord-Autogrammjäger ins Guinessbuch der Rekorde schaffte). Wir hatten Pech, verpassten
Beckenbauer nur um Sekunden, er fuhr uns am frühen Nachmittag vor der Nase davon. Natürlich ins Training.
Wir warteten vor dem Gartentor, wo die drei Beckenbauer-Buben, beaufsichtigt von zwei Kindermädchen, spielten. Auf der Treppe vor der Eingangstür stand die Beckenbauer-Oma Antonie und versicherte
uns: „Der Franz, der kommt scho wieda.“ Unterdessen gelang es dem kleinen Stephan Beckenbauer, damals ungefähr zweieinhalb, sich meinen Filzstift zu schnappen. Damit bemalte er sich die Hände, die
Arme, das Gesicht. Als schließlich eines der Kindermädchen versuchte, ihm das Ding zu entwenden, schrie er wie am Spieß. Irgendwie fühlte ich mich dafür sehr schuldig.
Nach den geschlagenen drei Stunden tauchte endlich wieder Beckenbauers Sportwagen auf. Jetzt hieß es schnell sein. Nicht, dass der Kaiser in der Garage verschwindet. Ich spurtete in Richtung
Einfahrt, schlitterte auf dem Rollsplit um die Kurve und landete direkt vor Beckenbauer, der von seiner Frau Brigitte mit inniger Umarmung und Küsschen in Empfang genommen wurde. Die beiden
schreckten kurz auf und beendeten das Tete-à-Tete. Auch mir, dem 13-Jährigen, war die Peinlichkeit bewusst. Doch es fiel kein böses Wort, vielmehr nahm Beckenbauer lächelnd meinen Kugelschreiber (den
Filzstift hatte immer noch Stephan) und unterschrieb meine Fußballbilder.
Das (leider verschollene) Prunkstück war übrigens ein dem „kicker“ entnommenes ganzseitiges Brustbild im Nationaltrikot. Es hing, obwohl ich eigentlich Sechziger-Fan war, einige Jahre in meinem
Kinderzimmer. Beckenbauer wirkte darauf strahlend jung, voller Lebenskraft, irgendwie unsterblich. Ich dachte: Der Franz Beckenbauer wird immer so bleiben, der wird nie alt
werden.
Franz Beckenbauer ist ja in vielen Rollen zu Ruhm und Ehren gekommen. Mich hat er am stärksten als Spieler beeindruckt. Seine unglaubliche Leichtigkeit, die scheinbar Unantast-barkeit, wenn er am Ball war, dieses fast schon magische Ballgefühl, formte sich – so meine These – zur Basis dieser ganz besonderen Aura, die ihn Zeit seines Lebens begleitete.
Einige auch für seine Verhältnisse außergewöhnlichen Momente
seiner Fußballkunst erlebte ich als 13-Jähriger im Herbst 1971 im Grünwalder Stadion. Die Bayern spielten gegen den VfB Stuttgart, nach einer guten Stunde hatten sie einen 0:2-Rückstand egalisiert
und drückten mit aller Macht auf den Siegtreffer. Torhüter Skoric wusste sich nicht anders zu helfen, als mit weiten Abschlägen in die Bayern-Hälfte für ein bisschen Entlastung zu sorgen. Dort stand
unbedrängt stets Franz Beckenbauer, der Libero. Er nahm den Ball aber nicht mit der Brust an, oder köpfte ihn zu dem am Mittelkreis postier-ten Katsche Schwarzenbeck. Nein, der Kaiser unterlief die
Kugel, knickte das rechte Bein nach hinten, so dass er den Ball – ohne umzusehen - mit der Fußsohle derart butterweich erwischte, dass er ihm – im kleinen Bogen über den Kopf fliegend – genau vor die
Füße in die Laufrichtung fiel. Unfassbar. Es war wie im Zirkus. Und zugleich natürlich extrem riskant. Aber Franz fühlte sich an diesem Nachmittag so sicher, dass er das Kunststück noch zweimal
wiederholte.
Am nächsten Tag spielten wir auf unserem Bolzplatz in der Blumenau zunächst nicht wie gewohnt drei gegen drei, sondern jeder versuchte sich am Beckenbauer-Kunststück: Ball hochwerfen, ihn
unterlaufen, Bein anwinkeln. Wenn ich mich recht erinnere, ist es mir kein einziges Mal gelungen, die Kugel auch nur zu berühren.
Franz Beckenbauer galt ja immer als Charmeur, als leutselig, umgänglich, als einer, der mit großer Lässigkeit stets gute Stimmung verbreitete. Das stimmte auch alles. Es gab aber auch noch eine ganz andere Facette seines Charakters. Sie zeigte sich ausschließ-lich im Stadion. Dort konnte er ungehalten, fuchsteufelswild, schonungslos wütend werden. Besonders auffällig war dies in seiner Zeit als Trainer beim FC Bayern. Man schrieb in diesem Zusammenhang gern vom „wilden Kaiser“.
Seinen ungezügelten Temperamentsausbrüchen
verdanke ich folgenden, sehr kritisch gestimmten Telefonanruf. In der Redaktion des Münchner Merkurs hatte ich anno 1994 einen Leser am Hörer, dem es offenkundig zunächst vor allem darum ging, sein
großes Missfallen, seine fassungslose Zerknirschung kund zu tun. Was denn diesem Herrn Beckenbauer einfalle, die ganze Zeit rumzubrüllen, zu schimpfen, zornig zu fuchteln. Ein miserables Beispiel für
die Jugend sei das; und er, der Leser also, überlege sich, ob er gegenüber seinem Sohn einen Stadionbesuch beim FC Bayern überhaupt noch verantworten könne.
Ganz besonders schlimm finde er außerdem, dass wir, die Journalisten, den Beckenbauer auch noch Kaiser nennen würden. Eine maßlose Überhöhung! Und überhaupt: Wie kommen denn die Zeitungen auf so
einen Ehrentitel? Beckenbauer sei doch gar kein Kaiser. So einen hätten die Österreicher gehabt, die Franzosen, die Russen vielleicht noch…
Als Redakteur gilt es, in der Zwiesprache mit dem verärgerten Leser Demut walten zu lassen. Und so versuchte ich den so erzürnten Herrn etwas zu besänftigen. Man dürfe das mit dem Kaiser nicht so
wörtlich nehmen. Das sei mehr wie ein Spitzname, der seine elegante, überlegene Spielweise zum Ausdruck bringen soll. Gerd Müller, so meinte ich, sei doch während seiner ganzen Karriere auch nur „der
Bomber“ genannt worden – und niemand hatte daran Anstoß genommen.
