Verein Münchner Sportjournalisten
Verein Münchner Sportjournalisten

Geburtstage

Mai 2023

Juni 2023

Gerd Rubenbauer 75

Keiner rollt das "r" so schön wie er

Mein Gott, was für eine Stimme! Dachte ich schon Ende der 70erJahre, als ich ihn zum ersten Male hörte und von einer Freundin erfuhr, dass er eigentlich Diplom-Chemiker an der TU München, seine heimliche Berufung aber die Sport-reportage war. Ein „Test“ beim damaligen BR-Sportchef Hoffmann war dann aus meiner Sicht aber ein bissl gemein – denn „Neuling“ Gerd Rubenbauer aus München-Nymphen-burg sollte ausgerechnet ein Schachturnier kommentieren. Im Rundfunk!

  Das muss er dann aber so „plastisch“ und fantastisch gemacht haben, dass die BR-Crew fortan mit ihm auf Höhenflug ging! Mit herrlichen Kollegen wir Kurt Schneider, Waldemar Hartmann, Franz Muxeneder...und Co.

  „Rubi“ machte Radio rasant, spannend, erlebbar. Dank seiner unendlichen Begeisterung für Atmosphäre – und für Details.

  Genauso faszinierte er beim Fernsehen. Von 1988-2005 moderierte er die ARD-Sport-schau, kommentierte neben den Olympischen Sommer- und Winterspielen alle Fussball-WM’s von 82 bis 98 – und hörte damit nur auf, weil er damals mit ARD-Sport-Koordinator Heribert Faßbender über künftige Länderspiel-Einsätze uneins war...Sein „Trost“ waren dann Ski- und Leichtathletik-Berichterstattungen. Auch da war er in Sachen Vorbereitung und Details unschlagbar.

  Doch wir erinnern uns gerne, dass „Rubi“ ja noch viel mehr drauf hatte als „nur“ Sport: Er moderierte im BR TV verschiedenste Sendungen, Benefiz-Galas, "Gaudimax" oder "Sag die Wahrheit" – und erhielt 2003 eine Auszeichnung für seine Kompetenz Nr.1: den Bayerischen Sportpreis in der Kategorie "Herausragende Präsentation des Sports".

  Der blieb immer seine Leidenschaft. Fast 40 Jahre lang und aus aller Welt. Seine mar-kante Stimme prägte u.a. das WM Finale 1990, als Deutschland gegen Argentinien gewann. Mit dem einzigartigen, bayerisch-rollenden „r“ war der 8. Juli für alle Zuschauer und Zuhörer ein Glückstag, den er noch veredelte, nachdem  Andy Brehme in der 85. Minute bei 0:0 zum Elfmeter antritt und Rubi kommentierte: „Jaaaaa! Tor für Deutschland 1:0 durch Andreas Brehme. Alles wie gehabt! Mit rechts flach ins linke Eck. Goycochea wusste alles - nur halten konnte er ihn nicht...“

  Die höchste Auszeichnung erhielt Gerd Rubenbauer am 25.März 2019 mit dem Deut-schen Sportjournalistenpreis für sein Lebenswerk vom VDS. BR-Sportchef Christoph Netzel damals: "Gerd Rubenbauer ist ein außergewöhnlicher Reporter mit Herzblut und großer Leidenschaft. Seine spannenden Reportagen von Ski-Rennen, Leichtathletik-Events oder Fußballspielen waren immer ein echter Genuss für Hörer und Zuschauer. Auch als Moderator des Klassikers ,Blickpunkt Sport‘ war er stets ein Aushängeschild des Bayerischen Rundfunks."

  Vor 13 Jahren dann ein Schicksalsschlag: Am 28. November 2010 verunglückte der Erfolgs-Moderator auf der Fahrt von Garmisch, wo er Medienchef für die Ski-WM war, wenige Kilometer vor München mit seinem Audi A 6 schwer, wurde wie durch ein Wunder aber nur leicht verletzt, weil sein Wagen keinen der Mittelstreifen-Bäume erwischt hatte. Rubi damals: „Da sind Schutzengel mitgefahren!“ Wenige Tage später moderierte er schon wieder die BR-Sterne-Gala....

  Rubi heute? Ein Ruhestand ohne Termin-Hatz, meist in Habach südlich des Starnberger Sees, und oft auf Mallorca, wo sein Segelboot liegt. Aber so ganz ohne seine Leiden-schaft fürs Kommentieren konnte er in der jüngsten Vergangenheit doch nicht leben und schulte den TV-Nachwuchs, aber auch Experten wie Ex-Biathlet Ricco Groß oder Felix Neureuther. Ihnen vermittelte er immer gerne seinen bewährten Leitsatz: „Nichts schult die Augen besser als fürs Hören zu kommentieren...“                                      Conny Konzack

Herbert Jung 85

Forever young

Die letzte Begegnung war beim Spiel der Bayern gegen Hertha BSC in der Allianz-Arena. Hierzu hatte der deutsche Fußball-meister eine Senioren-Gruppe als Ehrengäste eingeladen, die als ständige Medien-vertreter über seit Jahrzehnten den FC Bayern be-gleitet haben. Und darunter fiel an diesem Nach-mittag einer mal wieder modisch besonders auf: beige Hose, brauner Pulli, braune Sneakers, sportlich elegant. Am 5.Mai wurde er 85 Jahre alt: Herbert Jung, in diesem Kreis der Älteste.

  Herbert, nomen est omen, forever young. Frei nach Karl Valentin könnte man jetzt schreiben, dass über ihn ja „schon alles gesagt wurde, nur noch nicht von allen“. Zum Beispiel hatte Peter Lill für den 75.Geburtstag im „sportjournalist“ herausgefunden, dass zu Beginn seines Berufslebens, als Elektro-ingenieur daheim in Karlsruhe, „Stromkreise und Dioden nicht seine Welt waren“. Oder Conny Konzack, der zum 80.Geburtstag daran erinnerte, dass Jung sich „deutscher Meister im Schwimmen“ nennen darf.

  „Den Titel gab es 1968 mit der Mannschaft des KTV Karlsruhe,“ sagt Jung jetzt und lacht. Mit regelmäßigem Schwimmen habe er aber nicht mehr viel am Hut: „Früher dreimal in der Woche, heute nur noch am Meer, so wie im November in Florida.“ Ansonsten halte er sich sportlich durch zweimal die Woche im Fitnessstudio und Golf. Dazu habe er sich damit, dass sein Handicap ständig sinke, von früher 13 auf heute 24. „Es ist halt das Alter,“ stellt er mit einem Seufzer fest.

  Zu seiner Berichterstattung aus dem Sport gehören Reportagen von 12 Olympischen Spielen und 21 Ski-Weltmeisterschaften, wofür er mit dem „FIS-Media-Award“, dem Journalisten-Oscar des Skisports, ausgezeichnet wurde. Außerdem erhielt im Jahr 2004 den Medienpreis des Ministerpräsidenten von Bayern.

  Der ehemalige Sportchef von BILD-München war 40 Jahre lang für den Springer-Verlag tätig, ehe er 2004 in Rente ging. Doch das bedeutete nicht gleichzeitig Ruhestand. Noch immer findet man ihn als Autor sehr häufig über Berichten mit den Namen Beckenbauer oder Neureuther, zwei von so vielen „Hausheiligen“ der BILD-Zeitung. Beruflich war Jung nicht nur zuständig für Wintersport und Fußball, sondern speziell auch für die mediale Pflege „der Rosi“ oder „vom Franz“, deren ungebrochene Popularität er dann auch entscheidend mitgeprägt hat.

Nicht nur diesen beiden Sportlern, sondern auch vielen anderen VIPs ist Jung verbunden. Heute liest man von ihm auch viel von Begegnungen in der Musikszene, beispielsweise mit Marianne und Michael, dem Schlagerproduzenten Ralph Siegel oder dem Schauspieler Michael Roll. Sie alle schätzen sein ruhiges, freundliches Wesen, seinen verbindenden Charme. Und seine Verschwiegenheit - bei einem Gespräch mit ihm erfuhr man viel, aber nie alles. Vor allem nichts, was bei BILD getaugt hätte für Krawall oder schmutzige Wäsche. Und so passen eigentlich sein immer moderates und seriöses Auftreten, seine Geschichten so recht nicht in die Medienlandschaft des oft umstrittenen Boulevards.

  Mit der Bezeichnung „Elder Statesmen“ würdigen sie einen Politiker, der nach seinem Ausscheiden Verdienste hat „als über allen Parteien stehende Persönlichkeit“. So gesehen ist Jung BILD, und doch steht er auch über BILD - eine Lebensleistung, die man in 40 Jahren Boulevard-Journalismus und nun mit 85 noch immer auch erst einmal hinbekom-men haben muss.

  Dazu herzlichen Glückwunsch, Herbert Jung!                                            Wolfgang Uhrig

Christina Pahnke 60

Die Unaufgeregte mit den aufregenden Fotos

Es gibt die Laute und die Leisen. Und es gibt sie: die Leise.

  Es gibt die Facebook-Poser (in Anlehnung an die Sparkassen-Reklame/oder getreu dem Sparkassen-Motto) : „Mein Cabrio, meine Harleys, meine Karibik-Kreuzfahrt, unser Venedig-Honey-moon, mein Steak mit Blatt-Gold, mein Champagner, Willi-Wichtig-Restaurant  

  Und es gibt sie – die Zurückhaltende.

  Es gibt die Selfie-Selbst-Verorter: „Ich in Barcelona beim Spiel Barca gegen FC Bayern“ oder „Ich in Sandhausen gegen

Regensburg“ .

  Und es gibt sie – die Unaufgeregte.

  Von ihr sieht man nicht viel – außer ihre außergewöhnlichen Fotos vom Fußball, Hand-ball, Basketball, Monsterwellen-Reiten und den ganz großen Events.

  Von ihr weiß, man nicht viel: außer dass sie durch die berüchtigte „Lehre“ bei Werner Rzehaczek  gegangen ist  (und dort ihren Mann Stefan Matzke kennengelernt hat).

  Liebe Christina (Pahnke) wo immer Du heute bist (sicher nicht ‚Lass‘ Vegas oder Karibik) – alles Gute zum 60sten.                                                                         Cheers, Wolfgang

Klaus Bergmann 60

Detailversessen - trotzdem locker

(1. März 2023) - Für die einen, Mitarbeiter und Kollegen, ist er Mr. Perfect !!   Für die, die er als Freunde angenommen hat, ist er ein perfekter Freund!!  Für die Familie ist er der verständnisvolle, manchmal auch strenge, aber immer liebenswerte Vater, Ehemann und seit Dezember 2022 jetzt auch Opa!

 

  Alle drei Persönlichkeiten in einer verkörpert Klaus Bergmann in nahezu idealer Weise. Dabei hat es der „Ruhrpott-Junge“ nicht immer leicht gehabt. In der Nähe des Nieder-rheinstadions in Oberhausen groß geworden, wurde ihm die Nähe zu Rot Weiß Oberhausen und damit zum Sport schon früh mit auf den Weg gegeben. Geschenkt wurde ihm aber nichts. Lesen und Schreiben machten ihm schon in der Schule viel Spaß, gepaart mit dem Interesse für Fußball, Tennis und anderen Sportarten wurde ihm damit der berufliche Werdegang vorgezeichnet. Bei der DPA fand er den idealen Arbeitgeber. Hier erkannte man schnell das Talent des jungen ambitionierten Journalisten und schickte ihn in den neunziger Jahren zu Deutschlands berühmtesten Fußballverein zum FC Bayern.

 

  Hier lernten wir Kollegen ihn dann als detailversessenen, immer der Sache auf den Grund gehenden Perfektionisten kennen. Oberflächlichkeit und Belanglosigkeit sind absolute „no goes“ in Klaus' Welt. Glänzend vernetzt in seinem Job, mit den aktiven Protagonisten und auch den sogenannten „Großkopferten“ im Präsidium und im Verband, war der berufliche Aufstieg nur logisch.

 

  Trotz allem hat Klaus niemals seine Herkunft vergessen und versteht es ausgezeichnet, abseits der Arbeit auch mal ne Fünf gerade sein zu lassen. Auf den zahlreichen Cham-pions-League Reisen mit dem FC Bayern haben wir auch den Genussmenschen kennen-lernen können, der ohne Gnade beim Buffet zuschlägt, der den berühmten Cardenal Mendozza  Brandy aus dem angewärmten Glas genießt und der beim Kollegen-Skat aber mal wirklich so abgeht wie Schmitz Katze und seine Kollegen ganz alt aussehen lässt.  Gleiches berichten die Kollegen, die mit ihm die DFB Elf auf vielen Turnieren begleitet haben oder aber die Tennis Experten, die sich mit ihm über die teuren Erdbeeren in Wimbledon aufgeregt haben.

 

  Bei so viel beruflichen Erfolg und Beliebtheit unter den Kollegen hat Klaus seine private familiären Pläne zwar ändern müssen, hat aber auch hier schnell in die Erfolgsspur zurückgefunden. Michaela, das liebe österreichische Madl, die Unternehmerin, wurde zum festen und gleichzeitig ruhenden Pol in Klaus Privatleben. In der Wildschönau beim Skifahren oder beim Glaserl Wein entspannt er am liebsten und blickt nun zurück auf sechs Jahrzehnte. Neben Michaela sind seine beiden Söhne sein ganzer Stolz, obwohl einer trotz des Papas glühender Anhänger der Löwen geworden ist. Klaus pariert alles mit Geschick, Präzision, Toleranz und ganz viel Geduld.

 

  Lieber Klausi willkommen im Ü-60-Club alles, alles Gute für dich und die Deinen.

                                                                                                                    Hans Peter Pull

Franz Muxeneder 80

"Passt scho!"

(12. Januar 2023) - „Passt scho!“ So antwortete Franz Muxeneder früher schon immer, wenn man ihn nach seinem Befinden fragte. Mit „Passt scho!“ ist ja auf Bayrisch auch immer alles gesagt. Bescheidenheit auch jetzt bei unserem Anruf zu seinem 80. - am 13.Januar. Mit einem für ihn auch typischen Zusatz: „Ich kann nicht genug klagen...!“ Typisch Muxi.

 

  Das liebten wir Kollegen früher schon an ihm und lieben es heute noch - umso mehr. Eine Prise Ironie war bei ihm immer dabei. Schon damals in der Münchner Abendzeitung und dann sage und schreibe 42  Jahre lang beim BR. Sein Beruf war Berufung. Als Redakteur ebenso wie als Sportchef. Da kam Muxi meist auf den Punkt, schwelgte nie groß herum, ergötzte sich aber gerne an kleinen und großen Schmonzetten...

 

  42 Jahre die Sport-Stimme Bayerns! Unglaublich! Muxi blickt zurück: „Olympia in Mün-chen war sicherlich mein Highlight, das war in der Heimatstadt schon etwas ganz Speziel-les und hob sich etwas ab von meinen anderen 15 Olympischen Spielen, über die ich berichten durfte. „Aber auch Innsbruck 1976 war ein besonderes Highlight. Zuerst der Hype meiner österreichischen Kollegen um Franz Klammers Goldmedaille, und dann unsere Rosi! Des war schon einmalig!“

 

  Der Rosi hätten wir übrigens gerne diese Zeilen zum 80. von Franz „Muxi“ Muxeneder gegönnt. Blieb uns und ihm leider versagt. Zu tragisch, war er doch mit seiner Frau Gisela, die vor drei Jahren verstarb, damals sogar Hochzeitsgast bei Rosi und Christian Neureuther...

