Verein Münchner Sportjournalisten
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Vor 50 Jahren

Start zur Fußball-Bundesliga

C: Foto zur Verfügung gestellt mit freundlicher Genehmigung von Sven Simon 

Fotos aus der ersten Saison der Fußball-Bundesliga sind rar, denn die Sportfotografie entwickelte sich gerade erst. Dieses Foto wurde am 8. Spieltag im Hamburger Volkspark-

stadion aufgenommen. Günter R. Müller hat es vermittelt, Franz Wälischmiller von der Agentur Sven Simon aus dem Archiv gefischt. Uwe Seeler bezwingt beim Elfmeter Tor-

hüter Petar Radenkovic zum 1:0, Otto Luttrop hatte Willi Giesemann gefoult.

 

Die Sechziger verloren vor 57.000 Zuschauern 0:5 durch Tore von Uwe Seeler (3), Willi Giesemann und Gert „Charly“ Dörfel. Giesemann spielte später für den FC Bayern Mün-

chen.

BR-Gala 50 Jahre Bundesliga, v.l.: Hansi Dorfner, Horst Leupold, Günter „Cico“ Vogt, Bubi Bründl, Manni Schwabl, Klaus Fischer, Sepp Maier, Georg Volkert, Wilfried Kohlars, Gerald Asamoah, Franz Roth, Fredi Heiß. Vorne: Udo Lattek, Christl Estermann (Löwen-Stüberl), Moderator Tom Meiler, Werner Lorant, Moderatorin Katja Wunderlich.

Jupp Suttner

Bundesliga? Eine Sauerei!

Als die Fußball-Bundesliga im Sommer 1963 begann, war ich 15 und bereits seit fünf Jahren FC Bayern-Fan. Weshalb ich diese neue Liga – in welche „mein“ Verein trotz erwiesener sportlicher Qualifikation nicht aufgenommen wurde (was ich als Schweinerei ohnegleichen empfand und in der Schülerzeitung auch so schrieb), geistig boykottierte. Sowie auch optisch missachtete – gezwunge-

nermaßen. Denn wir hatten noch keinen Fernseher zu Hause, der kam erst anlässlich der Olympischen Spiele von 1964 in Tokio.

 

Was scherte mich eine Liga, in der Klubs wie der 1. FC Köln oder 1860 München spielten? Für mich zählten – entweder live im Sechzger-Stadion oder bei Auswärtsspielen gemeinsam mit dem Vater vor dem Radio – ausschließlich die FC Bayern-Regionalliga Süd-Matches. Beispielsweise gegen Hessen Kassel, Schwaben Augsburg oder den Freiburger FC.

 

Heute ist das natürlich völlig anders. Bis auf eines. Die Liga, in der Vereine wie der 1. FC Köln und 1860 kicken, interessiert mich immer noch nicht.

 

Jupp Suttner (Jahrgang 1948) lebt in Weyarn und berichtet immer noch regelmäßig von den Spielen des FC Bayern.

Hans Eiberle

Der Bus nach Emmendingen

Die Mannschaft des TSV München von 1860 flog zu einem Bun-

desligaspiel. Neben dem Trainer Max Merkel saß der SZ-Fußball-

redakteur Hans Schiefele. Merkel zu Schiefele: „Hanse, da schau' runter. Siehst du den Bus? Da fahren die Bayern nach Emmen-

dingen.“

 

Trainer und Journalist waren befreundet. Trotzdem schluckte der Hanse schwer. Seine Enttäuschung saß tief. Schiefele, Mitglied des FC Bayern seit 1928, hatte in der SZ viele beschwörender bis empörte Artikel geschrieben. Alles vergebens - statt in der Bundesliga waren seine Bayern in den Niederungen der Regionalliga unterwegs.

 

Max Merkel wurde deutscher Meister mit 1860 (1966) und dem 1. FC Nürnberg. Als die Bayern 1969 den Titel gewannen, stieg Merkel gerade mit dem Club ab. Schiefele wurde Vizepräsident des FC Bayern (1987-2002), Merkel war in den 80iger Jahren Kolumnist der Bild-Zeitung. Hans Schiefele starb 2005, Max Merkel ein Jahr später.

 

Hans Eiberle (Jahrgang 1938), war SZ-Fußballschreiber von 1961-1999. Er lebt in Mün-

chen.

Ein Foto und seine Geschichte

C: Foto zur Verfügung gestellt mit freundlicher Genehmigung von Sven Simon 

Günter R. Müller

Das nachgestellte Meisterschaftsfoto

Es ist ein verregneter Samstag der 07. Juni 1969. Für den FC Bay-

ern kein Tag wie jeder Andere. Volles Haus im legendären Grün-

walder Stadion. 34. und letzter Spieltag der Saison. Standesgemäß wurde Hannover 96 2:1 besiegt . Der Regen hinterließ mächtige Spuren auf Rasen und Trikots der tropfnassen Spieler, aber dies alles war zunächst Nebensache, denn der FC Bayern wurde an jenem denkwürdigen Samstag im Juni erstmals Meister der Bun-

desliga.