Kurze Denkpause. Dann die Antwort: „Der Müller, der war ja auch
ein Bomber.“
Nun ja, so gesehen war Franz Beckenbauer dann eben schon auch ein Kaiser.
Armin Gibis war Ressortleiter Sport des Münchner Merkur
VON PETER BURGHARDT
Wir standen am Gate, als der Kaiser des Weges kam. Flughafen München, irgendwann 1992, es ging nach Köln, der FC Bayern spielte in Leverkusen. „Wie kommts’n hoam“, fragte Franz Beckenbauer, damals gerade ohne Funktion im Verein und als Co-Kommen-tator für Premiere unterwegs. Na ja, abends dann zurück ab Frankfurt, aber das werde knapp, antworteten wir, ein paar sehr junge Reporter und in diesem Fall sozusagen seine Kollegen. „I nehm euch nachher mit, i hob an Fahrer“, sprach Beckenbauer.
Und so kam es. Nach dem Spiel, das die Bayern 4:2 gewannen, mit Lothar Matthäus und trotz Trainer Erich Ribbeck, stand Franz Beckenbauer wie versprochen vor der Arena und bat uns drei auf den Rücksitz einer Limousine, er schnallte sich vorne neben dem Chauffeur an. Der gab dann wie irre Gas und raste mit Tempo 200 plus über die Auto-bahn, die A 1. Der Beifahrer Beckenbauer war ähnlich erschrocken wie wir hinten. Aber gut, dachten wir, es ist der Kaiser, dem passiert nichts, ihm gelang ja damals noch alles.
Wir erreichten nach kaiserlichem Rekordritt in letzter Sekunde tatsächlich die letzte Maschine am Frankfurter Airport und flogen gemeinsam mit Beckenbauer zurück.
Beim nächsten Spiel, ein paar Tage später, stand er dann im Olympiastadion. „Noch mal danke fürs Mitnehmen, Herr Beckenbauer“, sagte ich. „Gern g’schehn“, sagte der Kaiser.
Peter Burghardt war Sportredakteur der Süddeutschen Zeitung, er ist USA-Korrespon-dent der SZ.
VON CONNY KONZACK
Über 20 Jahre lang durfte ich Texte über die Beckenbauer-Stiftung schreiben. Heute im Nachhinein eine Ehre für mich. Als ich als Sportchef für BUNTE damals wieder mal ein Beckenbauer-Interview wollte, ging’s wie immer nach Bad Griesbach, wo Franz das Angenehme mit dem Nützlichen verband: Die Inhalte für die Stiftung besprechen – und Golf. Auch in diesem Punkt waren wir ein eingespieltes Team. Pures Vertrauen. Ich war auch nicht sauer, als Franz im Hotel Maximilian sagte: „Wart no a bissl, ich muß mich erst noch um die Stiftung kümmern. Aber eins merk' Dir gleich, Conny: Es ist eine Stiftung und keine Charity!“ Darauf legte er wert, weil damals sogenannte „Chrarities“ von Hinz und Kunz wie Pilze aufs dem Boden sprossen und er sehr viel Wert speziell auf seine Stiftung als e.V. legte.
Den Unterschied merkte ich damals - vier Stunden lang. Denn so lange tagte er mit
seinen Stiftungsmitgliedern. Anita Büchling, über 20 Jahre die gute Fee der Stiftung, erklärte mir bei unseren diversen Treffen in ihrer Wohnung in München-Sendling, warum: „Bei den Stiftung-Sitzungen wurde immer jede einzelne Bewerbung, Gelder zu bekommen, im Detail besprochen. Viele sogeannte Bewerber waren gar nicht so bedürftig wie sie schrieben. Feinfühlig Spreu vom Weizen zu trennen war die Aufgabe der Stiftungmit-glieder. Einmal hatte ein alleinstehende Mutter kein Fahrzeug, um zur Arbeit zu kommen, ein anderes Mal mußten Behinderte unterstützt werden, die sonst nicht hätten existieren können, Wir hatten oft in einem Jahr weit über 1000 Anfragen…!“
Ein Beispiel blieb mir besonders im Kopf: Beim Egales Golf-Turnier am Mondsee bei Salzburg verzögerte sich der Start wegen Regens und wir putteten mit Schirm, als der Bürgermeister einer nahen Gemeinde zu Franz kam und sagte: Lieber Herr Beckenbauer: Wir haben einen besonderen Härtefall in der Gemeinde: Eine Frau hat ein behindertes Kind, der Mann starb kürzlich - und das Haus ist noch nicht abbezahlt…!
Ich spürte förmlich, wie es dem Franz trocken im Hals wurde, als er zu mir sagte: „Conny, schreib' auf: Heute Abend bei der Golf-Gala wird der Frau ein Scheck über 20.000 Euro übergeben! Erinnere mich dran! Aber vergiss es nicht!“ Der Bürgermeister hatte Tränen in den Augen. Franz Beckenbauer: „Freuen sie sich doch!“- „tue ich ja - im Namen der Frau. Aber wenn ich es durch die Gemeindegremien hätte laufen lassen, hätte die Hilfe Jahre gedauert, weil sich jeder für bedürftige hält.“
Beispiel 2: Franz erfuhr, dass ein Bergbauer keine Tiefkühltruhe hatte. Sein Hals schwoll förmlich - er konnte ja bei Ungerechtigkeiten sehr, sehr energisch werden: „Am Montag hat der Bauer da drobn am Berg eine Tieflkühltruhe. Ist des klar?!" Der Klein-Transporter fuhr am Montag vor.