 

  Die beiden hätten gemeinsam sicherlich allzu gerne die herrliche Story noch einmal erzählt, als sich Muxi und Kollege Ottmar Neidhardt, der Ski-Experte der Münchner TZ, damals zum Ski-Weltcup nach Val d‘Ìsere verabredeten, gemeinsam nach Genf flogen und zum Mietauto gingen – um dann festzustellen, dass keiner von beiden einen Führer-schein besaß! Ottmar holte das über ein Jahrzehnt später nach, Muxi nie. „Macht aber nix“, bleibt der 80jährige darüber auch heute noch positiv, „is bloß manchmal blöd, wenn außer mir keiner der Spezln mit zum Golfplatz fahren will...“

 

  Golf ist bis heute im Ruhestand seine Leidenschaft, meist im Heimatclub GC Elkhofen südöstlich von München, oder ab und zu mal auf Mallorca. „Ich kann’s zwar nicht g’scheit, aber es macht Spaß.“ Selbstironie, auch typisch Muxi...

 

  Sein Sportjournalisten-Kollege und langjähriger Freund Wolfgang Uhrig erinnerte schon zu Muxis 75.: „Der Golfball wurde seine Leidenschaft, die ihm gelegentlich Leiden schafft. Etwa, wenn nach dem Abschlag die Flugkurve des Balles einen verkehrten Weg nimmt, dann ist sein fuchsiges „Sakra-Kruzifix“ programmiert. Ein leiser Fluch, den man übrigens auch hören kann zu Verspätungen bei Verabredungen: Pünktlichkeit, wie früher im Beruf, die ist ihm heilig - als seien Sendezeiten noch immer drin in ihm. In Gesprächen noch immer drauf hat er dann diesen Ton aus früheren Tagen – auch auf seinem telefonischen Anrufbeantworter …

 

  Der BR war sein Leben. Im Winter als wohltuend unaufgeregter Reporter im Skisport - ganz im Gegensatz zu manchem Schreihals von heute. Und im Sommer war Muxi Modera-tor für Fußball, auch Chef im Hörfunk-Team der ARD beim deutschen WM-Sieg 1990 in Italien.

 

  Wolfgang Uhrig, sein Fast-Nachbar, weiter: „Der Mensch Muxi hat immer Lust an Ge-sprächen oder, wie er es wohl nennen würde, am „Ratschen“. Einer wie er braucht keine Online-Freunde, lieber setzt er sich zu Leuten an den Tisch und unterhält sich. Daneben wird es nie langweilig. Muxi redet gern, natürlich fundiert über Sport, aber auch über Gott und die Welt. Oberflächlichkeit aber ist ihm fremd. Ehe er vielleicht mal falsch verstanden werden könnte, schert er lieber aus, senkt leicht den Kopf und sagt: „Na, bittscheen, do konn i jetzt net mitred´n.“ Ansonsten spricht er schon mal gern impulsiv, nicht selten mit einer Prise Ironie. Spottlust ist ihm beileibe nicht fremd, verletzend aber ist er nie! Das würde auch nicht passen zu seinem ausgeprägten Sinn für Fairness gegenüber jeder-mann. Muxi ist immer geradeaus, zu seinen Markenzeichen gehört ein trockener Humor.“

Besser hätten wir Franz Muxeneder nicht beschreiben können...

 

  Dennoch gibt er uns zum 80. einen (herrlichen) Einblick über seine aktuelle, tägliche „Sport-Dosis“: „Ich brauche außer meinen Teletext keine zig TV-Sender, bin ja auch kein Technik-Freak, eher ein Volldepp, was Sky, DAZN, Facebook usw. angeht. Bei der Fuß-ball-WM hab ich mir auch nur die Schmankerl rausg’sucht. Liaba geh i ins Wirtshaus – zum Blödeln...“

 

  Keine Blödelei ist sein Rückblick auf den Beruf:“ Wir hatten doch früher eh die schönste Zeit im Job – mit viel weniger Hektik.“


Der VMS und Autor Conny Konzack wünschen zum Geburtstag alles Gute.

 

P.S.: Franz Muxeneder, seit 1962 Mitglied im Verein Münchner Sportjournalisten und über viele Jahre dessen 2. Vorsitzender, erhielt den „Medienpreis des Bayerischen Minister-präsidenten“ – wie auch die Branchen-Größen Harry Valérien oder Ulrich Kaiser. Die Staatskanzlei beschrieb Franz Muxeneder als „ein Urgestein des Sportjournalismus, ein Synonym für fundierte und seriöse Berichterstattung“. 

Foto by STMI: Sportpreisehrung 2005 mit Laudator Blacky Fuchsberger  

Gerhard M. Gmelch 80

Sportjournalist statt Jurist

(27.10.2022). „Mein Herz ist schwach – und nicht nur das – aber mein Wille ist stark!“ Das sagt der langjährige Redakteur beim Münchner Merkur Gerhard M. Gmelch angesichts einiger größerer gesundheitlicher Probleme, die ihn schon einige Monate plagen. Also trotzdem großes Jubiläum? Am 27. Oktober darf er mit Le-bensgefährtin Beate, seinen Verwandten und Freunden den 80. Geburtstag feiern.

  Aktiv Fußball gespielt – abgesehen von den Einsätzen im Schul-sport – hat er eigentlich nie. Interessiert für die von vielen Zeitge-nossen als schönste Nebensache der Welt bezeichnete Sportart hat er sich jedoch von Kindesbeinen an, nicht zuletzt deshalb „weil mich meine Mutter schon mit fünf Jahren zu den Spielen des SV Berg, ich glaube es war B-Klasse, mitge-nommen hat“. Und später dann hat der Fußball tatsächlich über Jahrzehnte hinweg sein Arbeits-, aber auch sein Privatleben bestimmt.

  „Seine“ Zeitung liest Gmelch immer noch, allerdings in weiter Entfernung von München, das Internet macht’s möglich: Der Liebe wegen hat sich der Jubilar mit Erreichen des Ruhestands nämlich in Ronneburg niedergelassen, einer Kleinstadt in Thüringen, gele-gen zwischen Gera und Jena.

  Warum der in Berg bei Neumarkt in der Oberpfalz geborene Gerhard M. Gmelch Jour-nalist wurde und im Sportjournalismus gelandet ist? Gute Frage. Jedenfalls studierte er nach Abitur und Bundeswehrzeit zunächst einmal Jura in Erlangen. „Einen Abschluss in diesem Metier habe ich jedoch nie gemacht“, gibt er freimütig zu. Vielleicht kam dann genau der Kick als „Schreiberling“ tätig zu werden, anlässlich des Europacupfinales für Pokalsieger, als der FC Bayern am 31. Mai 1967 gegen die Glasgow Rangers durch das Tor von „Bulle“ Roth mit 1:0 gewonnen hat. „Das Spiel war noch keine 15 Minuten zu Ende, da wurde am Stadionausgang das Kicker-Sportmagazin bereits mit einem kom-pletten Spielbericht verkauft“, staunte er damals über diese phänomenale Schnelligkeit.

  Das Interesse, das Phänomen zu enträtseln war geweckt – und das Interesse am Fuß-ball wurde noch verstärkt. Gmelch hat dafür auch konditionsraubende Schlachten-bummler-Torturen auf sich genommen: Zum Beispiel am Samstag zum Spiel des 1. FC Nürnberg, der geografisch gesehen von Berg aus quasi ein direkter Nachbar war, ging’s nach Duisburg und am Sonntag als Dreingabe in den Ronhof zur SpVgg Fürth. Und dann stand auf einmal das Angebot vom „leider“ längst nicht mehr existierenden „Sportkurier“ in München: Der damalige Chefredakteur Paul Ludwig suchte Nachwuchs, Gmelch wurde engagiert, machte ein verkürztes Volontariat. Und – heute verschmitzt lächelnd über die aufgeregte Stimmung damals – ist er eben Menschen wie Ludwig dankbar, dass Leute wie ihm die Gelegenheit gegeben haben, in die große Sportwelt hinein zu fühlen oder einzutauchen.

  „Mein erstes Interview war das mit Jochen Rindt (die Formel-1-Größe verunglückte bei einem Trainingslauf im Autodrom Nationale Monza, Italien am 5. September 1970 tödlich) im Hotel Bayerischer Hof“, erinnert sich Gmelch und muss schmunzeln, angesichts der standardisierten Fragen, die er damals als Vorgabe bei solchen Sport-Größen mitbe-kommen hat. Aber sie haben irgendwie geholfen, denn schließlich „war ich doch sehr, sehr aufgeregt“.

 

Eine wunderbare Zeit

 

  Natürlich läuft im Berufsleben nicht alles immer so wie man denkt, auch nicht bei Ger-hard M. Gmelch: Aber der nunmehr 80-Jährige nimmt es gelassen, dass er den „Merkur“ als Verantwortlicher der Reise- und dann Leserbriefredaktion verlassen hat. Denn zurück bleibt die Erinnerung an eine wunderbare Zeit als Fußballberichterstatter auch auf inter-nationaler Ebene: Etwa an die WM 1972 – als „die beste deutsche Nationalmannschaft aller Zeiten“ gegen das damalige Team der Sowjetunion mit 3:0 (zwei Mal Gerd Müller, einmal Herbert Wimmer) im Brüsseler Heysel-Stadion gewonnen hat.

  Und natürlich auch an das EM-Finale 1980 mit der Nationalmannschaft unter Jupp Derwall, als die deutsche Mannschaft mit einem 2:1-Sieg über Belgien im Finale in Rom zum zweiten Mal nach 1972 Europameister wurde, selbstverständlich – wie soll es anders sein – sind nach wie vor in seinem Kopf. Und wie gerne erinnert er sich an die WM 1982 in Spanien – Deutschland verlor zwar das Finale gegen Italien mit 1:3 – aber der nahe Kontakt zum damaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt bei dessen Besuch im Mann-schaftshotel war eine gewisse Entschädigung für die sportliche Enttäuschung.

  Unser Jubilar war (und ist) vielseitig interessiert – neben Politik auch speziell an Literatur – und auf Fußball bezogen, gehört dazu seine Zuneigung zu den sogenannten „Kleinen“. Zum Beispiel pflegte Gmelch gute Beziehungen zum FC Wacker München, der zwischen-durch gar nicht so klein war oder auch zum BSC Sendling und vielen anderen. Es war ihm ein persönliches Anliegen, dass sich deren Leistungen auch im Merkur widerspiegelten.

  Ein Sonderfall war für ihn immer der TSV 1860, den man auch in seiner Viertliga-Zeit nicht unbedingt zu den Kleinen zählen durfte. Und jetzt erst recht nicht als Drittligist mit der Tendenz nach oben. Gmelch hat sich jedenfalls stets intensiv um das Auf und Ab der Löwen gekümmert, zumal er auch jahrelang das Sechziger Vereinsprogramm für deren Heimspiele journalistisch betreut hat.

  Verein Nummer 1 war aber auch für ihn selbstverständlich der FC Bayern. Sehr oft war er bei den Auswärtsspielen dabei – und nach vollbrachter Tat saß er mit den Journalisten-kollegen im Mannschaftsbus auf dem Weg zum Flughafen („damals war das noch möglich“). Und er erinnert sich noch an so einige interessante Gegebenheiten mit den Spielern, die er aber nicht publik machen will.

  Auch wenn Gerhard M. Gmelch schwer angeschlagen ist – einige Monate lag er im Krankenhaus, der Rollstuhl ist zum engen Bekannten geworden – seinen Humor hat er nicht verloren. „In meinem Alter kann man immer sagen, dass ich über 18 bin“, sagt der 80-Jährige. Das kann die stellvertretende Vorsitzende des Vereins Münchner Sport-journalisten auch im Namen der VMS-Vorstandschaft nur bestätigen.

  Herzlichen Glückwunsch!                                                                           Margit Conrad

Peter Bizer 80

"Mit Sparwasser gekocht"

  Zum ersten Mal begegnete mir Peter Bizer 1974. Nicht persönlich, logisch. Ich war 13, und Bizer schon ein bekannter Sportjournalist. Doch zur WM in der BRD hatte er ein Buch veröffentlicht. Und das gehörte zu meiner Sammlung von Fußballmemorabilia, neben Büchern von Hans Blickensdörfer, Ulfert Schröder, der Fußball-Weltgeschichte von Karl-Heinz Huba und einem Bravo-Starschnitt von Pelé.

  Anfang dieses Jahres, als ich über Autoren für mein Buch „Die WM und ich“ – die Geschichte der Fußballweltmeisterschaften von 1954 bis heute, erzählt von Augenzeugen – nachdachte, erinnerte ich mich daran. Die Telefonnummer fand sich im Internet. Anruf in Hamburg. Ich stellte mich und das Buchprojekt kurz vor. Bizer sagte: „Und jetzt wollen Sie, dass ich über 1974 schreibe – richtig?“

  Richtig, wer sonst? Was folgte, war ein ebenso angenehmes wie anregendes Telefonat, bei dem es um den Sportjournalismus früher und heute und Bizers privaten Besuch – gemeinsam mit Franz Beckenbauer – bei Pelé in Brasilien ging, aber auch um seine Zeit als Stern-Korrespondent in Moskau (1982 bis 1985). Und natürlich um Russland, den Ukraine-Krieg und die damit verbundenen geopolitischen Zusammenhänge.

  Wenig später schickte Bizer einen wunderbaren Text über die WM 1974, in dem sich – in Anspielung auf das schmale Budget der Organisatoren – der schöne Satz findet: „Mit Sparwasser gekocht.“ Er schickte aber auch hinreißende Bilder aus seinem privaten Fundus, half mit Ratschlägen und motivierenden Zurufen, als der Herausgeber Waldherr mit seinem Projekt zwischendurch immer mal wieder haderte. Bei unseren Telefonaten lernte ich einen kompetenten, kollegialen, souveränen Profi kennen, immer begleitet von einer Haltung, für die der Engländer den schönen Begriff „Sophistication“ benutzt.

  Peter Bizer wurde 1942 in Wien geboren und wuchs auf der Schwäbischen Alb auf. Er begann als Verlagskaufmann mit 60 Mark Monatslohn im ersten Lehrjahr. Seine journa-listische Karriere startete er bei der Südwest Presse in Ulm, war ab 1970 Textchef der Münchner Sportpresseagentur Sven Simon (ist seit damals VMS-Mitglied) und ging 1975 zum Stern, wo er u.a. Sportchef war. Danach startete Bizer für den Hamburger Gruner+

Jahr Verlag das Magazin SPORTS. Er war – beginnend 1968 – bei zwölf Olympischen Spielen als Reporter, Pressesprecher der deutschen Mannschaft und Eventmanager. Zudem berichtete er von den Fußballweltmeisterschaften 1970 und 1974, veröffentlichte Bücher über Günter Netzer (1972) Franz Beckenbauer (1986), und Uli Hoeneß (1974 und 2014). Und er war Herausgeber respektive Co-Autor von Buchprojekten über die Sowjetunion und die Berliner Philharmoniker.

  Anfang August trafen wir uns erstmals persönlich. Berlin, Restaurant Borchardt, nahe Gendarmenmarkt. Bizer erzählte vom ersten Sportpressefest in der Münchner Olympia-halle 1973, das er gemeinsam mit Ulrich Kaiser zugunsten des VMS organisiert hatte und bei dem es einen Jux-Zehnkampf gab, den der Speerwurf-Olympiasieger Klaus Wolfer-mann gewann. Er erzählte von seiner jahrzehntelangen Freundschaft mit Martin Lauer, dem Schlussläufer der 4x100-Meter-Gold-Staffel von Rom 1960, und dessen Schicksal nach der Injektion einer schmutzigen Spritze. Und vom Projekt „Eulen nach Athen tragen“, das er zusammen mit dem Künstler Prof. Ottmar Hörl für die Olympischen Spiele von Athen 2004 realisierte.