 

Auf dem tiefen Geläuf des Stadions gab es kein Halten mehr für Beckenbauer und Co. Leider war es ob des miesen Wetters nicht die Stunde der Farbfotografie. Heute im Digi-

talzeitalter nicht mehr vorstellbar: Schwarzweiße Sportbilder waren in diesen Jahren das Normale, farbige Bilder eher das Besondere.

 

Unbedingt wollte ich diesen „historischen“ Augenblick in einem Farbbild festhalten, aber das Wetter machte mir einen ganz dicken Strich durch die Rechnung. Wild entschlossen drängte ich mich nach der schwarzweißen Bilderjagd auf dem Rasen, in die Kabine des FC Bayern. Ja, ja , man glaubt es kaum: So etwas ging damals noch.

 

Gerd Müller , der erstmals Torschützenkönig (30 Tore) der Saison wurde, war mit dem Maier Sepp schon auf dem Weg unter die wärmende Dusche als ich Beide bat, die ver-

schmutzte Sportkleidung, Trikots, Hosen und Stutzen, nicht in die Wäschetrommel zu werfen, sondern sie, so wie sie waren, mit nach Hause zunehmen. Etwas verständnislos aber schon tüchtig in Sektlaune versprachen es beide und wir verabredeten uns für den nächsten Morgen auf dem Trainingsgelände.

 

Zwei junge Fußballspieler, die später zu Legenden des Fußballs wurden, zogen brav die noch feuchten , dreckigen Trikots über die frisch gekämmten Köpfe und stellten sich mit der Original-Meisterschale in Siegerpose. Ich hatte mein „historisches“ Farbbild . Bis heute, im Jahr 2013, dem 50. Jubiläumsjahr der Bundesliga, hat dieses Bild nichts von seiner Be-

deutung verloren.

 

Nachtrag: Ein Trost für die heutigen Sportfotografen. Derartige Kapriolen sind schon seit Jahren undenkbar. Ein Heer von Managern , Sponsoren , Organisatoren und Funktionären, die Spieler vor Reklametafeln herum dirigieren, würden Bilder und Geschichten dieser Art leider verhindern.

 

Günter R. Müller war damals 25 Jahre alt. Der Mitbegründer der Fotoagentur SVEN SIMON ist seit 1968 Mitglied des Vereins Münchner Sportjournalisten.

Die Münchner Bayern auf der Ehrenrunde mit der Meisterschale nach dem Gewinn ihres ersten deutschen Titels in der Bundesliga. V.l.: Dieter Brenninger, Hans-Georg Schwarzenbeck, Franz Roth (mit Schale), Peter Pumm, Rainer Ohlhauser.

C: Foto zur Verfügung gestellt mit freundlicher Genehmigung von Sven Simon 

Peter Bizer

Zwischen Revisor und Theodor

Es hat schon einen guten Grund sich auf die Reise von Ulm an der Donau nach München an der Isar zu machen. Der schwarze Pan-

ther Wolfgang Fahrian soll mal wieder im Tor der Löwen stehen. An einem ziemlich frischen Februartag 1967. Ein Ulmer gegen Schalke. Der vom Chef versprochene Dreispalter im lokalen Sportteil der Schwäbischen Donau-Zeitung ist sicher. (Der kleine Uli H. ging derweil noch brav aufs Schubart-Gymnasium).

 

Für den Jungschreiber ein Festtag. Mit dem einzigen Redaktions-

wagen nach München – VW, 30 PS, bereits mit Blinker, der Tankstutzen noch unter der Vorderhaube. Rückgabe bis 24 Uhr und zwar noch am selben Tag, Fahrtenbuch nicht vergessen! Vorfahrt am Grünwalder Stadion. Parkschein? Mitnichten. Zweimal um die Ecke. Reichenhaller Straße. Kein Problem. Und dann dieser genussvolle Griff in die Manteltasche. Da ist es, das papierene Juwel, das den schreibenden Jüngling zum Mann von Fussballwelt macht: die Bundesliga- Pressekarte. Heiligsblechle! (Wow war noch nicht erfunden).

 

Ein erster Blick ins gewaltig erscheinende Rechteck auf Giesings Höhen mit seinen un-

gleichen Proportionen. So um die 40.000, ausverkauft. Auf der handbetriebenen Anzeige-

tafel noch das 0:0. Die Holzbank auf der sogenannten Pressetribüne fühlt sich an wie mit Daunen gepolstert. Wer da alles sitzt. Der Theodor im Fußballtor. Gerd Fröbe. Zwei Plätze weiter Willi Daume, der bereits Olympia in München macht. Und in der Reihe vor dem Reporter aus der Provinz ganz höchstpersönlich Rolf Gonther, der „Revisor“ von der Abendzeitung, mit allwissender Miene. Daneben qualmt die Zigarre von Hans Schiefele, der das Copyright für den „Radi“ vorm Radenkovic besitzt.