Wir waren von Anfang an Seelenverwandte. Franz folgte einem Gespräch mit Bernhard Langer: In stillen Stunden nie bitten, nur danken! Das kannte ich schon von Antonie Beckenbauer, die ich im 5. Stock ihrer Schwabinger Wohnung oft besuchte (sich aber auch mit 80 nie die Einkaufstüte hochtragen ließ…). „Weißt, wir Beckenbauers sind bescheiden. Wir verlangen nie etwas, sondern sind froh und dankbar, dass es uns gut geht!“
Conny Conzack ist ehem. Mitarbeiter bzw. Mitglied von SZ, AZ, BUNTE, heute u.a. Chef-redakteur der TOP Magazine
VON MIHAI RUSU
In seinen Ferien in München als Fußballer des FC Cosmos ( 1978 müsste es gewesen sein) habe ich als Tennistrainer mit Franz jeden Tag gespielt. Er wollte das ganze Training sehr dynamisch haben und so habe ich die klassische Übungsform „Hosenträger" vorgeschlagen. Er hatte sich sofort eingefügt und wir sind beide fast 90' gelaufen. In NY bei den ersten Flushing Meadow US Open hat er Sylvia Hanika und mich getroffen und sofort zum Dinner im „Athletic Club" eingeladen. Es war ein schöner, unvergesslicher Abend.
Mihai Rusu war Tennisprofi und Mitglied des rumänischen Daviscupteams, später Redakteur bei Radio Free Europe. Er arbeitet für Radio Sport total FC sowie TV Ralitate in seiner Heimatstadt Bukarest.
VON ECKARD GMEINER
Am 26. September 1990 bin ich mit meinem Kollegen Conny Konzack nach Marseille geflogen, um mit dem neuen Weltmeister-Trainer Franz Beckenbauer eine Geschichte für Illustrierte “Bunte” zu produzieren. Franz war der neue Trainer von Olympique Marseille. Wir wurden herzlich empfangen und Franz freute sich sichtlich, deutsche Stimmen zu hören.
Nachdem ich sehr schöne Fotos mit Sybille, Franz und Holger Osieck in Marseille aufnehmen konnte, ging es zurück ins Hotel Palau Beach. Conny Konzack führte sein Interview und ich wollte mich verabschieden, um nach München zufliegen. Meine Ehefrau Mechthilde hatte an diesem Tag Geburtstag. Für die abendliche Geburtstagparty hatten wir unsere Freunde eingeladen. Ich wollte unbedingt bei der Party dabei sein.
Franz Beckenbauer wollte mich auf keinen Fall abreisen lassen, den er hatte für den Abend eine Tischreservierung in einem sehr guten Restaurant gebucht. Er werde sofort deine Ehefrau Mechte anrufen, sagte Franz und ihr mitteilen, das Du noch einen Tag länger in Marseille bleiben musst.
Als es mit dem Telefonanruf nicht klappte, hat er sofort hat er ein “Briefchen” vorbereitet, das der Concierge per Telefax nach München schicken musste: Liebe Mechte, ich bedaure sehr die Abwesenheit von Ecki. Aber geschäftliche Termine sind scheinbar wichtiger. Auf diesem Wege trotzdem die allerbesten Wünsche zum Geburtstag. Franz Beckenbauer
Meine Ehefrau Mechte hat ohne mich mit Gästen den Geburtstag gefeiert und nahm es Franz nicht übel, dass ich nicht dabei sein konnte. Ich denke heute noch an den wunderschönen Abend zurück mit Sybille und Franz Beckenbauer, Holger Osieck und Conny Konzack. Eckard Gmeiner ist Fotograf, Journalist und Autor
VON DIRK ADAM
Franz Beckenbauer war der beste deutsche Fußballer aller Zeiten - und einer der herzlichsten und nahbarsten Menschen, was ein Besuch 2013 beim Laureus in Rio de Janeiro eindrucksvoll zeigte. Sports-Illustrated-Redakteur Dirk Adam war damals dabei.
Eine Szene, die mir in Verbindung mit Franz Beckenbauer besonders
in Erinnerung geblieben ist, erlebte ich kurz vor der Preisverleihung des Sport-Oscars Laureus 2013 in Rio de Janeiro. Mit Blick auf die Fußball-WM ein Jahr später in Brasilien besuchte
Beckenbauer, zusammen mit anderen Laureus-Botschaftern wie Boris Becker, Nia Künzer und Axel Schulz, eine Favela, etwa eine Stunde entfernt am Rande der Stadt, um Kinder mit Fußbällen, T-Shirts und
Fußballschuhen zu beschenken.
Wir fuhren im Konvoi von der glamourösen Copacabana mit ihren Luxus-Hotels in eine der ärmsten Ecken von Rio. Beckenbauer saß zusammen mit Becker in einem Mercedes, dahinter folgte unser
Journalisten-Tross in Shuttle-Bussen. Er war lässig bekleidet mit einem weißen Shirt, Sonnenbrille und einem beigefarbenen Strohhut. Die Sonne brannte erbarmungslos vom
Himmel.
Doch dem Kaiser machten die hohen Temperaturen nichts aus. Er
freute sich wie ein kleines Kind auf den Besuch in der Favela, bei dem ihn zwei Bodyguards begleiteten, um auf ihn aufzupassen. Aber Beckenbauer deutete bereits kurz nach dem Ausstieg aus der
Limousine mit einer lässigen Handbewegung an, dass er die Personenschützer nicht braucht. Er wollte sich inmitten der vielen Kinder frei bewegen und die Stimmung auf-saugen.
Vielleicht wussten in diesem Moment nicht alle, wer dieser Kaiser ist, aber spätestens, als er die Tür eines Mercedes-Transporters mit den vielen Bällen öffnete, standen alle um ihn herum und ließen
nicht mehr von ihm ab. Es schien fast so, als würde Beckenbauer und die brasilianischen Kinder eine besondere Magie verbinden.
Als der Kaiser sich dann spontan einen Ball schnappte, um mit den Kindern auf dem Fußballplatz zu kicken, sah man einige staunende Gesichter auf der kleinen, behelfs-mäßigen Tribüne. Beckenbauer
musste das nicht tun. Niemand forderte ihn dazu auf, in der Hitze mit den brasilianischen Kindern Fußball zu spielen, während einige andere Prominente lieber den Schatten suchten. Er tat es
einfach.