   Besonders bewegend war an diesem Berliner Nachmittag Bizers Erzählung von der Begegnung und Verabredung zu einem Interview mit dem im KZ Bergen-Belsen geboren-en israelischen Olympia-Geher Shaul Ladany am Vorabend des Anschlags vom 5. Sep-tember 1972. Seine Erinnerungen an die Münchner Spiele wurden vom Haus der Baye-rischen Geschichte in dessen „Zeitzeugen Berichten“ veröffentlicht (www.hdbg.eu). „Aber ich habe festgestellt“, so Bizer, „dass die Erinnerungen unglaublich trügen können, was die Leute von früher erzählen, hat mit dem, was wirklich passierte, manchmal nur noch marginal zu tun.“

  Herzlichen Glückwunsch zum 80. Geburtstag am 26. August.             Gerhard Waldherr

Vinko Bicanic 60

Durch seine Augen

(1. August 2022) - Ist schon ein paar Jahre her, aber so lange kann‘s auch wieder nicht sein: Vinko Bicanic war bereits dezent ergraut. Irgendwo in Leipzig. Einigermaßen festlicher Rahmen, vereinzelt Damen im Abendkleid, die Herren fast alle mit Krawatte. Vorn auf der Bühne ein Rednerpult. Dahinter ein Redner. Und der hat anscheindend einiges auf dem Herzen, liest dem Auditorium gründlich die Leviten, bemängelt fehlendes Handwerk, fehlende Inhalte, mangelnde Qualität, mangelnden Sinn für Dramaturgie und noch einiges mehr, woran’s wohl fehlt und mangelt. Mein Nebenmann beugt sich kurz zu mir rüber: „Verteilen die hier gleich Preise oder Stockhiebe?“ Kurz darauf kann er sich beruhigen. Aber keineswegs zurücklehnen. Er muss auf die Bühne und den an diesem Abend verliehenen Medienpreis entgegen-nehmen – offenkundig war nicht er gemeint gewesen in der Tirade des Laudators, der nun vielmehr zu einer wahren Lobeshymne ansetzt. Die uns beide dann allerdings noch ein wenig ratloser zurücklässt als die Tirade zuvor: Es sei dem Preisträger gelungen, die Schieflage des Chemnitzer FC zu visualisieren, „alles aus dem Gleichgewicht, gar aus den Angeln zu heben.“ Das war zwar eigentlich wohl weniger die Absicht, aber was soll’s: „Herzlichen Glückwunsch, Vinko Bicanic!“

  Selbst dem obersten Kritiker der Sächsischen Landesmedienanstalt hatte Vinkos Reportage gut gefallen, und das war weder eine Ausnahme, noch Zufall. Im Gegenteil. Wann immer eine Eisprinzessin einen Tick zu zickig, eine Trainerlegende einen Tick zu knorrig oder ein Fußballer einen Hauch zu größenwahnsinnig erschien, um mit ihr oder ihm klarkommen zu können, musste man in unserer Reportage-Redaktion - einem wunderbaren, wild zusammengewürfelten, freiberuflichen Haufen Hochbegabter, Irrsinni-ger, Kreativer und Bekloppter – zu einem besonderen Kniff greifen. Die Zickigen und Knorrigen hatten ja keinen Schimmer, was wir so alles in der Trickkiste hatten: Wir haben einfach Vinko Bicanic hingeschickt. Einen wunderbaren Menschen und Kollegen, so freundlich wie feinsinnig, so klug wie kreativ und, wie er selbst nur über andere sagt, ein „kontemplativer Charakter“ – und zwar im allerbesten Sinne, der Menschen für sich einnehmen und ihr Vertrauen gewinnen kann. Eben weil er sich nicht mit ihnen verbrüdert, aber ehrliches Interesse an seinem Gegenüber und stets ein feines Gespür für das richtige Maß hat.

  Und dieses Maß auch hält. Knorrige, Zickige und scheinbar Größenwahnsinnige haben sich anschließend oftmals gewundert, was sie vor laufender Kamera so alles preisgegeben und so einen ehrlichen Blick hinter ihre ansonsten alltäglich zur Schau getragene Fassade gewährt hatten. Bereut hat‘s nachher aber keine/r. Vinkos Filme sind ausnahmslos von derselben Fairness, demselben Augenmaß und demselben Anstand geprägt, den er als Mensch und Kollege jederzeit jedem entgegenbringt. Dazu kommen eine fein dosierte Neugier und ein ausgeprägtes Feingefühl auch für scheinbar kompli-zierte Charaktere, deren Gefühlswelten, für Bilder, Motive und deren Komposition zu einem Gesamtkunstwerk, ergänzt durch enormen Fleiß und ein Höchstmaß an Sorgfalt in der Postproduktion. Nicht, weil Vinko von Ehrgeiz zerfressen wäre. Sondern weil er sich allen Beteiligten vor und hinter der Kamera gegenüber in der Pflicht sieht, eben diese Sorgfalt walten zu lassen. Professionalität im besten Sinne. All das verfeinert durch eine klare Sprache von höchster, oft brillanter Formulierungskunst. „Ein ganz ausgeprägtes Maß an Ereignislosigkeit“ attestierte er voller zugewandter Empathie mal einem gottver-lassenen Landstrich in New Mexico, wo er eine Doku im Rahmen der Sendereihe „Inside USA“ für uns gedreht hat.

  Diese ausgeprägte Ereignislosigkeit war dann trotz der überschaubaren Ereignisdichte hochgradig faszinierend. Diese Faszination zu sehen und aus einem scheinbar unspek-takulären Stoff herauszuarbeiten wie die Statue aus dem Felsbrocken, erfordert einen eigenständigen inhaltlichen Ansatz und einen ebenso eigenen, aber sehr klaren Kopf. Je abseitiger und unspektakulärer ein Thema daherkam, desto mehr schien es Vinko zu reizen, desto liebevoller – ja, wirklich: liebevoller! – hat er sich des Themas angenommen.

  Sein eigener Blickwinkel und Vinkos eigene Art, Dinge zu betrachten, spiegelt sich heute auch in seinen Fotos wider, die er dankenswerterweise ab und zu auf Facebook mit uns teilt. Sie zeigen die Einzigartigkeit des scheinbar Gewöhnlichen. Die Anmut des vermeint-lich Belanglosen. Charme und Esprit des Alltäglichen – ein ganz besonderer, erhellender und im besten Sinne aufklärerischer Blickwinkel, der Nähe schafft. Nicht, wie heute zu oft, zwischen Autor und Protagonist. Sondern zwischen dem Motiv, dem Menschen, dem Gegenstand der Berichterstattung auf der einen und dem Betrachter, dem Rezipient auf der anderen Seite.

 

Tarnkappenbomber, schluchzende Valencia-Fans

 

  Nach 45 Minuten New Mexico durch Vinkos Augen weiß der Zuschauer, dass er da eigentlich nicht mehr hin muss – es sei denn, er will es unbedingt. Weil: Er kennt‘s ja jetzt. So, wie es wirklich ist – und hat nun ein Gefühl dafür. Viel mehr lässt sich filmisch kaum vermitteln. Ob Vinko nun auf der Whiteman Air Force Base mit Tarnkappenbombern, bei anderen Tarnkappen, in Wattenscheid, Wolfsburg oder sonst wo in der Welt unterwegs ist: Danach weißt Du, wie‘s dort aussieht und wie die Menschen dort sind. Zumindest glaubst Du‘s zu wissen. Unvergessen auch die hemmungslos schluchzenden Mädchen im weißen Valencia-Trikot auf der Tribüne des Mestalla nach dem Champions-League-Final-Drama gegen die Bayern. Selten so ergreifend emotionale Bilder gesehen, die den Weinenden doch jede Würde lassen. Noch heute stehe ich jedes Mal mit auf, wenn sich die beiden zur Ehrung ihrer unterlegenen Helden erheben und weinend, kreuzun-glücklich und doch voller Stolz entschlossen stehend applaudieren – 1300 Kilometer vom Ort des Geschehens entfernt und doch mittendrin. Seit damals halte ich dem FC Valencia in jedem Spiel die Daumen – wegen dieser beiden und eigentlich auch nur für sie.

  Solche Bilder auf diese Weise einzufangen, erfordert neben dem erwähnten besonderen Blick auch die Fähigkeit, Grenzen einzuhalten, niemanden zu entblößen, niemanden vorzuführen, Nähe und Distanz in gleicher und gesunder Weise einzuhalten. Der Leipziger Laudator hat damals schon Recht gehabt, irgendwie. Konnte aber wohl nicht recht zum Ausdruck bringen, was er eigentlich hatte sagen wollen. Wäre er heute eine Nachwuchskraft bei Sky, könnte er dort bei einer der feinsten Fernseh-Edelfedern aus erster Hand erlernen, wie man‘s macht. Oder wie man eine Geschichte so brillant von hinten nach vorn erzählt, dass selbst Ottmar Hitzfeld noch Neues über sich erfährt. Wie man durchaus scharf- und eigensinnigen Köpfen wie Felix Magath, José Mourinho oder Jürgen Klopp nicht nur auf Augenhöhe begegnet, sondern sie auf intelligente Art und Weise vom üblichen Terrain entführt und wirklich Spannendes, Erhellendes zu Tage fördert. Wie man eine fremde Hochzeit zu filmischen Zwecken kapert, ohne dass dies gleich zur ersten Ehekrise führt. Oder weshalb man vorm Anbruch des digitalen Zeitalters einen Lastenaufzug in den Schnitt gebraucht hat.

  Gleichviel, ob Kollegen vom früheren DSF, heute Sport1, von Sky oder vom ZDF von Vinko sprechen: Sie alle tun es zugewandt, voller Sympathie und mit höchstem Respekt – vor fachlich herausragender Kompetenz, vor allem aber, weil dieser Vinko Bicanic – und das sage ich nicht, weil er 60 wird, sondern weil es so ist – einfach ein feiner Kerl, ein großartiger Typ und ein toller Kollege ist.

  Vinko: Von Herzen alles Gute, bleib‘ fröhlich, gesund und gut gelaunt, lass‘ Dich feiern, lass‘ Dir viel schenken – und wenn ich mir was von Dir wünschen darf: Vielleicht könntest Du demnächst mal einen hübschen kleinen Aufstiegsfilm zu Sechzig machen... dritt- oder zweitklassig ist definitiv nicht ganz Deine Liga, ich weiß, aber Du bist doch jetzt irgendwie einer von uns.

  Herzlichen Glückwunsch zum 60. Geburtstag!                                              Karsten Klein

Oskar Brunnthaler 75

Zwei Knie-OPs gleichzeitig

Er bewegt sich nach zwei Knie-Operationen (gleichzeitig!) schon wieder auf dem Golfplatz, scherzt wie ein Youngster, und wurde am 7.7. ja auch erst 75 Jahre alt: Ein Phänomen, dieser Wiener, den es schon vor 45 Jahren nach Deutschland zog.

  Oskar Brunnthaler – Markenzeichen: immer lässig und ein bissl ironisch – war von 1978 bis 1993 der sogenannte Österreich-Chefredakteur von „Bunte“, die damals noch jede Woche einen eigenen, recht erfolgreichen Austria-Teil produzierte. Es war die Zeit, als bei Burda noch Menschlichkeit, Entspanntheit, Locker-heit herrschte und „Oskars Bunte“ immerhin über 250.000 Leser fand. Wöchentlich! Hoch-Zeiten für Hochzeiten, Adel, Wiener Schmäh – und Sonder-Titel wie z. B. mit Niki Lauda oder Boris Becker, Steffi Graf u.a. Nach Lady Dianas Tod schufteten wir z.B. ge-meinsam für eine Sonderausgabe mal 36 Stunden durch... Es waren die Zeiten von diver-sen Chefredakteuren.. Oskar „überlebte“ zehn.

  Wir zwei teilten uns im Verlagshaus ein großes Büro, spielten ab und zu Tennis, bis Os-kar immer öfter zum Chippen, Putten oder Abschlagen ging. Nahe des Burda-Verlages hatte damals ein gewiefter Erdbeer-Plantagenbesitzer einige Golfbahnen gebaut. Der Be-ginn (s)einer großen Leidenschaft. Das war vor 35 Jahren! Oskar wurde mit „GolfTime“ selbst (Klein-)Verleger.

  Die Leidenschaft Golf ließ ihn nicht mehr los, auch wenn sie so manche Leiden schaffte. Oskar war damals schon ein Visionär, glaubte an die Golf-Gilde in Germany. Mit so man-chem Re-Launch machte er sein Fachblatt „einstellig“, wobei ihm vor allem Sohn Markus, Tochter Eva-Carina und seine Frau Natascha halfen, um die sich die ganze Familie heute wegen ihrer schweren Krankheit rührig kümmert.

. Eigentlich hat sich „Ossi“ seinen Lebens-Traum längst erfüllt. Verleger, ein Haus im Salzburger Land, einen Jaguar (der mehr cruist statt faucht), eine Groß-Familie. Nur ein alter Traum blieb ihm bis dato verwehrt – ein eigener Golfplatz nahe Zell am See.

  Als wir ihm am 7.7. gratulierten, war er als Chefredakteur schon wieder in der Endphase seines neuen Magazins....

  Alter, ewig junger Ossi: Happy Birthday!                                                     Conny Konzack

Kurt Schneider 70

Immer was zu lachen

(22.04.2022) Es ist ein bisschen ruhig geworden um den Kurti, wie er von seinen (ehemaligen) Kollegen freundschaftlich genannt wird. Kein Wunder, sind es doch auch schon wieder über sieben Jahre, seit er seinen Ruhestand angetreten und sich vom BR-Mikrophon verabschiedet hat.

Und logisch, wenn sich ein Radiomann verabschiedet, dann hört man halt nicht mehr so viel von ihm. Zumindest nach außen hin.

Wer ihm nach „innen“ hin zuhört, der stellt fest, dass die Entscheidung ein wenig früher als nötig das Arbeitsleben zu beenden für ihn nicht die Falsche war. Die sich rasant verändernde Medienlandschaft verfolgt er durchaus aufmerksam, mit der Gewissheit nicht traurig darüber zu sein, nur noch Betrachter und nicht mehr Macher derselben zu sein.

Auch seine Gesundheit betreffend war die Entscheidung früher zu gehen sicher eine richtige.

Apropos Gesundheit: Auch dies sicherlich ein Grund, warum es ruhiger geworden ist um den Kurti. Trotz allem – und das ist schön: Kurt Schneider hat seinen bekannten Humor nicht verloren. Wer mit ihm spricht, der stellt fest: Es gibt immer, auch in schwierigen Zeiten, was zu lachen.

Kurt Schneider wird am 22. April 70 Jahre alt. Lieber Kurti, alles Gute!

Martin Raspe und die (ehemaligen) Kollegen und Kolleginnen.

Maria Mühlberger 85

Die Kamera mit dem Golfschläger getauscht

(26.03.2022) Sie kann sich nicht daran erinnern, mit welchem Motiv sie einst den Fotowettbewerb des Verbands Deutscher Sportjournalisten (VDS) in der Kategorie Schwarzweiß gewonnen hat. „Es ist ja auch schon 60 Jahre her“, sagt Maria Mühlberger, die am 26. März 85 Jahre alt wird. Ihr Archiv ist umfangreich, aber das preisgekrönte Foto nicht mehr zu finden.