 

Nur bedeutende Zeitgenossen ringsum. Der Hofmann vom Merkur, der Ludwig vom Sportkurier, der Raithel von Bild, der Heimann vom Kicker und dann noch einige, die schon vor Anpfiff hinter ihren schwarzen Platztelefonen in Stellung gehen, die schnellen Jungs von den Agenturen und Sonntagszeitungen. Und sie alle haben vor allem einen im Auge: den Mann mit dem schwarzen Lockenhaar und den ebenso schwarzen Klamotten. Wolfgang Fahrian. Mein Ulmer. Bringt er’s oder bringt er’s nicht?

 

Um es kurz zu machen: Die Sechziger verloren 0:2 gegen Schalke und aus dem schon kopfgeschriebenen Dreispalter wurde nur ein dünner Zweispalter mit der allerdings sensationellen Überschrift: „Zwei Tore gegen Fahrian“. Es war sein letztes Spiel für die Löwen. Der schwarze Panther, der bei der WM 1962 in Chile noch gewaltige Sprünge gemacht hatte, war auf dem Bettvorleger von Max Merkel und dessen Nachfolger Gunther Baumann gelandet. Radi war endgültig König.

 

Um 21:12 Uhr Ulmer Zeit notierte der Pförtner der Donau-Zeitung die Rückgabe des Dienstwagens.

 

Peter Bizer (Jahrgang 1942) lebt in Hamburg.

Jan-Eberhard Vaubel

Honorar bar aus der Geldschublade

Der Start der Bundesliga war so etwas wie Urknall und angewandte Chaostheorie - für mich als jungen Journalisten eine prägende Erfahrung. Dem TSV 1860 München war ich schon länger durch den sportlichen Werdegang verbunden. Präsident Adalbert Wetzel suchte damals einen Vereins-Pressewart, der sich auch um die Öffentlichkeitsarbeit des neuen Fussball-Bundesligisten kümmern sollte. Wetzel wandte sich an Ludwig Koppenwallner, Sportchef der SZ. Dieser empfahl mich an Wetzel.

 

Es war totales Neuland! Es entstanden: die Vereinszeitung (Löwenpost), die Stadion-

zeitung (Löwenecho) und das Buch „Rund um die Löwen“ (u.a. mit Spieler-Portraits). Da ich nur wenige Jahre älter als die meisten Spieler war, kam es, speziell durch die ge-

meinsamen Auswärtsfahrten, zu fast freundschaftlichen Verbindungen. Ich war freier Journalist für verschiedene Medien. Die Fans waren oft auf emotionalem Gegenkurs zu mir. Ich wurde mit Anrufen „bombardiert“. Der Tenor „du bist doch ein Löwe, sei nicht so kritisch“ war nicht einfach zu verarbeiten.

 

Pekuniär herrschte im Verein Chaos. Vieles ging drunter und drüber. Geschäftsführer Ludwig Maierböck griff oft einfach in eine mit Geld gefüllte Schublade, um mir mein Honorar auszuhändigen. Später, als die Spieler an den Anzeigen-Einnahmen der Stadionzeitung partizipierten, ging es dann geordneter zu. Ich möchte in meiner Vita diese Pionierzeit nicht missen.

 

Jan-Eberhard Vaubel (Jahrgang 1935) lebt auf den Kanareninsel La Palma.

Geschäftsstelle:

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Von Wolfgang Uhrig

"Thailand unter der Haut"

Bernd Linnhoff, geboren 1948 in Hamm/Westfalen, arbeitete als Chefreporter Fußball beim Sportinformationsdienst (SID) und bei der Deutschen Presse-Agentur (dpa). 1988 machte er sich als freier Journalist, Kom-munikationsberater und Reden-schreiber selbstständig. Linnhoff wanderte 2008 nach Thailand aus. Er lebte vier Jahre in Bankok und wohnt seit 2012 in Chiang Mai

Linnhoff über sein Buch: „In „Thailand unter der Haut“ erzähle ich in 31 Nahaufnahmen von Thailands Ess-Klasse, der Fuß-ball-Community der German All Stars, von Männern in Bangkoks Nächten, von Frauen auch und davon, wie ich schlank wurde auf dem Rücksitz eines Motorrad-taxis. Es geht um Geister, den Zusammenprall zweier Kulturen in meiner Ehe mit Toey, um thailän-dische Spitznamen („Gestatten, mein Name ist Frankfurt“) und vieles mehr. Ich verschweige nicht einmal, dass ich hier lung genannt werde, alter Onkel.“

„Thailand unter der Haut“ ist 240 Seiten stark und kostet 14,90 Euro plus Versandkosten. Es ist im Onlineshop meines Verlegers Oliver Wurm unter folgendem Link erhältlich: www.fussballgold.de

Anno dazumal

Als Gerd Müller zurücktrat        Als Beckenbauer nachtrat

Wenn Ronny mit                         dem Kopf abstaubt

Fußballsprache oder ganz schlechtes Deutsch?

 

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