Obwohl er zu diesem Zeitpunkt bereits 67 Jahre alt war, hatte Beckenbauer nur wenig von seiner glanzvollen Technik eingebüßt. Mit dem rechten Fuß streichelte er den Ball und spielte ihn elegant zu
den Kindern, er schien diesen kurzen Kick sehr zu genießen. Vielleicht dachte Beckenbauer in diesem Moment an seine eigene, nicht immer leichte Kindheit im Münchner Stadtteil Giesing zurück, wo er
regelmäßig auf dem Fußballplatz direkt gegenüber seines Wohnhauses spielte. Vielleicht war es diese harte und ent-behrungsreiche Zeit als Kind nach dem Krieg, die Beckenbauer zu dem machte, was er
immer war.
Ein Fußball-Star ohne Allüren – und ein Mensch mit viel Empathie.
Dirk Adam ist Redakteur bei Sports-Illustrated Deutschland
VON HERBERT STEFFE
WM 1990 in Italien. Ich war als Radioreporter für Radio FFH und einen Verbund anderer großer Privatradiosender unterwegs und die gesamten fünf Wochen in Erba und Rom. Keine PK verpasst und, das Highlight: Ich bekam - dank dem damaligen Presssprecher Wolfgang Niersbach - das letzte große Radio-Interview vor dem Finale in Rom. Knapp 30 Minuten (!) hat mir der Kaiser damals Rede und Antwort gestanden! Unter anderem mit der Antwort auf meine Frage, was er wohl nach der WM unternehmen werde. "Irgendwas mit Fußball natürlich, ich kann ja nichts anderes!"
Nächster Höhepunkt: Ich durfte nach dem Titelgewinn mit der Mannschaft im gleichen Flieger mit nach Frankfurt fliegen. Beim dortigen Empfang auf dem Römer hatte mein Sender, Radio FFH, eine Standleitung legen lassen, um natürlich u.a. ein Live-Interview mit Franz Beckenbauer zu senden. Problem: Meine Kollegen, die dafür vorgesehen waren, kamen irgendwie nicht an Franz Beckenbauer ran. Also musste ich - gegen meinen Willen, da ich eigentlich mit der WM abgeschlossen hatte und ausgelaugt war - nochmal ran. Ich ging mit dem Mikro in der Hand auf Franz Beckenbauer zu. Er sah mich und meinte spontan: "Na, ned Du scho wieder!" Natürlich hat Franz mir das Interview gegeben, obwohl er tausendmal "ausgelaugter" war als ich.
Er war der Größte, in jeder Hinsicht! Für mich seine beste, von vielen großartigen, Eigenschaften:Er behandelte jeden Menschen gleich bzw. mit dem gleichen Respekt, von der Putzfrau über den kleinen Radioreporter bis hin zum wichtigen Entscheider! Ruhe in Frieden, lieber Franz.
PS: Was spielst Du eigentlich da oben? Fußball oder Golf? Ich freue mich auf himmlische Golfrunden mit Dir!
Herbert Steffe war Reporter bei Radio Gong, FFH und DSF. Er ist beim fC Bayern verantwortlich für fcbayern.tv.
VON OTTO GREITNER
Es war auf einer gut besuchten Pressekonferenz, als der Franz Trainer des FC Bayern war. Da fragte jemand leicht sorgenvoll: „Herr Beckenbauer, wie werden sie denn den Druck los, der ja auf Ihnen lastet.“ Der Frank, sozusagen furztrocken: „Indem i eam hintn nauslass..“ Der Lacherfolg war groß. Otto Greitner war Reporter bei AZ, tz und Bild.
VON WILFRIED JENDREIZIK
Der FC Bayern kam nach Lippstadt, zum Ablösespiel für Karlheinz. Rummenigge. Ich war damals der Mittelstürmer von Borussia Lippstadt. Die Münchner traten mit der kompletten Bundesligamannschaft an. Auch mit dem Kaiser, mit Müller, Maier, etc. Wir verloren vor 10.000 Zuschauern 1:5. Kalle spielte nicht mit, er unterschrieb seinen Vertrag erst später. Trainer der Bayern war Udo Lattek. Randnotiz: Die Münchner hatten tags zuvor ihr Bundesligaspiel beim VfL Bochum 1:5 verloren.
Wilfried Jendreizik war von Sportredakteur des Münchner Merkur.
VON JOACHIM DAY
2002 interviewte ich Franz Beckenbauer vor einem Bundesliga-Spiel des FC Bayern in einem der Nebenräume des Olympia-Stadions. Wir produzierten eine Geburtstags-Video-Botschaft für einen seiner Freunde des südkoreanischen Fußballverbandes. Franz Beckenbauer wünschte ihm alles Gute und äußerte am Ende, dass er hoffe, ihn bald ´mal wieder in Deutschland zu einem Golfspiel herausfordern zu können. Es würde stets unheimlich viel Spaß machen mit ihm zu spielen, weil alles immer fair und im sportlichen Rahmen ablaufen würde.
Kamera aus, und Franz Beckenbauer lachte, wie ich es noch nie bei ihm erlebt hatte. Ich fragte: „Herr Beckenbauer, warum lachen Sie so ?“. Er antwortete: „Weil ich soviel Schmarrn geredet habe. Mein südkoreanischer Freund ist ein schrecklicher Golfpartner. Er ist der wuideste Hund, den ich beim Sport jemals erlebt habe. Er schreit auf dem Golfplatz, hakt den Schläger in den Boden, wirft ihn durch die Gegend und versucht zu betrügen, wo´s nur geht. Aber, er hat Geburtstag und das hätte ich ja nicht sagen können.“
Dann lachten wir, das Produktionsteam und ich, schallend, und Franz Beckenbauer mit uns. Joachim Day ist Filmproduzent und Moderator
Von THOMAS ERNSTBERGER
Ich erinnere mich genau, als ich das Idol meiner Jugend (das weinrote Bayern-Trikot mit der Rückennummer 5 war mein „Heiligtum“) zum ersten Mal traf. Das war irgendwann in den 80er Jahren, ich war als junger Merkur-Reporter in Starnberg im Einsatz und bekam einen Tip: Beckenbauer feiert im „Forsthaus am See“ in Possenhofen Geburtstag. Leicht nervös fuhr ich hin und schaute mich unsicher um. Da saß er, der „Kaiser“ – aber nicht nur er: Mit ihm am Tisch waren Carlos Alberto, der Kapitän der brasilianischen Weltmeister Mannschaft von 1970, ein enger Freund des Jubilars, und „Uns Uwe“, der deutsche Ehrenspielführer Uwe Seeler. Ein Treffen der Fußball-Legenden!