In den Sechziger Jahren durften Ehefrauen nur mit Er-laubnis ihrer Ehemänner arbeiten. Bei den Sportfoto-grafen in München, wo das Geschäft dank der beiden Fußball-Bundesligisten TSV 1860 und FC Bayern blühte, war deren Mitarbeit aber selbstverständlich; sie wurden gebraucht. Es gab die Zeitlers, die Jochs, die Rauchensteiners, die Frinkes. Und die Mühlbergers, Maria und Max, beide Seiteneinsteiger; Maria hatte zuvor als Sekretärin gearbeitet. Der Max gewann den VDS-Wettbewerb 1969, die Maria noch einmal 1975. Da war der Max schon tot, gestorben auf der Autobahn am Kindinger Berg, auf der Heimfahrt von der Fotokina in Köln. Und Maria war mit ihrem kleinen Sohn auf sich allein gestellt.

Sie hat die Fotoagentur damals allein weitergeführt. Ein hartes Geschäft! Zwar gab es ab 1968 in München fünf Tageszeitungen, aber auch viel Konkurrenz. Feste Engagements bedeuteten finanzielle Sicherheit. Maria Mühlberger fotografierte für das Sportamt der Stadt München und seit 1973 drei Jahrzehnte lang für die Olympiapark GmbH. Die Ver-bindung entstand durch ihren damaligen Mann Max, der Fotos für die legendären Olympiaplakate von Otl Aicher lieferte. Im Olympiapark wurde der Fotograf Martin Hangen ihr Nachfolger, als Fotografenbeauftragter im Vorstand des VMS auch.

Die Bilder aus Maria Mühlbergers Archiv sind immer noch gefragt. Die Olympiapark stellt anlässlich von 50 Jahre Olympische Spiele eine CD zusammen, und Prof. Fritz Auer (90) benötigt ihre Fotos für eine Publikation. Der ehemalige Hochschullehrer war Mitglied im Wettbewerbs- und Ausführungsteam für die Olympischen Spiele 1972. Als Architekt hat er unter anderem den Münchner Busbahnhof und das Projekt für den neuen Hauptbahnhof München gestaltet.

Schon früh engagierte sich Maria Mühlberger auch berufsständisch. 1974 wurde sie in den VMS-Aufnahmeausschuss gewählt, 1977 zur Beisitzerin, 1979 zur Geschäftsführerin. „Aber nur für ein Jahr“, kündigte sie an. Daraus wurden mehr als drei Jahrzehnte. Danach war sie Beisitzerin im Vorstand und Fotografen-Beauftragte. Sie akkreditierte ihre Kolleginnen und Kollegen bei Spielen im Olympiastadion und in der Arena. Von 1981 bis 1987 war sie gewählte Sprecherin der Fotografen im Verband Deutscher Sportjournalisten (VDS).

Die schweren Kameras mit den langen Objektiven schleppt Maria Mühlberger schon lange nicht mehr mit sich herum. Ein kleiner Fotoapparat reiche ihr, sagt sie, und das Handy, „mit dem kann man inzwischen sehr gute Bilder machen“. Die Entwicklung habe allerdings zum Niedergang der Sportfotografie beigetragen. „Mit den digitalen Kameras ging es abwärts. Die kann man jedem in die Hand drücken. Einmal draufdrücken – dann rattert es 20 bis 30 Mal und man kann die beste Aufnahme raus suchen.“

Maria Mühlberger und ihr Mann Kurt (Foto) genießen ihren Ruhestand auf Gran Canaria; beide spielen Golf. „Früher waren wir nur über Weihnachten da, jetzt bleiben wir von Oktober bis März“, im schönen Domizil hoch über dem Hafenstädtchen Puerto Rico. Und waren rechtzeitig zum Geburtstag wieder daheim im Münchner Stadtteil Großhadern, wo-hin sie allerdings der rote Staub aus der Sahara verfolgte.

Der VMS gratuliert Maria Mühlberger, einer liebenswerten Kollegin, die überall Wert-schätzung genießt, ganz herzlich, und bedankt sich für ihr berufsständisches Engage-ment.                                                                                                                             H.E.

Edgar Endres 60

BR-Hörfunkreporter statt Papstnachfolger

(22. Februar 2022) - Mehr als 30 Jahre ist es nun her. Es war die „guade oide Zeit“ - Digitalisierung und Trimedialität waren noch Fremdwörter. Da entschloss sich ein junger Mann aus Hollfeld in Oberfranken, die Sportwelt zu erobern. Edgar Endres hatte sein Studium abgeschlossen, arbeitete für Radio Gong und entschied sich dann - nach einer kurzen Stipvisite in der BR-Sport-Hörfunk-Redaktion – für den Sprung aus der Unistadt Würzburg in die bayerische Landeshauptstadt München.

Eigentlich stand nach Deiner Schulzeit im Internat ja eine kirchliche Karriere auf Deiner Agenda, aber der Papst-Thron war schon mit Johannes Paul II be-setzt. Und so hast Du Dich - zur Freude von Millionen Hörerinnen und Hörern - für die Sportredaktion des Bayerischen Rundfunks entschieden. Du hast von der Pike auf das Handwerk gelernt und Dich schnell in die Strukturen einer neuen Welt eingearbeitet. Mit Deinen überragenden Fachkenntnissen und Deinem professionellen, dem Menschen zugewandten Wesen, hast Du viel Anerkennung bekommen und wurdest schnell in der ARD gefördert.

  In über hundert Champions League- und mehreren hundert Bundesliga-Spielen waren wir gemeinsam im Einsatz - mit der Zeit wurden wir gute Freunde und sind fast schon brüderlich miteinander verbunden. Obwohl als Redakteur mit Weisungsrecht ausgestattet, hast Du mich das nie spüren lassen. Unvergessen unser Einsatz beim Spiel des FC Bay-ern bei Paris St. Germain, als wir keinen ISDN-Anschluss hatten. Wir mussten Beiträge und Interviews nach München überspielen, und Du hast mit einer Rasierklinge auf dem Boden des Hotelzimmers gelegen, um den Telefon-Anschluss im Hotel blank zu legen.

Unvergessen auch unsere Reise nach Kiew, als wir frühmorgens zurückkamen und direkt vom Flughafen ins Bayern 1-Studio gefahren sind. In den Augen zwei Streichhölzer, schilderten wir dem Moderator unsere Eindrücke aus der Ukraine.

  Oder erinnerst Du Dich als wir im Mannschaftshotel des FC Bayern in Versailles ein Interview mit dem Brasilianer Jorginho auf Tonband aufgezeichnet und die Aufnahme da-nach versehentlich gelöscht hatten? Du bist zu ihm hingelaufen und hast das Interview nochmal aufgenommen. Nichts aber auch gar nichts brachte und bringt Dich aus der Ruhe!

  1996 bist Du zum Nationalmannschafts-Reporter für Europa- und Weltmeisterschaften aufgestiegen und 2002 wurdest Du Nachfolger von Dieter Czermak als Experte für den nordischen Skisport. Egal wo und egal mit wem ich in den zurückliegenden Jahren in der ARD gesprochen habe: Ich kenne keinen, der mit solch einer Hingabe, mit solch einer Fachkenntnis und mit solch einer Disziplin arbeitet!

  Privat meisterst Du Deinen 3 Mädels-Haushalt mit Deiner Frau Heike und Deinen beiden Töchtern Johanna und Lotta souverän. Und Dein neues Lebens-Jahrzehnt nimmst Du ge-wohnt locker, leicht und professionell in Angriff.

  Natürlich gibt’s auch bei „Frangen“ kleine Schwächen („Nobody is perfect“), aber die ha-ken wir heute alle ab, denn „U N S E R  E D I“ wird 60 Jahre alt. Alles Gute, bleib' gesund und glücklich, „alter Kumpel“, und herzlich willkommen im Club Ü 60! Dein  Hans Peter Pull

Peter M. Lill 75

Vom Bauingenieursstudium über 1860                     und Vettel zum Kochbuch-Autor 

(26.01.2022) In München geboren, in der Pfalz aufgewachsen, auf der ganzen Welt zu Hause: Peter M. Lill. Am 26. Januar wurde der Journalist, Autor und Hobby-Koch 75 Jahre alt. 

  Nach dem Abitur hat Lill ein Bauingenieur-Studium in München begonnen, aber bald auf Journalismus umgesattelt. Noch während des Volontariats durfte er für die tz von den Olympischen Spielen 1972 in München berichten. „In Erinnerung bleibt natürlich die Terror-Nacht“, sagt er. „Der schrecklichste Moment als Journalist.“ 

1974 der Wechsel zu BILD München. 1860 und Bayern München, Ski nordisch, Bob, Rodel, Eisschnelllauf und Motorsport waren seine Themen. „In meiner Laufbahn komme ich auf mehr als 50 Welt- und Europameisterschaften“, zählt er nach. 

Nach einem Abstecher in die Werbe-Abteilung der Firma Rodenstock kehrt Lill 1979 zu BILD zurück. Berichtet von der Rallye Paris – Dakar, der Sportwagen-WM, der Formel 1 und als Höhepunkte von den Olympischen Spielen 1988 in Calgary und Seoul. 

  1991 macht sich Peter Lill selbstständig. Schreibt für verschiedene Presseorgane in Deutschland, verstärkt das DTM-Presseteam und betreut diverse ADAC-Serien. Insge-samt neun Jahre. 

  Mit 52 Jahren unterschreibt er wieder einen Vertrag – beim ADAC. „Ich war verantwort-lich für die Motorsport-Presse vom Kart bis zur Formel 1“, sagt Lill stolz. „Ich habe mit Vettel Medienschulung gemacht, da war er 15 Jahre alt. Auch mit Nico Rosberg hatte ich zu tun oder mit Motorrad-Leuten wie Mang.“ Über ihn schrieb Lill das Buch „Toni Mang – Weltmeister auf zwei Rädern“. 

  Auch berufsständisch betätigte sich Peter M. Lill. Er war Geschäftsführer des Vereins Münchner Sportjournalisten (VMS).

  Lill, seit 2010 im Ruhestand, hat sich aber auch als Verfasser von Kochbüchern einen Namen gemacht. Dafür hat er sich 1976 das Rauchen abgewöhnt. „Ich musste meine Geschmacks-Partikel regenerieren“, sagt der ehemalige Geschäftsführer des VMS (2012 bis 2013). Von seinen diversen Motorsportbüchern sowie Werken wie „Schifferstadter Kochbuch“ mit Pfälzer Speisen, „So koche ich mein Fett weg“ oder „Mythos Weißwurst“ wurden über 100 000 Stück verkauft. Genügend Vorlagen wenn er in seinem Haus in Ebersberg am Herd steht. „Ich bekoche jeden Tag meine Frau“, gesteht er. 

  Lill steht aber nicht nur für neue Gerichte. Schon 1992 hat er beim Golf Club Ebersberg, den er 1988 gegründet hat, den Schnupperkurs erfunden. 

Und wenn sich der Tausendsassa, obwohl er seit einem Glatteisunfall im Januar 2020 Probleme mit dem rechten Knie hat, nicht gerade auf dem Golfplatz „rumschlägt“, ist er beim Qi Gong oder übt mit dem Luftgewehr bei den Königlich Privilegierten Feuerschützen Ebersberg. 

75 Böller für Peter M. Lill!                                                                                                 jg

 

Christian Wechslinger 70

In 35 Sportarten heimisch

(9.10.2021) - Im Berchtesgadener Land ist er bekannter als Andreas Giebel und Peter Marton, die Kommissare Benedikt Beissl und Jerry Paulsen aus „Watzmann ermittelt“. Kein Wunder, ihn gibt es schon seit 70 Jahren, die ARD-Krimiserie erst seit gut zwei: Christian Wechslinger. Am 9. Oktober feiert er seinen runden Geburtstag, nicht daheim in Berchtesgaden, nur einen Katzen-sprung entfernt vom Haus der Berge, wo er seit Jahren wohnt, sondern in Jesolo, an Europas längster Fußgängerzone an der Adria, die aber im Oktober so gut wie ausgestorben ist. „Den Rummel brauche ich nicht, Jesolo deshalb, weil wir da seit Jahren urlauben und es uns so gut gefällt“, sagt der rüsti-ge Vollblutjournalist, der sich nach einer Hüft-OP im Juni gut erholt hat.

  Mit dem Schreiben hat er vor knapp 40 Jahren begonnen. Sein Vater war im Krieg Pilot, der wollte auch den Sohn fliegen sehen. Daraus wurde nichts. Christian half zunächst in der elterlichen Metzgerei und im Schlachthaus in Berchtesgaden, verpflichtete sich dann bei der Bundeswehr und schied nach  einem schweren Autounfall nach zwölf Jahren vor-zeitig aus. Von der Pension als Berufssoldat konnte er nicht leben, deshalb startete er seine zweite Kariere als Journalist.

  Anfangs berichtete er über die Eishockeyspiele der Männer, Jugend und Schüler des EV Berchtesgaden, danach über 35, quasi über alles, was sich im Berchtesgadener Talkes-sel im Amateursport abspielt. Seine erste große Geschichte lieferte er 1987. Der gebür-tige Berchtesgadener Wechslinger war Grün-Reporter, also zuständig für bunte Ge-schichten rund um den letzten alpinen Ski-Weltcup am Jenner, bei dem ein gewisser Ingemar Stenmark nur Fünfter wurde. „Das weiß ich noch so genau, als wäre es gestern gewesen“, erzählt Christian.

  In jenem Jahr entdeckte ihn Helmut Weinbuch. Der war damals ein mächtiger Funktio-när im Deutschen Skiverbandes (DSV) und Chef der Nordischen Kombination im Inter-nationa-len Skiverbandes (FIS). Christian war zunächst Pressesprecher, später die rechte Hand von Weinbuch, damit quasi Weltcup-Koordinator.

  Fünf Jahre lang tingelte er immer im Winter durch die Welt, war bei Veranstaltungen der Nordischen Kombination in Sapporo, Calgary, Lahti, Falun, Moskau, Lake Placid. Er be-diente die Deutsche Presseagentur (dpa), den Sportinformationsdienst (sid), den Deutschlandfunk, Stationen der ARD und die Austria Presseagentur (APA), und das in Zeiten, als gerade erst Fax-Nachrichten aufkamen. WhatsApp oder SMS waren Fremd-wörter. Den Ritterschlag in der Szene hatte er sich in Oslo geholt, als er auf der Hälfte der 50-km-Schleife nicht viel langsamer als der damalige Bundestrainer war.

  1992 war Schluss mit den Reisen. Christian Wechslinger wurde wieder heimisch und Mitglied beim Verein Münchner Sportjournalisten (VMS). Als Bürgen standen BR-Sport-chef Franz Muxeneder und sein Reporterkollege Karlheinz Kas parat. Wechslinger wurde fester freier Mitarbeiter beim Berchtesgadener Anzeiger und belieferte auch umliegende Printmedien wie Südostbayerische Rundschau, Reichenhaller Tagblatt oder Traunsteiner Wochenblatt (heute Tagblatt). „Zu 80 Prozent geht es seither über Amateursport, zu 20 Prozent um lokale Themen, ich schreibe über alles, nur nicht über Golf und Tennis“, sagt Wechslinger.

  Der geriet vor fünf Jahren selbst in die Schlagzeilen geriet. Er folgte in Berchtesgaden einen Handtaschenräuber, stellte ihn und fotografierte ihn. Für die Polizei war es so ein Leichtes, den Täter und seine Komplizin zu fassen. Die Polizei ehrte Wechslinger gleich doppelt. Erst kam Berchtesgadens Inspektionsleiter Andreas Heynig, später noch der Traunsteiner Kripo-Chef, der Urkunde und eine Prämie von 150 Euro überreichte. Der Radiosender „Bayern1“ kürte ihn gar zum „Held der Woche“. Über eine Million Hörer lauschten seinem spannenden Interview. „Es hagelte Anrufe und es kamen eine Menge E-Mails und Nachrichten, aber ich würde es heute nicht mehr machen“, gesteht Wechs-linger und ergänzt schmunzelnd, „mit meiner Hüfte ging es auch gar nicht mehr“.

  Vom Ruhestand will er nichts wissen. Er hat noch enge Kontakte zu den Redaktionen, schreibt zuverlässig, pünktlich und recherchiert so gewissenhaft wie vor 30 Jahren. Und warum schreibt er noch? „Meine Zwillinge Calvin und Cevin sind 24 und studieren, die brauchen Unterstützung“, erklärt Wechslinger. Geboren sind die beiden übrigens in Salzburg.

  Seine große Liebe aber bleibt der alpine Skisport.Kein Wunder, 14 Jahre lang war er Nachbar von Riesenslalom-Weltmeisterin Kathrin Hölzl. „Als die ihren Titel 2009 holte, haben Journalisten bei mir angerufen und dachten, ich sei mit ihr zusammen“, berichtet Wechslinger und ergänzt: "Da hätte sie nicht viel Freude gehabt mit mir“.

  Die Freude ist aber ganz bei seiner Petra, die ihn überall dorthin bringt, wo es für ihn als frisch operiertem Hüftpatienten nicht geht. In die Königsseer Kunsteisröhre, die von den Unwettern stark in Mitleidenschaft gezogen wurde, wird er sich auch nicht mehr stürzen. „Ich habe hier sechs Mal das Journalistenrodeln gewonnen, das reicht“, sagt Wechslinger. Einmal aber habe ihn es schon gewurmt, das war, als dpa-Redakteur Uwe Jentzsch aus Dresden zur WM gekommen war und alle Kollegen – auch Wechslinger - in Grund und Boden rodelte. Kein Wunder: Jentzsch fuhr in einem alten DDR-Rennanzug.

                                                                                                                       Karlheinz Kas

Klaus Kirschner 75

Und schreibt und schreibt und schreibt...

(05.10.2021) „Er war ungeheuer zuverlässig, ein akribischer Schreiber, der sich auch in den unteren Ligen auskennt!“ Heinrich Lemer, langjähriger Sportchef beim Münchner Merkur, gerät regelrecht ins Schwärmen, wenn er über Klaus Kirschner spricht. Wobei „war“ nicht korrekt ist. Denn während sich Lemer nach dem Olympischen Winterspielen 2018 in Pyeongchang (Südkorea) aus der Sportredaktion zumin-dest in den beruflichen Ruhestand verabschiedete, schrieb Kirsch-ner weiter, lieferte zuverlässig und pünktlich sonntags um 18 Uhr seine 360 Zeilen über die Fußballspiele der unteren Ligen – genaugenommen von der Bezirksliga abwärts. Und das macht er auch jetzt noch, mit 75!

  Diesen Geburtstag darf Klaus Kirschner, der in München-Laim wohnt, am 5. Oktober 2021 begehen, zwei Tage, nachdem er wieder wichtige Zeilen bei der Sportredaktion des Münchner Merkur abgeliefert hat. Der Verein Münchner Sportjournalisten, dem er seit 48 Jahren angehört, gratuliert Klaus Kirschner dazu herzlich. Der schon seit mehr als zehn Jahren im Ruhestand weilende MM-Sportredakteur Wilfried Jendreizik, der zumindest in Sachen „Untere Fußballligen“ sein direkter Chef war, bezeichnete Kirschner anlässlich seines 65. Geburtstags „als jene Spezies von Sportjournalisten, die unverzichtbar sind. Weil sie über das Sportgeschehen berichten, von dem weder Rundfunk noch Fernsehen Notiz nehmen. Ihre Berichte sind häufig die einzige Informationsquelle der Anhänger kleiner und kleinster Vereine“.

  Sicherlich: das war vor zehn Jahren. Mittlerweile hat sich durch das Internet mit einer gut bedienten BFV-Seite, den Portalen wie „Fußball vor Ort“ oder „FuPa“ oder den Social-Media-Kanälen – ob Facebook und vieles mehr – die Art der Information verändert. Klaus Kirschner muss schmunzeln, wenn er an die Anfänge denkt, mit dem umfangreichen Ergebnisdienst, bei dem es oft mühsam war – vor allem zu Oktoberfestzeiten – irgend-jemand ans Telefon für eine verlässliche Auskunft zu bekommen, geschweige denn, dass jemand das richtige Ergebnis auf dem Schirm gehabt hat.

  Es war allerdings nicht so, dass Klaus Kirschner sich nur um Vereine der unteren Ligen gekümmert hat, auch wenn er genau durch diese ein „wandelndes Lexikon“ (Lemer) geworden ist. Er hat auch über höherklassige Vereine geschrieben, etwa über die SpVgg Unterhaching (mehr als 40 Jahre). Über 1400 Spiele, so weiß er, habe er für die MM-Amateursportseite berichtet. Anlässlich seines 70. Geburtstags vor fünf Jahren bekam er beim Heimspiel gegen die SpVgg Bayern Hof vom Präsidenten Manfred Schwabl und dem Vizepräsidenten Peter Wagstyl Blumen und ein Trikot überreicht. „Klaus ist schon so lange dabei und berichtet so lange über den Verein. Wir wünschen ihm natürlich alles Gute zu seinem runden Geburtstag und hoffen, dass er noch sehr lange über uns schreibt“, sagte Schwabl damals.

  Kirschner hat sich pressemäßig nie in Fußball-Profiebene gedrängt hat, aber dafür hat er, der in Gotha (Thüringen) Geborene, eine Anzahl an anderen Sportarten im höher-klassigen Bereich „schreiberisch“ begleitet. Dankbar ist er vor allem Eberhard Vaubel, damals zuständig für den Amateurfußball bei der Süddeutschen Zeitung: Er hat Klaus Kirschner, der ja eigentlich BWL studiert und dann auch beruflich praktiziert hat, in die Pressestelle des Bayerischen Landessportverbands (BLSV) geholt, wo die beiden das Verbandsorgan „bayernsport“ redigierten.

  Um auf andere Sportarten zurückzukommen: Kirschner hat über Handball berichtet, als es mit Milbertshofen und Schwabing noch zwei Bundesligisten gegeben hat, er kennt sich im Feldhockey aus, und vor allen Dingen im Eishockey. Begonnen hat er mit seiner Berichterstattung bereits, als der Münchner Eissport Verein (MEV) noch eine eigene Eishockeyabteilung hatte. 1973 in der Oberliga, damals der dritthöchsten Amateurliga, erinnert er sich sogar an eine Berichterstattung gegen Moosburg, das seit der Fusion zum Großverein 1970 ebenfalls eine Abteilung der Sportgemeinschaft Moosburg war. Als begeisterter Eishockey-Anhänger hat es ihm in der Seele weh getan, als sich die die MEV-Abteilung 1976 dem ebenfalls in der Oberliga spielenden EHC München ange-schlossen hat. Verärgert darüber, hat er beschlossen „nie wieder dieses Eisstadion zu betreten“. Es kam anders: Seit mittlerweile fast 40 Jahren hat über mehr als 2000 Eis-hockeyspiele berichtet.

  Klaus Kirschner – ein sportlich-journalistisches Multitalent eben. Der VMS gratuliert noch einmal ganz herzlich.                                                                                    Margit Conrad

Wilfried Jendreizik 70

In Bangkok Fußball mit K.-H. Rummenigge

(30.08.2021) - Eigentlich, sagt er, hätte er Gymnasiallehrer werden wollen. Fächer? "Sport und . . ." Nun, mit der Pädagogen-Karriere ist es nichts geworden. Doch wenn Wilfried Jendreizik, der am 30. August 2021 seinen 70. Geburtstag feierte, auf sein Leben zurück-blickt, kann er feststellen: Sport war, ist und wird eine bestimmende Größe sein. Er hat erfolgreich Sport betrieben, viele Jahre profe-ssionell über Sport berichtet. Und auch jenseits der 70 findet man ihn auf dem Sportplatz - vorwiegend beim Golfen.

  Jendreizik, Oberleutnant der Reserve, hatte schon zu seiner Bundeswehrzeit ersten Kontakt zur Pressearbeit. Danach entschied er sich für ein Volontariat bei der damaligen "Ahlener Volkszeitung". Gleichzeitig sorgte er auf den Fußballplätzen der Region für Furore. Mittelstürmer "Jenni" war als ausgemachter Tor-jäger mit dem Ahlener SV der Schrecken aller Abwehrspieler in der Oberliga, der damals höchsten Amateurliga. Er kickte mit und gegen Leute, deren Namen später im Profifußball ein Begriff war: Hrubesch, Möhlmann, Bruchhagen, Vöge. Und mit Borussia Lippstadt trat er bei einer Bangkok-Reise zusammen mit Kalle Rummenigge (der spielte ob seines jugendlichen Alters mit einer Sondergenehmigung) gegen die dortige Nationalmannschaft an.

  Wie es den später weltberühmten Stürmer nach München zog, folgte Jendreizik 1985 dem Ruf in die bayerische Landeshauptstadt. Ein Kreuzbandriss hatte seiner Fußball-Karriere ein schmerzhaftes Ende gesetzt. Von nun an widmete er sich voll der Aufgabe, als Redakteur beim "Münchner Merkur" über Sport zu berichten. 30 Jahre betreute er federführend die Seiten "Sport in München", auf denen vor allem die Amateure zu ihrem Recht kamen. Daneben wurde der einige Nummern kleinere Ball bald zu seiner großen Leidenschaft: Er verfolgte das Golfspiel als professioneller Berichterstatter wie als begei-sterter Aktiver. Heute schlägt er als Mitglied des Golfpark Aschheim mit einem Handicap von 12,9 ab (seine beste Marke: 11,4).

  Alles in bester Ordnung also im Leben des Wilfried Jendreizik? Leider nicht. Dass seine Frau Gitte 2008 nach 27 Jahren Ehe viel zu früh von ihm ging, diesen Schicksalsschlag hat er bis heute nicht richtig verwunden. Mit seiner großen Liebe war er viel auf Reisen gewesen, etwa auf einer ausgedehnten Australien-Tour mit dem Wohnmobil.

  Lesen und Reisen stehen bei ihm auch nach dem Eintritt in den Ruhestand (2014) im Interesse immer noch ganz oben. Neuseeland hat er besucht, Kanada, viele Länder mehr. Mit dem "Münchner Presse Tennisclub" schlug er den Ball unter anderem in der Türkei und Marokko auf. Und wer ihn dieser Tage telefonisch erreichen will, wird das nur über das Handy schaffen. Bis zum 24. Oktober nämlich steht fast ununterbrochen Golf auf dem Programm - im In- und Ausland.

  Wilfried Jendreizik liebt und lebt den Sport. Immer noch. Er hat sein Leben geprägt - und wird es weiter tun.                                                                                 Heinrich Lemer

  

Happy 65, Markus Hörwick!

(14. August 2021) - Unterhält man sich mit ihm über vergangene (Journalisten-)Zeiten, könnte man ständig den Hut ziehen: Was hat dieser Mann in seinem aufreibenden Leben alles ge-

schaffen und geschafft – und verschwiegen! Schon vor dem FC Bayern war Markus Hörwick  ja (dank Kollege Raimund Hinko)  in der Sport-redaktion von BILD tätig – zunächst als 5-Zeilen-schreiber über alle Sportarten. Vom Volley- zum Basketball, dann noch zum Eishockey und Handball.Und: Er hat damals noch Fahnen gelesen. Die Älteren der Branche wissen , was das heißt...

  Danach PR für Adidas als sein „wichtigster Schritt nach der Überreiztheit der Bild...“ und schließlich der erste professionelle Pressesprecher eines Fußball-Bundesligisten.

  35 Jahre FC Bayern – heute erst recht unvorstellbar!

Ebenso wie die Nachricht am  7.Juli 2016, die regelrecht einschlug in der Branche: "Hör-wick hört auf !" Nach 19 deutschen Meisterschaften, 47 nationalen und internationalen Titel, zwei Champions League-Siegen, 13 (verschlissenen) Trainern – und all‘ dies mit immer nur einem einzigen Pressechef! In der gleichen Zeit gab‘s drei Päpste und fünf Bundeskanzler...

  Zu seinem 60. sagte Markus Hörwick noch zu Kollege Wolfgang Uhrig: "Einige hören mit 65, andere mit 70 auf, ich aber kann noch meine Neugierde befriedigen, was das Leben abseits von Umkleidekabinen, Mannschaftsaufstellungen und Mixed-Zonen zu bieten hat –  es ist für mich wie ein Geschenk."

  Klar, die neue digitale Medienwelt  ist nicht unbedingt der Lebensinhalt eines Journali-sten der alten Schule. Der sollte für Markus mal auf dem Spielfeld sein, wurde es aber eher neben dem Spielfeld. Erst gründete er die Zeitschrift "Bayern-Magazin", mit 27 war er dann schon  Pressesprecher -  ein Job mit Leidenschaft, der Leiden schafft, denn irgendwie war er ja auch Leibeigener  - des FC Bayern.

  Markus Hörwick setzte die Latte für alle folgenden Pressesprecher der Branche enorm hoch, dank seiner Akribie und Disziplin – vor allem aber dank seiner Diplomatie, die er z.B. als Puffer zwischen Uli Hoeneß und Kalle Rummenigge benötigte.  Und deshalb auch mal der  „Watschnmann“ war....
 Seine Position war, wie er selbst sagt „oft zwischen den Stühlen  – und ich musste immer das Gras wachsen  hören. Als seine Highlights als Pressesprecher des FCB betrachtet Markus Hörwick heute noch die legendären Pressekonferenzen von Trapattoni und Stefan Effenberg, den Abschied von Sebastian Deisler und die Hoeneß-Daum-Affäre 1989.

Einer wie er in diesen Job polarisierte natürlich auch. War der PR-Professional der deut-schen Wirtschaft aus dem Jahre 2013 oft auch mehr "Presse-Abwehrchef", wenn er z.B. mit 42 (!) Medienkollegen  zum Trainingslager in Katar anreiste, oder sich gar um  320 nationale und internationale Journalisten kümmern musste, als Pep Guardiola seinen Job in München antrat.  Nein. Er war eher ein Fels in der Brandung. Hörwick war immer ver-lässlich, auf den Punkt, konkret. Trotz des schwierigen Spagates, den er aber meistens meisterte. Dank seines Charisma, seines Fachwissens und nicht zuletzt dank seiner Kol-legialität. 

  Das erklärt auch, dass Markus Hörwick nie ein Buch über seine Bayern-Jahre schreiben wird...Gut so! Der nunmehr 65jährige:  "Da würde doch nur Enthüllendes, oder Schmutzi-ges erwartet.. Aber ohne mich!  Das Erlebte ist bei mir gut aufgehoben.“

  Nach Jahren als Medienberater u.a. von  Niko Kovac und Dieter Hecking berät er heute z.B. noch Matthias Sammer, der u.a. Experte bei Amazon wird.

  Ansonsten liest der Presseprofi viel und weiß dieses „heute gut einzuschätzen, was die Kollegen da so texten – oder texten müssen.  Die Medienlandschaft hat sich stark ver-ändert, ist oberflächlicher geworden und funktioniert nach dem Prinzip:  Zuerst mal ist Schnelligkeit wichtig, dann eine reißerische Titelzeile – damit macht man Clicks, Quote oder Auflage. Die Werte haben sich halt verschoben!“ Sagt Markus Hörwick ohne Weh-mut, ohne (An-)Klage, ohne Häme. Und wirkt dabei noch so fit in seinen Einschätzungen über unseren Beruf, als könnte er morgen nochmal einsteigen... 