In der heutigen Zeit undenkbar, was dann passierte: Der Reporter wurde nicht umgehend weggeschickt, sondern an den Tisch gebeten: Wie tranken Bier und plauderten locker, anschließend stellten sich alle zum Erinnerungsfoto. Der Höhepunkt des Abends: Der brasilianische Nationalspieler setzte sich ans Klavier – und spielte „Happy birthday“ für seinen deutschen Freund Franz. Unvergessliche Momente…
Ebenso unvergessen: Ein Besuch auf der großen Münchner Sportartikelmesse „ispo“. Der streng abgeschirmte adidas-Stand: Einem kleinen Mann mit Rucksack wird vom Wach-personal der Zutritt verwehrt. Erst als er sagt: „I bin doch der Hackl-Schorsch“ darf der zehnfache Rodel-Weltmeister das „Heiligtum“ seines Ausrüsters betreten. Ein paar Minuten später kommt Beckenbauer. Wie von selbst öffnen sich die Türen – beim „Kaiser“ grüßt das Wachpersonal ehrfürchtigst.
Zum letzten Mal begegnete ich Franz Beckenbauer im November 2005 in der Münchner Olympiahalle – als Sixdays-Reporter. Da schoss er das Sechstagerennen an. Wie stets ganz souverän – und umlagert von Autogrammjägern. Er schlug auch da keinen Autogramm-Wunsch aus. Sogar Superstar Erik Zabel, der spätere Sieger, und der Schweizer Rad-Held Bruno Risi sollen sich eine Unterschrift des Kaisers gesichert haben.
Thomas Ernstberger ist Sportredakteur des Münchner Merkur.
VON ULRICH WAGNER
Es muss Mitte der 90er Jahre gewesen sein. Ich kann mich gut erinnern, dass ich als Jugendlicher sehr oft bei Heimspielen des FC Bayern in der Halbzeitpause im Olympia-stadion (damals noch privat, nicht als Fotograf) an einem größeren Tisch saß, wo auch Franz Beckenbauer oft dazu kam Er nahm sich immer Zeit für kurze Gespräche, und es gab leckeren Erdbeerkuchen. Ulrich Wagner arbeitet als freier Sportfotograf
VON KARLHEINZ KAS
Leider durfte ich keine Spiele mit Franz Beckenbauer kommentieren. Als ich beim BR auf Sendung war, hatte er seine Karriere schon beendet. Ich hatte ihn aber mehrfach als Interviewer für den BR und die ARD am Mikrofon. In Erinnerung geblieben ist mir ein Interview Ende der 1980er-Jahre im Olympiastadion. Der Kaiser - damals Teamchef des DFB - hatte nach einem Bayern-Spiel vier oder fünf Fernsehanstalten bereits bedient und blieb dann bei mir am Hörfunk-Mikro auch noch stehen. Gut fünf Minuten redeten wir neben dem Ehrengastbereich im Stadion, was Dutzende Fans mitbekommen hatten und auf uns einstürmten. Nach unserem Gespräch schrieb er noch gut zehn Minuten Autogramme. Er kam jedem Wunsch nach. „Da haben Sie jetzt aber was Schönes angerichtet", rief er mir noch nach.
Bei einigen privaten Veranstaltungen hatte ich den Kaiser auch am Mikrofon. Wenn er in den Raum trat, strahlte er eine Aura aus, er hatte ein Charisma, das der Wahnsinn war. Bei keinem anderen Interviewpartner hatte ich je wieder so eine Gabe gespürt. Bewundernswert auch: Er war immer souverän Jedermann gegenüber, reichte dem Parkplatzwächter ebenso die Hand, wie dem Hausmeister, den Bediensteten oder den geladenen Gästen. Kein anderer Sportler oder Funktionär strahlte diese Souveränität aus. Kommt hinzu: Für mich war er zusammen mit Pele und Maradona der weltbeste Spieler.
Karlheinz Kas war freiberuflich Reporter beim Bayerischen Rundfunk und Redaktions-leiter Sport beim Trostberger Tagblatt.
VON THOMAS WALZ
Es war im August 1993, wir waren zusammen mit Harry Valerien unterwegs zur US PGA Championship der Golfer in Toledo/Ohio, die Premiere (Vorgänger von SKY) live übertrug. Ein kleines, recht unspektakuläres Örtchen, mit einem noch kleineren Flughafen. Als wir ankamen war der versprochene Shuttle-Service, der uns ins Hotel bringen sollte, nicht aufzufinden. Also nahmen wir ein Taxi. Ich hatte als 31jähriger junger Bursch mir 100 Dollar für die zehn Tage für den eigenen Verbrauch mitgenommen. Kreditkarte hatte ich damals noch keine.
Als wir nach kurzer Fahrt vor dem Hotel ankamen, hielt der Taxifahrer vor einem Motel einfachster Bauart und ich dachte, jetzt geht gleich ein Schimpfen los nach dem Motto: „Ja wer hat denn des gebucht?“ Doch Franz störte das überhaupt nicht und wollte, völlig gelassen, die 20 Dollar Taxirechnung begleichen.
Dummerweise akzeptierte der Taxifahrer keine Kreditkarten und Franz hatte keine Dollars dabei, nur ein paar Mark als Bargeld. Also sagte er zu mir: „Thomas, host amoi a paar Dollars für mi?“ Ich gab ihm einen meiner beiden 50 Dollarscheine und Franz, der vorne saß, gab dem Taxler den Schein mit den Worten: „ It’s ok so, rest for you!“ Mir fiel das Gesicht im Wagenfond runter, da gingen glatt 50 Prozent meines privaten Reisebudget drauf.