  Lieber Markus, Du hast viel er-, aber noch mehr überlebt. Im Namen der Kollegen alles Gute! Und ich hoffe, dass wir uns beim nächsten Neujahrstreffen von Franz Beckenbauer mal wieder treffen. Gesund!                                                                        Conny Konzack                                                                                                       FOTO (C)): HÖRWICK PRIVAT

Uwe Erdelt 60

Mit Bass und Gitarre

(30.05.2021) Mit dieser sonoren Bass-Stimme schien der Weg zum Radio-Moderator vorgezeichnet. Überraschenderweise hieß Uwe Erdelts erster Berufswunsch aber: Architekt. Geboren am 30. Mai 1961 in der Oberpfalz, aufgewachsen in Nürnberg, hat sich das dann schnell geändert. Nach den Anfängen in der Privatfunk-Szene führte sein Weg schließlich ins Münchner BR-Funkhaus.
  Dort moderiert der leidenschaftliche Hobby-Gitarrist seit gut einem Jahrzehnt die BR-Kultsendung „Heute im Stadion“ auf Bayern 1. Fast eine Million Menschen lassen sich von Uwe Erdelt im Wechsel mit seinem Kollegen Philipp Eger jeden Bundesliga-Samstagnachmittag via Radio von Stadion zu Stadion begleiten. Mit seinem Bass wirkt er allein schon stimmlich als angenehmer Ruhepol bei all den emotionsgeladenen Live-Schalten. Und diese ruhige, unaufgeregte Professionalität schätzt auch die Sendecrew im Off, wenn`s überall drum-rum rund geht. 

  Neben seinem Samstags-Fußball-Job fungierte Uwe Erdelt viele Jahre als Morning-Man der Erfolgswelle Bayern 1. Der Perfektionist Uwe Erdelt bewältigte das frühe Aus-dem-

Bett-Kommen um 3 Uhr (!) souverän mithilfe von drei Weckern. Damit schafft er es immer rechtzeitig von seinem Wohnort in Wolfratshausen zum blauen BR-Mikrophon im Funk-haus am Münchner Hauptbahnhof.

  In seiner jetzigen Heimat Wolfratshausen hat sich Uwe Erdelt vor einigen Jahren ein 
Haus gebaut. Natürlich mit viel Eigenleistung und einigen selbst ausgetüftelten Architek-

ten-Ideen: damit hat sich auch der Kreis zu seinem ursprünglichen Berufswunsch wun-derbar geschlossen. Zum Bilderbuch-Blick auf die oberbayerischen Berge bietet Uwe Erdelts oberbayerisches Domizil eine perfekte  Ausgangsbasis für seine sportlichen Hobbys: Im Sommer auf dem Mountainbike oder Motorrad und im Winter auf den Skating-Skiern. Dazwischen geht`s immer wieder in den Übungskeller mit der Gitarre und dazu brummt der sonore Bass. Herzliche Glückwünsche                                   Fritz Häring

Hans-Dieter Rath 80

Ammersee statt Ibiza

(15.05.21) Die Sehnsucht nach Meer und Sonne trieb in jedes Jahr nach Ibiza oder Cran Canaria. Nach Corona hat Hans-Dieter Rath ein neues Ziel: Sein Garten. „Altersbedingt ist Reisen jetzt nicht mehr mein Ding“, sagt „Feinchen“, wie wir ihn in der BILD-Redaktion alle nann-ten. „Ich habe mein Leben in ruhigere Bahnen gelenkt. Meine Frau Traudl geht Einkaufen und ich kümmere mich ums Haus.“

  Zurückhaltung ist auch angesagt. Es ist ein Glücksfall, dass Dieter Rath am 15. Mai seinen 80. Geburtstag feiern kann. Ende der 90er Jahre stand das Leben des gebürtigen Esseners auf des Messers Schneide. Tagelang klagte Rath über Bauchschmerzen. Als er endlich zum Arzt ging, legte der ihn gleich auf den OP-Tisch. Eine Naht vom Bauchnabel bis zum Schambein erinnert ihn heute noch an die kritischen Minuten. Dieter: „Ich hatte einen perforierten Darm und der 'Abfall' hatte sich schon im Körper ausgebreitet. Der Arzt hat zwei Meter vom Dünndarm und 50 Zenti-meter vom Dickdarm entfernt. Danach ging es mir wieder gut. Aber viel hat nicht ge-fehlt….“

  Dieter Rath kam 1970 als Layouter von der Abendzeitung zu BILD und arbeitete sich über den Chef-Layouter, Produktioner, Chef-Produktioner bis zum Chef vom Dienst hoch. 2000 zog er sich nach 35 Berufsjahren aufs Altenteil zurück.

  Reisen, Garten-Arbeit und fein Essen gehen standen beim Renten-Start auf der Agen-da. Heute verbringt „Feinchen“ die meiste Zeit in Haus und Garten in Inning am Ammer-see. „Kneipen-Gänge sind gestrichen“, sagt er. Das sieht man an der Figur. „Ich habe von 117 auf 96 Kilo abgespeckt.“

  Vom Sport hält Rath nicht viel. In seiner Jugend stand Judo, Boxen und Fußball auf dem Programm, heute geht er allenfalls mal Schwimmen.

  Spaziergänge sind seit dem Tod seines treuen Hundes auch gestrichen. Als Putzi starb hat Dieter drei Tage geweint. Das ist lange her.

  Am 15. Mai hat er wieder Grund zum Feiern – Corona-klein halt…              Herbert Jung

Stefan Heigl 60

Über Umwege zur Berufung Golf

(13.05.21) Was macht einen guten Fotografen aus? Kreativität? Ein gutes Auge? Erfahrung? Hochmodernes Equipment? Wenn alles zusammenkommt, kann es nur gut sein.

  Dass Stefan Heigl, der am 13. Mai seinen 60, Geburtstag feiert, zu den renommiertesten Golf-Fotografen Deutsch-lands gehört, hat irgendwie auch was mit Michael Jackson zu tun. Und mit der Lufthansa. Vor allem aber mit Neugier und der Bereitschaft des Münchners, Neues auszuprobieren.

  Stefan Heigl probiert in jungen Jahren vieles aus. Nach dem Abitur absolviert er zunächst eine Ausbildung zum Fern-melde-Handwerker bei der Deutschen Post. Danach studiert er Soziale Arbeit. Das Inte-resse für die Fotografie entsteht, als sich seine Frau eine neue Kamera kauft. Die krea-tive Ader des Stefan Heigl, der sich während des Studiums fast schon obligatorisch mit Taxifahren über Wasser hält, kommt endlich zum Vorschein.

  Als Student absolviert er ein Vorpraktikumin einer Münchner Montessori-Schule, in der Ende der 80er-Jahre ein gewisser Michael Jackson Geschenke an die Kids verteilt. Ja, genau der Michael Jackson der seinerzeit mit "Thriller" und "Bad" den Gipfel der Musik-Welt erklimmt. Klar sind die Boulevard-Journalisten der Stadt alarmiert und tauchen den King of Pop in ein Blitzlichtgewitter. "Mich hat die Arbeit der Fotografen fasziniert und ich habe mich anschließend beim Münchner Merkur beworben, wo ich dann auch Bilder aus allen Bereichen machen durfte", erklärt Heigl. Politik, Wirtschaft, Lokales, Sport - was man halt so alles im Bild einfangen und in Tageszeitungen drucken kann.

  Dass es irgendwann einmal Richtung Golf-Fotografie gehen soll, war damals noch nicht abzusehen."An Golf haben wir damals beim besten Willen noch nicht gedacht. Da gab es ja keinerlei Berührungspunkte", erzählt er. Aber es kommt wie so oft anders als man denkt. Zum ersten Mal Kontakt mit jener Sportart, die durch die Erfolge Bernhard Langers in deutschen Medien Fuß fasst, hat Heigl in den USA. Gemeinsam mit einem Redakteur fliegt er nach Phoenix/Arizona, um eine Story über die Pilotenausbildung der Lufthansa zu machen. Der damalige Ausbilder war Willi Kuhweide, Segel-Olympiasieger, Pilot - und Golfer.

   Der empfing die beiden Herren aus Deutschland im Boulders Golf Club. Heigl: "Wir haben dann auch gleich schöne Bilder des Platzes gemacht, die wir an Golfmagazine verkaufen konnten." Das war so etwas wie die Geburt des Golf-Fotografen Stefan Heigl. "Ich fotografiere Golf sehr gerne. Es ist sehr ästhetisch, wird in wunderschöner Land-schaft gespielt und bietet zahlreiche magische Momente." Er sagt, man brauche Zeit, Muse und Kreativität, um tolle Golfbilder zu schießen. Eine Herausforderung. Aber wenn man etwas unbedingt will, erreicht man es auch.

  Golf ist nicht Fußball. Und auch nicht Tennis. Jede Sportart hat andere Anforderun-genan die Foto-Journalisten. Stefan Heigl muss es wissen. Er war bei der Tour de Suisse, bei Cross- und Mountainbike-Weltmeisterschaften sowie diversen Funsport-Events. Ist da Golf nicht eher langweilig? "Nein, im Gegenteil. Golf kann sehr emotional und euphorisch sein. Bei den British Open fängt man auch mal betrunkene Fans in kuriosen Klamotten ein, die Fish & Chips essen. Das ist dann ganz was anderes als in einem spanischen Nobel-Club."

  Entlang der Küste der Iberischen Halbinsel gibt es kaum einen Golfplatz, den Stefan Heigl nicht gesehen hat. Für Magazine, Reiseführer und Bücher knipst der Münchner unzählige Anlagen. Mal morgens, mal mittags, mal abends. "Es kommt viel auf das Licht an. Deswegen sollte man jeden Platz aus verschiedenen Perspektiven und zu jeder Tageszeit betrachten", sagt er. Um erreichbar zusein und seine Werke direkt in die Redaktionen zu schicken, schleppt er damals immer eine Tasche mit einem Faxgerät mit. Das war die Zeit vor E-Mails und Wetransfer.

  Inzwischen ist der verheiratete Familienvater aus Müncheneiner der großen Golf-Foto-grafen in Deutschland. Der Münchner Autobauer BMW setzt seit Jahren auf die Dienste des Radsportlers Stefan Heigl, der im Fitness-Studio gerne Gewichte stemmt. Seine Kraft kommt ihm beim Schleppen des Equipments auf dem Platz zugute. Der eine oder andere Profi-Golfer wäre froh, in diesem Alter noch so fit zu sein. Profis trifft er so einige in all den Jahren. Beim Ryder Cup 1999, bei mehreren British Open und der US Open ist Heigl im Einsatz und hält die Großen in der Welt des Golfsports in seinen Bildern fest. Dazu kom-men Aufträge für die PGA of Germany und den Deutschen Golf-Verband.

  Stefan Heigl hat so viele Golfplätze gesehen. Er war in China, Australien, Mexiko, Süd-afrika. Um diese tollen Reisen und Erfahrungen macht einer wie Heigl aber nur ungern viel Wind. Er ist ein Meister des Understatements und würde nie mit seinem beeindru-ckenden Portfolio prahlen.

  Stefan Heigl hat viel gesehen in den vergangenen 30 Jahren; an erster Stelle steht aber die Familie. Seine Frau, zwei Kinder und Mischling Tina. 

  Fotografie ist für ihn aber dann doch mehr als nur ein Beruf. "Man muss Spaß haben an dem, was man tut. Nur so kann man gut sein", sagt einer, der über Umwege zu seiner Berufung fand. Vielleicht auch durch Michael Jackson und die Lufthansa.

Autor Thomas Kirmaier: Erschienen in der Golfzeitung Grünland/Münchner Merkur

 

Weitere Infos unterwww.stefan-heigl.de

Walter Schmitz 75

Der stille Beobachter

(05.05.2021) - Zwei Tage vor seinem Fünfundsiebzigsten habe ich Walter Schmitz via Handy beim Einkaufen in Hamburgs Stadtteil Altona erreicht. Da wohnt er, dieser wunderbare Freund seit den gemeinsamen Jahren bei „Sven Simon“ am Münchner Prinzregen-ten Platz. Vor Corona war die ganze Welt sein zuhause gewesen. Doch nun kein Flug mehr irgendwo hin. Seinen letzten Auftrag

fotografierte er für MERIAN in Costa Rica. „Ich beschäftige mich jetzt mit diversen eigenen Projekten. Mit Jazzmusikern, Stadtteil Architektur oder Plattenbauten und Waschbeton in Ost und West. Und sortiere mein Archiv.“

  Walter Schmitz war gerade Zwanzig, als er sich bei Axel Springer Junior und dessen Agentur „Sven Simon“ vorstellte, vom Fleck weg eingestellt wurde und seinen Namen in diesen ersten Jahren hinter dem Agenturnamen Sven Simon verstecken musste. So wie viele, die sich später einen eigenen und meist auch großen Namen machten. Bei „Sven Simon“ lernte er auch seine Frau Silvie kennen. Mit ihr zog er einige Jahre später nach

Hamburg, um 1983 die renommierte Agentur „Bilderberg“ zu gründen.

  Ich habe im Laufe der Jahrzehnte viele Fotografen kennengelernt. Jene, die ihre gewal-tigen Teleobjektive wie Panzerfäuste vor sich hertragen und hinter den Toren eins Fuß-ballstadions oder rechts oder links einer Laufbahn in ihren Schützengräben hocken und alles mit ihren High Tech Kanonen abschießen, was ihnen vor diese Zielfernrohre kommt. Große Fotografen sind immer sehr leise Menschen. Sie sind stille Beobachter, keine Akteure, keine Windmacher und weit weg vom glamourösen Starfotografen. Sie ruhen in ihrer eigenen Welt, versteckt hinter dem Sucher ihrer Kamera. Sie sind fanatisch auf leise Art, besessen bis zur Manie.

Ich kannte keinen Fotografen, den man so wenig briefen musste, so wenig erklären musste, auf was es ankommt. So einst bei SPORTS, aber auch bei GEO oder dem STERN: „Walter, flieg nach Brasilien und mach was über Capoeira! - Was ist das denn? - Na dieser Sport der Sklaven, mit dem sie sich einst gegen ihre Peiniger ver-teidigten und der eine Mischung aus Samba und kontrolliertem Totschlag ist. – Gut und wann soll ich fliegen?“. Dann war er weg und kam zwei Wochen später wieder mit einer hinreißenden Auswahl von Bildern, von denen eines, auf dem ein heranfliegender Fuß vermeintlich den Kopf eines Jungen trifft, längst als Kunstwerk des Metiers gilt.

  „Was mich im Wesentlichen interessiert, ist die intellektuelle und emotionale Auseinan-

dersetzung und, daraus folgend, das spontane „In-Beziehung-Treten“ zu einem belebten oder unbelebten Sujet mithilfe einer Kamera – quasi durch pures subjektives Sehen. Das lässt sich am besten in Serien umsetzen, in denen ich versuche, unterschiedliche Aspekte über unterschiedliche ästhetische Formen fassbar zu machen“, so beschrieb Walter Schmitz gerade in einem Interview mit der Fachzeitschrift DIGIT! seine Sichtweise.

  „In dieser Zeitschrift musste ich auch meine aktuelle Jahre-Zahl lesen.Erstaunlich, dass man da richtig erschrickt.“ Dabei dürfte sich Walter Schmitz entspannt zurücklehnen: „Was für eine Freude, dass meine in Zürich lebende Tochter unglaubliches Talent als Fotografin zeigt und richtig für diesen Beruf brennt.“

Wir gratulieren beiden!                                                                                       Peter Bizer

Fred Joch 80

Vom Zimmermann zum Fotokünstler

(21.03.2021) Vom Zimmermann zu einem der zehn besten Sport-Fotografen der Welt. Mit einem Satz könnte man die Karriere von Fred Joch be-schreiben. Zu seinem 80. Geburtstag (21. März) muss man aber schon etwas tiefer in das Schaffen des in Poing östlich von Mün-chen lebenden „Bild-Hauers“ blicken.