Das zeigt, wie großzügig Franz war. Auch mir gegenüber während dieser Woche. Er lud mich jeden Tag zum Essen ein und in München bekam ich das ausgelegte Geld großzügig in DM umgerechnet zurück.
Thomas Walz ist Redakteur bei Sport1 und seit 2014 1. Vorsitzender des Vereins Münch-ner Sportjournalisten.
VON WOLFGANG UHRIG
Franz und die Frauen. Immer ein Thema für den Boulevard. Auch einmal für mich. Das war im Herbst 1975, als ich von der Nachrichtenagentur Sport-Informations-Dienst (SID) aus München zur Illustrierten BUNTE wechseln wollte. Zum Vorstellungsgespräch bat mich der damalige Chefredakteur Dr. Hubert Burda nach Offenburg. Im Laufe der Unterhaltung wollte Burda auch wissen, was es denn so Neues gebe beim FC Bayern. Ich plauderte munter drauf los und erzählte eher beiläufig vom Gerücht, dass der Franz mit seiner Brigitte Eheprobleme hätte. Beckenbauer hätte was mit einer Sportfotografin namens Diana Sandmann.
Davon wusste zwar auch ein kleiner Kreis von Münchner Sportkollegen. Einen Hinweis dazu aber hatte es noch in keiner Zeitung gegeben, zu Beckenbauers Rolle neben dem Spielfeld deckte man damals noch den Mantel christlicher Nächstenliebe. Hubert Burda ließ jetzt nicht mehr locker, für ihn war das Thema auf dem Markt. Ich war verdonnert, die Geschichte zu liefern und so erschien meine Story in der Ausgabe vom 20.11.1975 unter der Überschrift zur: „Kriselt es in Beckenbauers Ehe?“
Da ich noch im SID unter Vertrag stand, fehlte eine Autorenzeile, am Tag nach BUNTE war der Münchner Boulevard aufgebracht. „Ein Kranker steckt dahinter“ stand in der „tz“, in der „Abendzeitung“ klagte Beckenbauer: „Eine Unverschämtheit“, Manager Robert Schwan kündigte „Detektive", er vermutete einen „Verfasser aus dem Bekanntenkreis“.
Ein paar Monate danach hatte Schwan keine Detektive beauftragt, gerichtliche Konse-quenzen und einstweilige Verfügungen waren leere Drohungen geblieben, weil ich mich inzwischen gegenüber dem Franz als BUNTE-Autor geoutet hatte – wozu er mal kurz stutzte und dann nur müde lächelte.
Das war im Frühjahr 1976, und BILD hatte exklusiv das erste Foto von Diana Sandmann mit Franz Beckenbauer an seiner Seite. Ein Paar, das in den folgenden Jahren auch BUNTE noch häufiger zur Verfügung stehen sollte …
Als feststand, dass meine Familie mit der BUNTE-Redaktion von Offenburg nach München umziehen sollte, erzählte ich das so nebenbei dem Franz anlässlich eines Telefon-Interviews nach New York. Ich hatte damals noch keine Ahnung zu einem neuen Zuhause, als er mir spontan „Baldham“ als Wohnort vorschlug. Das läge an der Stadtgrenze zu München, für ihn sei das der „Osten von Grünwald“. Die Diana käme von da her, sagte er, und ihr Vater in dieser Gemeinde ein angesehener Architekt.
Nie zuvor hatte ich von „Baldham“ gehört, fuhr nach diesem Tipp aus New York aber einfach mal hin, schaute mich um – und lebe dort glücklich nun schon seit 40 Jahren: Franz Beckenbauer sei Dank!
Heutzutage ist es ja leider kaum noch möglich, dass man ein Interview veröffentlichen darf, bevor es auch autorisiert ist. Man schreibt also das Gesagte auf, legt es dem Befragten noch einmal vor, der dann die Antworten „chemisch reinigt“ – frei nach dem Motto „es gilt das gestrichene Wort“.
Mit Franz Beckenbauer ist mir das nie passiert. Er wollte Gespräche nie gegenlesen, bei ihm galt gesagt als gesagt. Das Autorisieren brauchte es nicht bei ihm, ein entsprechen-des Angebot lehnte er dankend ab. „Ach“, so der Franz dann gerne lächelnd und mit einer lässig-abwehrenden Handbewegung, „ich weiß manchmal am Morgen danach sowieso nicht mehr, was ich Dir gestern alles so gesagt habe.“
Eine Bambi-Verleihung, die jährliche Übergabe des Publikumspreises der Zeitschrift BUNTE. Zum Beispiel für 2006 am 30.Oktober in der „Mercedes-Welt“ in Stuttgart. An diesem Tag traf man dort Prominenz in Hülle und Fülle, von Mario Adorf über Anna Netrebko bis Iris Berben von Veronica Ferres über Harald Schmidt bis Karl Lagerfeld.
Und doch drehten sie alle ihren Hals wie Gänse im Gehege, als ein anderer berühmter Herr das Stuttgarter Foyer betrat. Mit ihm kam in den Raum eine Sekundenstille, die gerade zum andächtigen Luftholen reichte: am Hochadel des Showbusiness vorbei defilierte im von ihm gewohnten Schlendergang Franz Beckenbauer. Der hatte gerade auf eine erfolgreiche Fußball-WM zurückblicken können.
Nun mittendrin in der sogenannten High-Society als Überbringer dieses „Sommer-märchens“: Wie immer lächelnd mit einem freundlichen „Servus“ nach rechts und links, ein Hand-Gruß nach allen Seiten. Mein Eindruck zum Unterschied zwischen einem Promi und einem Beckenbauer an diesem Tag und zu diesem Anblick – für den einen Bewunderung, für den anderen eher schon ein Hauch von Anbetung.
Und so erlebte man im Anschluss einen Abend ohne die aufgesetzte Höflichkeit einer Schicki-Micki Gesellschaft, eher mit den Gesten eines Menschen wie du und ich. Später, in engerem Kreis, hatte der Franz dann selbst im größten Rummel und zum größten Stress für jedermann ein Ohr und auch ein Wort, schaute dem Gegenüber verbindlich in die Augen. Für diesen einen Moment schenkte er jedem seine ganz persönliche Aufmerk-samkeit.
Das hat mich an ihm immer wieder fasziniert. Nie machte er ein Gewese um seine Person, jeden behandelte er gleich respektvoll, schenkte Hinz oder Kunz die gleiche Beachtung. Durch seine Wärme und seine Herzlichkeit, sein ungekünstelter Charme, wurde er weit über den Fußball hinaus zu einem Sympathieträger. Eine Nahbarkeit, die Beckenbauer außergewöhnlich machte.
Hätte ich einen Pokal für Anstand und Menschlichkeit unter Promis vergeben müssen, dann erhielt ihn Franz, der „Kaiser“!
Wolfgang Uhrig war von 1976 bis 1988 Redakteur bei der Zeitschrift BUNTE
Prost mit dem Franz. FOTO: UHRIG PRIVAT
VON JUPP SUTTNER
Der Tod von Franz Beckenbauer tut weh. Wer die ARD-Doku gesehen und hinterher nicht geweint hat, muss ein 1860er-Löwe gewesen sein.
Ziemlich oft in diesen Tagen werde ich zu Franz Beckenbauer befragt – etwa, wie er denn privat WIRKLICH gewesen sei. Meine Antwort lautet stets: „Keine Ahnung – ich kenne den Kaiser nur aus Pressekonferenzen, aus dem Fernsehen und aus der Zeitung.“
Nie in meinem Reporterleben habe ich ein Interview mit ihm geführt oder persönlich mit ihm gesprochen. Hat sich einfach nicht ergeben. Bin also TOTAL inkompetent, was Franz Beckenbauer betrifft.
EINE Begegnung außerhalb eines Stadions gab es allerdings mal. Bei einem Länderspiel in den 70er-Jahren traf die deutsche Nationalmannschaft sich zur Vorbereitung in der Sportschule München-Grünwald. Etliche Spieler saßen an einem mittellangen Tisch (wie auch ich als Journalist, sowas war damals noch möglich), als Franz Beckenbauer eintraf und sich auf einen Stuhl zu setzen wünschte. An dessen Lehne hing jedoch ein Jackett.
„Wem ghört’n des Bauernsakko?“, fragte er – und seltsamerweise habe ich diesen Satz
auch rund 50 Jahre später immer noch gespeichert.
Mein Lieblings-Zitat des Kaisers ist freilich ein anderes: „Es heißt immer, das Wichtigste im Leben sei Gesundheit. Aber das stimmt nicht. GLÜCK ist das Wichtigste! Die auf der Titanic waren alle gesund.“
Millionen von Menschen hätten Franz Beckenbauer noch viele, viele Jahre Gesundheit UND Glück gewünscht. Er hätte es verdient gehabt. Allen 2006-Heuchlern zum Trotz.
PS: Das Sakko gehörte übrigens Hans-Georg „Katsche“ Schwarzenbeck.
Jupp Suttner ist freier Journalist, er betreibt die Internetportale Ski-Stories.de, Fussball-Stories.de, Sport-Stories.de, und Reise-Stories.de.
VON PATRICK SCHMID
Ich hatte leider nur eine persönliche Begegnung mit Franz Beckenbauer, aber diese vermittelte schon einen gewissen Eindruck, wie der Kaiser tickte. Ich war im August 2013 seit ein paar Tagen Hospitant beim BR und es standen an einem Vormittag zwei Termine für mich an, die sich allerdings zeitlich überschnitten hatten. Die Priorität des Chef vom Dienst lag auf einer anderen Veranstaltung, die ich besuchte, aber die letztendlich wenig hergab. Ich fuhr trotzdem noch zum Golfplatz, wo Franz Beckenbauer, Uli Hoeneß und Co., bevor sie ihre Schläger in die Hand nahmen, Interviews gegeben hatten. Ich war deutlich zu spät und wartete, bis sie mit ihrer Partie fertig waren. Anschließend fragte ich nach Interviews, die aber von Hoeneß und den anderen abgelehnt wurden mit Hinweis, dass sie ein paar Stunden vorher ihre Interviews gegeben hätten und keine Kassettenrecorder seien, die man vor- und zurückspielen könne.
Die Enttäuschung stand mir ins Gesicht geschrieben, weil ich wollte natürlich nicht ohne Töne zurück in die Redaktion fahren. Aber dann kam Franz Beckenbauer zu mir, klopfte mir auf die Schulter und fragte: „Was willst denn wissen?“ Und er gab mir anschließend trotz Hitze und mit Schweißperlen auf der Stirn und über der Oberlippe total locker ein Interview. Wir verabschiedeten uns mit einem festen Händedruck, einem Lächeln und er wünschte mir alles Gute für die Zukunft.
Ich war beeindruckt, wie Franz Beckenbauer mit mir als kleinem Hospitanten umging, und so verhielt er sich nach allem was ich sonst über ihn gehört und gelesen habe wohl gegenüber allen Menschen. Ein großartiger Fußballer, Trainer, Funktionär und vor allem Mensch. Patrick Schmid ist freier Mitarbeiter des Bayerischen Rundfunks
VON CHRISTIAN WECHSLINGER
Ich durfte mit Franz Beckenbauer bei seinen häufigen Besuchen in Berchtesgaden ein paar Mal reden. Es waren immer unvergessliche Momente mit einem höchst emphatischen Menschen, der einem immer ein angenehmes Gefühl gegeben hat. Franz Beckenbauer wird in meinem Herzen immer einen besonderen Platz haben und ich hoffe ihn nach dem irdischen Leben wieder zu treffen.