  Während Fred Joch beim Wiederaufbau und beim Neubau des Münchner Fernseh-Turms werkelte dokumentierte er die Fort-schritte in der Baustellen-Zeitung. Das sah Wohnungs-Nachbar Max Mühlberger. Der angesehene Sport-Fotograf nahm „Fredl“ am 6. Mai 1967 zum DFB-Pokal-Halbfinale FC Bayern gegen 1860 München (3:1) mit ins Grünwalder Stadion. Es war sein erster Kontakt mit dem Fußball und der hält bis heute.

  Dann ging's schnell bergauf. 1968 holte ihn Axel Springer jr. in seine Agentur „Sven Simon“. Dort lernte er seine spätere Frau Heidi (Hochzeit 1970) kennen. Beide gründeten noch im selben Jahr ihre eigene Agentur. 42 Jahre belieferte Fred Joch die BILD mit Fotos über den FC Bayern. Er bekam exklusive Einsichten in die WG von Uli Hoeneß und Paul Breitner oder bei den Feiern zum 30. und 75. Geburtstag von Franz Beckenbauer.

  Die Stars vertrauten dem Münchner. Otto Rehhagel (82) ließ ihn während seiner Zeit als Nationaltrainer Griechenlands sogar für spezielle Fotos einfliegen. Immer loyal und zu-rückhaltend fand Fred Joch auch international Beachtung. Im englischen Buch „Great Action Photography“ von 1982 ist er unter den zehn besten Sport-Fotografen der Welt gelistet.

  2010 zog er sich von der Jagd nach Exklusiv-Fotos zurück und nahm das Angebot als Haus- und Hof-Fotograf des FC Bayern an. „Solange du die Kamera halten kannst, bleibst du unser Fotograf“, hat man ihm versprochen.

  In seiner kargen Freizeit hat er sich für den Verein Münchner Sportjournalisten (VMS) eingesetzt. Von 1989 bis 1997 als Schatzmeister, danach bis 2010 als Beisitzer im Vor-stand und als Sprecher der Münchner Fotografen. Auch bei seinem Hobby „schießt“ er scharf – mit der Pistole beim Schützenverein Neufarn-Parsdorf.

  Fred Joch, der über eine Million Fotos gemacht hat, sieht seinen Beruf am Aussterben: „Vor 20 Jahren hat man für ein Foto mindestens 40 Euro erhalten. Heute zwischen 5 und 10 Euro. Davon kann doch keiner mehr leben“.

  Dass er noch lebt und seinen 80. feiern kann, hat er großem Glück zu verdanken. Als sein Förderer Max Mühlberger 1972 bei einem Auto-Unfall starb, kam er als Beifahrer mit Schulter- und Schlüsselbein-Bruch davon.

  Mein alter Mitstreiter, bleib' weiter gesund.                                                    Herbert Jung

Gerd Raithel 90

Mit 24 Chronist des Wunders von Bern

(21.02.2021) Von Jesse Owens schwärmt Gerd Raithel noch heute, als wär’s erst gestern gewesen. Owens (damals 22 Jahre alter US-Ameri-kaner), holte bei den Olympischen Spielen 1936 in Berlin sage und schreibe vier Goldmedaillen in den Sprintdisziplinen 100 und 200 Meter, darüber hinaus über die 4x100 Meter-Staffel und dann auch noch im Weitsprung.  „Für mich war damals der schnellste Mann der Welt mein Held, und nicht so sehr Max Schmeling, den die Jugend verehrte,“ erinnert sich Raithel, der als Fünfjähriger die Olympia-Erfolge von Owens mit seinem Vater vor dem Radio verfolgt hat.

  „Filmausschnitte gab’s da nicht sofort, die dauerten meist 14 Tage“, sagt er und erzählt, „dass er mit 7 Jahren, als er schon lesen konnte, zu Hause ein Olympiabuch entdeckte, mit diesem in der Waschküche verschwand und mit einem Wasserschlauch als Mikrofon-ersatz in der Hand Owens 100 Meterlauf im Stile eines Radioreporters laut vorlas“. Bereits da war wohl der Wunsch, Sportjournalist zu werden, schon präsent.

 

Mit Knalleffekt zur Festanstellung

   

  Wenn er am 21. Februar 2021 bei guter Gesundheit mit seiner Frau Marga und Tochter Bettina seinen 90. Geburtstag feiern kann, dann schwelgt er auch in Erinnerungen, und dann berichtet das älteste VMS-Mitglied (seit 1961, 1953-1961 Mitglied in Nordbayern) über seine ungewöhnliche und vor allem bewundernswerte Laufbahn als Sportjournalist. 

Geboren im oberfränkischen Rehau, volontierte Gerd Raithel nach dem Abitur zunächst ein Jahr bei der Oberfränkischen Volkszeitung in Hof und begann dann in München mit dem Studium der Zeitungswissenschaft (das viel praxisnähere Fach Kommunikations-wissenschaft gab es längst noch nicht). In den Semesterferien 1952 übernahm er Ur-laubsvertretungen in den Lokal- und Sportredaktionen von zwei oberfränkischen Heimat-blättern, die folgende Anfrage bei einer dritten Zeitung endete mit einem Knalleffekt: Beim Hofer Anzeiger gab es statt eines erhofften dritten Ferienjobs noch am gleichen Tag einen Vertrag als festangestellter Redakteur, noch dazu im Wunschresort Sport. Zum Journalis-mus war er nicht zuletzt durch den Sport gekommen. In jungen Jahren besaß er drei Spie-lerpässe, im Fußball, Handball und Tischtennis und schrieb schon als Schüler kleinere Sportberichte für das Rehauer Tagblatt. 

 

Mit dem Sonderzug nach Moskau

 

  Wie schrieb doch der langjährige VMS-Vorsitzende Hans Eiberle anlässlich des 85. Geburtstags des Jubilars: „Bei der Fußball-WM 1954 in Bern war Gerd Raithel mutmaß-lich der jüngste deutsche Journalist.“ Diese prägende Erfahrung war wohl sein endgültiger Abschied vom Studium, denn als junger Redakteur verdiente er damals nicht schlecht – 360 Mark im Monat. 1955 fuhr er mit einem Sonderzug zwei Tage nach Moskau, um nicht nur über das Fußball-Länderspiel gegen die damalige UdSSR zu berichten, sondern auch um eine Serie über die damals zwar strapaziöse, aber außergewöhnlich interessante Reise und über Moskau zu schreiben. Zum ersten Mal durften westdeutsche Touristen nach Kriegsende in die UdSSR reisen, vier Wochen vor der legendären Adenauer-Reise, bei der die Freilassung der letzten 10.000 deutschen Kriegsgefangenen erreicht wurde. 

Dank der Hilfe eines russischen Arztes konnte Raithel trotz einer Blinddarmreizung be-richten.  

 

Olympische Spiele vor der Haustür

 

  1961 wechselte Raithel von Hof nach München zur Bild. Er berichtete 1966 aus Rom von der Vergabe der Olympischen Sommerspiele an München und freute sich darüber beson-ders, denn der Olympiapark entstand nur zwei Kilometer von seiner Wohnung entfernt. Ein Jahr vor den Spielen - 1971 – wurde er stellvertretender Ressortleiter der AZ Mün-chen. 

  Dem Jubilar Gerd Raithel war es in seiner journalistischen Laufbahn vergönnt, über drei Fußball-Weltmeisterschaften, sechs olympische Spiele, zehn nordische Ski-Weltmeister-schaften zu berichten. Nach wie vor nachhaltig und mit Stolz begleitet ist für den gebür-tigen Oberfranken der legendäre 5:0-Sieg von Bayern Hof über den FC Bayern Mün-chen.  
  1988 wurde Raithel Pressechef des Bayerischen Landessportverbands (BLSV) und Redaktionsleiter der Verbandszeitung „bayernsport“. 

  Als Ruheständler war er von 1995 an zwölf Jahre lang Medienbeauftragter des Bayeri-schen Leichtathletik-Verbands und Münchner Korrespondent der Fachzeitschrift „Leicht-athletik“. Bis weit über die siebzig hinaus war er begeisterter Skilangläufer und der rüstige 90er nimmt sehr gerne an der jährlichen Einladung des FC Bayern zum Treffen der ehe-maligen Bayernberichterstatter teil. Das Engagement zurück geschraubt hat er nach ei-nem Verkehrsunfall in München (Frontalzusammenstoß), bei dem er schwer, seine Frau sehr schwer verletzt wurde. Aber er und seine Marga, die wurde im Januar 90 (2017 feierten sie Diamantene Hochzeit), sind zufrieden über die gesundheitliche Entwicklung wie sie sich heute präsentiert. Und dazu wünschen wir vom VMS nur das Allerbeste.                                                                                                                         Margit Conrad

Joachim Day 60

Liebenswertes Multitalent

Wer mich nicht mag, muss noch ein bisserl an sich arbeiten.“ Diese Aussage, die manche vielleicht brüskieren könnte, spiegelt aber genau die lockere und unkomplizierte Mentalität von Joa-

chim „Joe“ Day wider. Vielleicht liegt es daran, dass der in Lör-rach, in Südbaden Geborene absolut nicht wortfaul ist, sondern ob beruflich, privat oder auch sportlich immer den richtigen Dreh gefunden hat. Dass er am letzten Tag des zweifelsohne unge-wöhnlichen Jahres 2020 auf sein ihm persönlich zugeschnittenes Silvesterkonzert anlässlich seines 60. Geburtstags verzichten muss, das stört ihn nicht die Bohne. Und wenn auch nur im kleinen Kreis gefeiert werden kann – Tatsache ist: die 60 sieht man dem Joe nicht an.

  Und genau in diesen bevorstehenden Lebensabschnitt mit der „6“ vorne dran, passt sein Spruch: „Je mehr ich über mich nachdenke, desto besser komme ich weg.“ Ob er bei all seiner beruflichen Tätigkeit tatsächlich Zeit hatte, über sich nachzudenken, lassen wir vom VMS, bei dem er seit 1997 Mitglied ist, dahingestellt. Denn immerhin hat der Joe bislang mehr als 1600 Beiträge für das Deutsche Fernsehen und bestimmt über 400 Image-Filme beziehungsweise Porträts für Unternehmen usw. produziert. In seiner mehr als 30-jährigen journalistischen Tätigkeit arbeitete er unter anderem über 20 Jahre vor-nehmlich für ZDF, n-tv, DSF/Sport1 und tv.münchen.

  Regionalen Bekanntheitsgrad erreichte Joachim Day zuletzt über seine von August 2013 bis August 2019 monatlich ausgestrahlte, drei Mal ausgezeichnete und durchschnittlich 55-minütige Internetfernseh-Sendung „Dachau TV – Das Magazin nicht nur für Stadt und Landkreis“. Ja, nicht zu vergessen: Er ist ein hervorragender Handballer („habe bis Re-gionalliga gespielt“), und auch seine beiden Kinder – Jan (12) und Kira (10) – konnte er für diese rasante Sportart so sehr begeistern, dass beide anvisierte Kaderspieler sind und schon in ihrem jungen Alter durchschnittlich vier bis fünf Mal die Woche trainieren.

  Joachim Day ist aber nicht nur ausgebildeter Trainer „Handball“, den zweiten Schein er-warb er sich ebenso bei einem schnellen Spiel, nämlich jenem an der Grünen Platte: Tischtennis.

  Natürlich hat das mit seinem Beruf nur zweitrangig zu tun. Er, der seit 1999 mit seiner Katrin (44), einer Grundschullehrerin und ehemaligen niedersächsischen Handballerin verheiratet ist, ist sehr stolz auf seine derzeitige berufliche Tätigkeit: So wurde ihm im zurückliegenden Jahr die „ehrenvolle Aufgabe“ der Produktion und Moderation von elf Zeitzeugen-Interviews, Thema „Erinnerungsort Olympia-Attentat 1972 in München und Fürstenfeldbruck“ übertragen. Da waren Gesprächspartner wie Klaus Wolfermann (sein Speerwurf-Olympiasieg war am 3. September, also kurz vor dem Attentat), aber auch unserem Mitglied Peter M. Lill, der als Journalist für verschiedene Medien damals über die Olympischen Spiele berichtete.

  Aber Joe Day hatte auch die Möglichkeit noch Dr. Hans-Jochen Vogel zu interviewen, ergo den ehemaligen Münchner OB, der Ende der 1960er Jahre entscheidender Mann war, dass die Olympischen Spiele nach München vergeben worden sind. Vogel verstarb bekanntlich sechs Monate nach dem Gespräch am 26. Juli im Alter von 94 Jahren.

  Ja, was kann man über diesen unkomplizierten und irgendwie immer gut aufgelegten Typen und Kollegen Joachim Day noch sagen? Dass er auf Messen aktiv ist, Vorträge hält, viele Sportevents auf seine besondere Art moderiert, einfach ein liebenswertes Multitalent ist. Wichtig ist es Joe zu betonen, dass er bereits zweimal das Quiz bei der VMS-Nikolausfeier gewann, „die anderen Male gab ich nicht alles, weil ich nicht immer gewinnen wollte“, unterstreicht Joe mit einem schallenden Lachen.

  Und: Ganz entscheidend ist für ihn, er, der sich trotz lockerer Sprüche alles andere als wichtig nimmt: „Die Familie ist Auffangbecken und große Stütze in allen Belangen. Sie vermittelt ungeheuer viel Freude und Gelassenheit.“

  Mehr ist nicht hinzuzufügen. Alles Gute, Joe, zum Runden.                        Margit Conrad

 

Margit Conrad ist stellv. Vorsitzende des Vereins Münchner Sportjournalisten (VMS).

Conny Konzack 70

Journalistische und soziale Ader

(27.12.2020) -Die meisten Kollegen kennen ihn nur als Sport-redakteur bzw. Mitarbeiter von SZ, BILD, AZ, TZ, Sport 1, dpa/sid und einigen Rundfunksendern. Und zwar schon vor den Zeiten von Boris Becker & Steffi Graf, mit denen der studierte Englischlehrer Conny Konzack später mehrmals um die ganze Welt jettete und berichtete. Bis Tennisfreund Dr. Burda und seine Verlagsherren auf ihn aufmerksam wurden. Der Vertrag als Sport-chef wurde nachts um 1 unterschrieben, und weil Conny damals, mit 38, schon die ganze Welt kannte, auch noch gleich als Reisechef mit. Das war er für BUNTE fast 19 Jahre lang, bis er plötzlich auf der Intensivstation aufwachte – und nach acht Wochen Sanatorium nie wieder in seinen geliebten Job zurückkehrte. „Heute würde man wohl Burnout dazu sagen“, meint er trocken zu seinem plötzlichen Ausstieg, der da-mals selbst Freunde ratlos gemacht hatte.

  Dafür wurde der blonde Bayer, der lange in New York und Kalifornien lebte und heute noch mächtig stolz auf den Titel „Frisbee Champion of Southern California“ ist, ab 2006 Buchautor und Chefredakteur des TOP Magazins seiner Frau Fedra, mit der er bis heute zudem noch die Agentur ‚media & marketing münchen‘ leitet. „Auch mit viel Sport, vor allem Golf.“

  Das wurde seine neue Leidenschaft, nach Handball und Tennis. Typisch CK: „Die Bälle wurden komischerweise immer kleiner, obwohl meine Augen immer schlechter wurden...“ Eine Laser-OP machte ihn 2000 wieder (seh-)scharf, bis heute. Sein Augen-Artikel darü-ber („Vom Maulwurf zum Späher“) wurde in Deutschland zig Mal gedruckt...