Christian Wechslinger ist fester freier Mitarbeiter des Berchtesgadener Anzeiger
MARGIT CONRAD
Ich glaube, als ich eine kuriose Begegnung mit Franz Beckenbauer hatte, war er noch nicht der „Kaiser“, das kam auch später. Aber vielleicht auch genau deswegen war es für mich als damals mit die jüngste Bundesligaspielerin Handball (17) beim FC Bayern München ein nachhaltiges Erlebnis. Ich weiß es nicht mehr, ob es in der Vorbereitungszeit 1975/76, die erste neu zweigeteilte Bundesligasaison der Handballfrauen, oder 1976/77 gewesen ist. Wir Bundesligamädels vom FCB standen im Foyer des Trainings- und Geschäftsgebäudes an der Säbener Straße. Damals trainierten wir Handball-Bundesliga-frauen nur zweimal pro Woche, beim FCB in der Halle an der Dachauer Straße. Da tauchte Franz Beckenbauer auf (ich glaube, auch Katsche Schwarzenbeck war dabei) und fragte uns, auf was wir wohl warten würden? Unser damaliger Trainer Manfred Huppert, ein Mathe-Studienrat, erklärte dem Franz, dass wir ein Vorbereitungsspiel um 20.30 Uhr in Landsberg hätten und auf die Pkws warten würden. Der Franz schaute auf die Uhr und wieder fast ungläubigen Blickens zu uns, denn es war schon 19 Uhr. „Hobts ihr denn an Privathubschrauber?“, fragte er uns mit verschmitztem Lächeln. Kein Wunder, denn für Bundesligafußballer war es unmöglich, so kurzfristig zum Spiel zu fahren und trotzdem Leistung abzurufen. Es war der einzige Kontakt zum Kaiser Franz, der mir aber nachhaltig in Erinnerung geblieben ist.
Margit Conrad war Redakteurin beim Freisinger Tagblatt, sie ist stellv. Vorsitzende des VMS
VON KLAUS GRONEWALD
Ich hatte Mitte der 90er als Reporter bei Antenne Bayern angefangen. War noch in der Probezeit und wurde zum ersten Mal an die Säbener Straße geschickt, um nach dem Training Intervies und O-Töne zu holen. Unglücklicherweise verfuhr ich mich und kam erst mit deutlicher Verspätung an. Spieler, Trainer, Kollegen - bereits alle weg. Und ich der Verzweiflung nahe. In der Probezeit und wegen Verspätung ohne O-Ton heimkommen? Na, servus!
Da entdeckte ich Franz Beckenbauer auf dem Weg zum Parkplatz. Ich sprach ihn auf ein kurzes Interview an. Erst wollte er nicht ("Loss mir mei'Ruh'") , aber ich schilderte ihm meine Situation und er blieb stehen. "Na gut, aber mach schnell." Dann sprach er fast 15 Minuten mit mir, haute einen Mega-Spruch nach dem anderen raus.
In der Redaktion war ich dank des Kaisers der König. Was besseres als ein launiges Beckenbauer-Interview gab's damals nicht. Ich konnte mein Glück gar nicht fassen und durfte in den Jahren danach lernen, dass diese einzigartige Menschlichkeit ganz typisch war für ihn. Ich werde ihn nie vergessen. Klaus Gronewald, Moderator
VON STEFAN KUMBERGER
Ich war als noch ganz junger Volontär von rosenheim24.de und des Oberbayerischen Volksblatts im Jahr 2009 damit beauftragt, die Hochzeit von Ski-Ass Christa Kinshofer und Erich Rembeck zu begleiten. Es war einer meiner ersten Einsätze mit Kamera, Mikrofon und Stativ und eine echte Herausforderung.
Nach der Trauung postierte ich mich an einer Villa nahe Rosenheim, wo die Hochzeits-gesellschaft feiern wollte. Mitten im Grünen, ziemlich versteckt. Plötzlich brauste ein dicker Audi mit Salzburger Kennzeichen an und der Kaiser stieg aus. Während ich erstens mein Glück nicht fassen konnte und zweitens natürlich nervös war, blieb Franz Beckenbauer entspannt. Eigentlich hätte er böse sein können, im privaten Umfeld quasi „belagert“ zu werden. Stattdessen nutzte er mich als seinen Lotsen. „Ja, bin i da scho richtig? Grias di! Ah, a Kamera hast auch. Passt alles?“, fragte er gut gelaunt. Der Kaiser ließ sich von mir den Weg zeigen und bedankte sich höflich.
Um ein kurzes Statement zu bitten, habe ich vergessen. Vielleicht war ich in diesem Moment aber auch einfach zu ehrfürchtig. In späteren Jahren durfte ich ihn ein paar mal rund um den FC Bayern interviewen, das erste Aufeinandertreffen bleibt aber trotzdem etwas Besonderes und in Erinnerung. Stefan Kumberger, ProSiebenSat.1 Media
VON FRITZ HÄRING
Es sah aus nach einem ganz normalen trist-trüben Herbstmorgen, an diesem 31.Oktober 1980 in Hamburg. Mein erstes Dreimonats-Praktikum an der Deutschen Journalisten-schule hatte mich von München in den hohen Norden verschlagen. Der erste Monat meines Gastspiels bei der damaligen dpa-Deutschland-Zentrale in der Rothenbaum-chausse war fast rum.
Da hieß es plötzlich am News-Desk: „Beckenbauer landet heute in Hamburg. Du bist doch Münchner. Fahr' raus und mach eine Geschichte zu seiner Rückkehr nach Deutschland.“ Der Kaiser hatte sein Engagement bei Cosmos in New York gerade beendet und beim Hamburger SV einen Vertrag unterschrieben.
Am Flughafen in Fuhlsbüttel hatte sich bereits ein größerer Reporter-Pulk am Rollfeld versammelt und stürmte zur Lufthansa-Maschine als Kaiser Franz die Gangway herunter-schritt. Ja, Interviews mitten auf der Landebahn - das war damals noch möglich. Ich mittendrin zwischen Kameras und Mikrofonen. Konzentriert mitschreibend Beckenbauers Antworten zu den auf ihn einprasselnden Fragen. Dann auch eine Nachfrage von mir. Kurzer Blick des Kaisers mit einem Lächeln in meine Richtung: „Wenigstens bin i hier ned der einzige Bayer.“ Natürlich sofort ein großer Lacher. Und mein einziges Reporter- Erlebnis, das mir als Kaiser-Beiwerk zu einem Auftritt in der 20-Uhr-Tagesschau verhalf.
Fritz Häring verantwortete bis 2023 beim Bayerischen Rundfunk „Heute im Stadion“ (Radio) und „Blickpunkt Sport“ (TV)