  Doch der Sport ließ ihn bis heute nicht los. Morgens um acht schon vier Tageszeitungen „seziert“, dazu circa 20 Magazine pro Woche und zudem alle möglichen TV-Talkshows „verarbeitet“ – so bleibt er up-to-date und zieht daraus auch die Ergüsse für seine Edito-rials im Top Magazin – immer auf den Punkt. Nicht immer leicht bei einem Quartals-Produkt!

  „Den Sport“, so Conny Konzack, der im Tennis und im Golf immer noch mit den 50jähri-gen den Bällen hinterherjagt, „sehe ich heute ein bissl skeptischer und reflektierender als früher – vor allem, was den Profifußball betrifft. Die Verhältnisse von Leistung und Gegen-leistung stimmen oft nicht. Vor allem die Gagen der Kicker rechtfertigen nicht, was deren Muskeln und leider oft auch deren Hirne so hergeben bzw. nicht hergeben....!“

  Diese Erkenntnis über die Kicker gewann er schon aus seinen Berichterstatter-Zeiten über Skifahrer, Hand- und Volleyballer, Bob & Rodelfahrer, Kanuten & Co. „Alle nicht vom schnöden Mammon versaut...! Nur in der Formel 1 war’s für den Münchner mondäner. Die begleitete CK 26 Jahre lang. Über PS-Heroes wie Graham Hill, Niki Lauda, Jackie Stewart oder Ayrton Senna wollte er immer nur das Menschliche berichten. Buchreif sind seine Erinnerungen an Michael Schumacher, den er 14 Jahre lang begleitete und auch dessen Hochzeit für Burda medial initiierte. Der Abschied aus dem PS-Zirkus nahm er, nachdem er sich 2004 mit Bernie Ecclestone zerstritt, dem er nahegelegt hatte, doch einen jünge-ren Managertypen ans Steuer zu lassen. „Das mochte der Zwerg damals gar nicht“ re-flektiert Konzack heute schmunzelnd.

  Connys soziale Ader kennen die wenigsten: Seit 22 Jahren sammelt er, der 2005 (in o.a. Intensivstation) und 2008 bei einem Autounfall selbst zweimal dem Tod von der Schippe sprang, für Arme, Bedürftige, Menschen in Not und solche, „die es nicht so gut wie ich erwischt haben“. Dabei hilft ihm sein Hobby Golf. CK: „Sag mir einen anderen Sport, bei dem Amateure in zahlreichen Charity-Turnieren so viel Geld zusammenspielen, ersteigern und spenden können! In der Saison vor der Pandemie haben meine Frau und ich in ei-nem einzigen Sommer mitgeholfen, über eine halbe Million Euro für Bedürftige zu gene-rieren! Nur durch Golf!“

  Journalismus blieb dennoch seine Triebfeder. Tagtäglich textet er noch für die Agentur und das Magazin. „Zum großen Sportstar hatte es eh nicht gereicht...“ Sein früherer New Yorker Fast-Nachbar John McEnroe, mit dem er in Manhattan oft um die Häuser zog, spöttelte einst darüber: „Die, die es können, die tun’s. Die, die es nicht können, schreiben drüber.“ Am meisten bespaßt das CK selbst...

  Fast schade, dass er selbstredend wohl eines nicht mehr schafft - sein Lebensbuch. „Allein das Kapitel Boris Becker wäre schier endlos...na na, ich geh‘ meiner Gesundheit zuliebe lieber golfen“

  Der VMS gratuliert zum 70. am 27. Dezember 2020 herzlich und wünscht alles Gute. Vor allem: Xund bleim.

Dieter Schön, 80

„Eigentlich bin ich ziemlich fit...!“

(08.09.2020) - Das Verlagswesen und Tennis - das war sein Le-ben. Und noch heute, 15 Jahre nach seinem Renten-Eintritt, schreibt er immer noch für ein Edel-Magazin über das Pflege-wesen: Dieter Schön sagt zu seinem 80., dass er zusammen mit einigen Kollegen „die allerschönste Zeit in der Ära mit Boris und Steffi erlebt“ hat. Recht so. Dieter war damals nach seinen jour-nalistischen Stationen beim Springer Berlin, bei einer „Kegel & Bowling“-Zeitschrift in Buxtehude, beim Limpert Verlag und schließlich bei der Tennis Revue beschäftig. Zuerst unter dem unvergessenen Uli Kaiser, dann 17 Jahre als Chefredakteur.

  „Mein Gott, war das toll! Die Erfolgsjahre im deutschen Tennis und dann die vielen schö-nen Reisen!“ Schön hat’s schön gehabt...

  Heute lebt der 80-jährige 12 Kilometer von Bad Nauheim glücklich mit seiner Frau Moni-ka, „wenn man mal von den Pillen absieht, die ich nach meiner Bypass-OP 2010 nehmen muss. Aber sonst bin ich eigentlich ziemlich fit!“ Leider erkrankte sein Sohn an MS und sitzt seither im Rollstuhl. Als wir ihn am Handy antrafen, war Dieter Schön gerade auf dem Weg zu ihm nach Berlin...

  Die Freude, einen alten Kollegen und Weggefährten mal wieder zu hören, war ihm anzu-merken. Ganz meinerseits, lieber Dieter! Vor allem in dieser Zeit gilt es doppelt und drei-fach: Bleib fit!  Der VMS gratuliert recht herzlich.                                       Conny Konzack

Gerhard Waldherr 60

Boris Becker, Muhammad Ali und Frau Hirschkuss

  Was der Wildschütz Caspar Haslinger, genannt Lexenkaspar, und der Journalist und Autor Gerhard Waldherr, die auf der Website von Gaißach unter fünf „Persönlichkeiten“ aufgeführt sind, gemeinsam haben? Beide sind in dem oberbayerischen 3.000-Seelen-Dorf südöstlich von Bad Tölz geboren, beide zog es in die USA. Den Lexenkasper nach zweijähriger Haft, mit von einem Schrotschuss des Jagdgehilfen Hansei Scheidter entstellten Gesicht und für vogelfrei erklärt, nach Indiana.

  Waldherr emigrierte 1996 freiwillig. Er sei ein sehr gut be-zahlter Reporter mit Betriebsrente und Gruner+Jahr-Gewinn-beteiligung im Sportressort des stern gewesen, sagt er. Und trotzdem zog es ihn in die USA, er wollte „im Ausland leben und Reportagen schreiben über alles, was mich interessierte“. Das sei die beste Entscheidung seines Lebens gewesen.

  Seinen Einstieg in den Journalismus nennt Waldherr „heute undenkbar“. Sieben Jahre spielte er Eishockey in der 2. Bundesliga, von 1979-1985 153 Mal für den EC Bad Tölz und TuS Geretsried. In Tölz schrieb er die Stadionzeitung voll, weil der Klubpräsident vermutete, der BWL-Student Waldherr sei der Einzige im Team, der die deutsche Spra-che beherrsche. Sigi Heinrich, später Eurosport-Kultreporter, gerade von den Bad Tölz-Wolfratshauser Neuesten Nachrichten zur Süddeutschen Zeitung gewechselt, empfahl ihn als Pauschalist und später als SZ-Volontär. Mit dem Eishockey war aber schon mit 24 Schluss, nach einem Dutzend Knochenbrüchen, der rechte Arm durch zwei komplizierten Brüchen dauerhaft geschädigt.

  Von der SZ 2019 nach seinem persönlichen Rekord gefragt, erinnerte sich Gerhard Waldherr jedoch nicht ans Eishockey, sondern an „Platz zwei, Alters-klasse 30 bis 40, bei einem Halbmarathon in der Antarktis nach einem Abend an der Schiffsbar mit zwei Fla-schen Rotwein, einer Schachtel Marlboro rot und drei Stunden Schlaf. Hintergrund war eine Wette. Mein Gewinn: eine Flasche Rotwein und eine Schachtel Marlboro rot.“

  Bei der SZ nahm Waldherrs Karriere Fahrt auf: Mit dem FC Bayern im Europacup un-terwegs; 1988 Fußball-EM; 1989 Boris Beckers dritten Wimbledonsieg beschreiben; im Davis Cup bis nach Argentinien. Becker, Graf, Muhammad Ali. Waldherr sagt, er habe sich „maßlos überfordert“ gefühlt: „Ich bin nie auf eine Journalistenschule gegangen. Mir wurde nie erklärt, wie der Job geht“.

  1993 wechselte Gerhard Waldherr nach Hamburg. „Wir brachten im stern Beckers erstes Kind zur Welt und durften exklusiv aus Steffi Grafs Elternhaus berichten. Es war aber auch die große Zeit von Maske, Rocchigiani und Michalczewski. Ich begleitete Axel Schulz zum WM-Kampf nach Las Vegas, und als ich 1996 gekündigt hatte und als freier Korrespondent nach New York ging, drehte sich meine erste Reportage für den stern um einen Besuch bei Muhammad Ali anlässlich des Dokumentarfilms ,When We Were Kings“.

  Sechs Jahre lang arbeitete Waldherr als freiberuflicher Korrespondent und Buchautor in New York. Zu den Publikationen, die er aus den USA belieferte, gehörten u. a. Die Zeit, Geo, Spiegel special, Stern, Süddeutsche Zeitung, Neue Zürcher Zeitung, Merian, Die Welt, Vogue, Brigitte, GQ, Playboy, brand eins und Greenpeace Magazin. Eine Auswahl der Texte aus dieser Zeit er-schien 2002 in dem Buch „Elvis ist tot“.

  Nach seiner Rückkehr aus den USA war Waldherr zwei Jahre lang als freier Reporter auf allen Kontinenten unterwegs, überwiegend in Asien. Da konnte es schon mal sein, dass er, mit der Transsibirischen Eisenbahn unterwegs, in Mün-chen anrief, weil er eine Auskunft benötigte, oder auch nur, um zu reden.

  2006 wurde Gerhard Waldherr Chefreporter des Wirtschaftsmagazins brand eins. Re-portagen aus dieser Zeit erschienen in den Büchern Bruttoglobal-tournee (2011) und Deutschkunde (2017).

  Waldherrs brand eins-Texte wurden für den Egon-Erwin-Kisch-Preis und den Deutschen Reporterpreis nominiert und mit dem 1. Preis des Verbandes Deutscher Sportjournalisten ausgezeichnet. 2012 erhielt er diese Auszeichnung für einen Text in Die Welt zum Thema Breitensport zum fünften Mal.

  Seit 2015 arbeitet Gerhard Waldherr überwiegend als Autor und Berater im Bereich Corporate Publishing („Die Sinupret-Story“, „Frau Hirschkuss und ihre Männer“) und schreibt Bücher.

  Der Lexenkasper kehrte nie zurück, er starb 1921 in Indiana. Gerhard Waldherr ist 2005 in Berlin in der Schwäbischen Straße heimisch geworden, wo er mit seiner Frau, einer Anwältin, und Sohn Max lebt. Seit 1988 ist Waldherr Mitglied des Vereins Münchner Sportjournalisten.

Am Sonntag, dem 6. September, wird Gerhard Waldherr 60. Herzlichen Glückwunsch!                                                                                                                              Hans Eiberle

Anmerkung von Gerhard Waldherr: "Mein Urgroßvater war übrigens auch Wilderer. Er wurde beim Wildern vom Jäger angeschossen und starb daraufhin an einer Blutver-

giftung".

Jürgen Hasenkopf 70

Immer (noch) im Bilde

Das Leben des Foto-Künstlers Jürgen Hasenkopf brachte viele unterschiedliche Bilder hervor: Selbstredend „renitent als Ju-gendlicher“ , schon nach einem Jahr von der Handelsschule in Recklinghausen geflogen, die Mutter verzweifelt, und eine Schaufensteranzeige als Rettung: Fotolaborant gesucht! Job gefunden, aber auch eine neue Versuchung, die an der Wand des Labors hing: Fotos von „Down Under“. Und dann auch noch eine Anzeige: Jobs in Australien!

  Genau dahin zog es den Youngster, ans andere Ende der Welt. Auf Umwegen und nur mit 25 Dollar in der Tasche. Da der Suezkanal wegen des damaligen Sinai-Krieges ge-sperrt war, lernte Jürgen Hasenkopf unfreiwillig ganz Afrika von der See- seite aus ken-nen. Und von der Seh-Seite. Schon damals war er ein „Optiker“...dessen Augen einfach den Blick fürs Außergewöhnliche, fürs Schöne hatten.

  Ein Leben wie im wahren Leben: Fabrikarbeiter in Melbourne, heute noch Jürgens „Lieb-lingsstadt weltweit“, ohne Englischkenntnisse. Mutig, fast frech.... aber die überall inter-nationale Sprache gewann: die (erste) große Liebe gefunden – und schon mit 20 Vater. Der renitente Roockie aus Recklinghausen...

  Ein Faible hatte Jürgen H. schon immer für den Sport. „Damals waren deutsche Tenniss-pielerinnen wie Helga Masthoff oder Heidi Eisterlehner in Melbourne und ich habe meine Laborantenkenntnisse genutzt und die einfach mal in Action fotografiert.“ Die Tennis Revue orderte die Bilder als erste. Jürgen erinnert sich: „Alles mit Unsicherheiten: Ende der 60er-, Anfang der 70er-Jahre wurde ja noch ein Brief mit den Papierfotos um die hal-be Welt geschickt, in der Hoffnung, dass sie ankamen. Beckenbauer spielte mit Cosmos New York auch mal in Melbourne....“ Schon damals lichtete Hasenkopf die „Lichtgestalt“ ab.

  Aber die Liebe zur Sportfotografie zog ihn schließlich mit Ehefrau Janet in deren Heimat England. Europa hatte ihn zurück, aber die alte Liebe zu „Down Under“ blieb bis heute. Es folgten alle Arten von Jobs, nach der Scheidung sogar mal als „Campingplatz- und Van-Manager“ im schweizerischen Interlaken. Bis die Schwester aus München anrief und Feature-Fotos für die Münchner Bildagentur AMW folgten, später auch für Thomas Exlers Fotoagentur in München-Olching. Fotos für ein Buch von dem unvergessenen Werner Stratenschulte kamen als Auftrag. Bis heute blieb Jürgen Hasenkopf, der am 14. August 70 Jahre alt wurde, im Bilde – als überall gern gesehener, bescheidener Kollege, dem schon mit 65 das Wort „Rente“ ein Fremdwort war und der ein englisches Sprichwort be-herzigt: „Old photographers never die, they just go out of focus.“

  Lieber Jürgen, behalte bitte Deine australische Staatsbürgerschaft, geh' weiterhin zwi-schen Dezember und April nach Indien, Australien, Dubai u. a. zum Yoga etc.! Und denke endlich daran, Deine riesige Foto-Datenbank und Dein gigantisches Tennis-Archiv zu ver-kaufen. Damit Du einen lässigen Lebensabend genießen kannst. Wo auch immer.

                                                                                                                    Conny Konzack

Ludger Schulze 70

"Couragierter Journalist mit Mut                               zur eigenen Meinung"

(28. Jul 2020) - Vorab am wichtigsten für alle, die Ludger Schulze am 28. Juli zum 70. Geburtstag gratulieren wollten, war die Info, dass er telefonisch nicht erreichbar ist, da er sich im Familienkreis zurückgezogen hatte. Alle Freunde, die Ludger gut kennen, konnte das nicht überraschen, denn von jeher steht er nicht gerne im Blickpunkt.

  Vielmehr war und ist er ein Mann der leisen Töne, obwohl seine journalistische Laufbahn guten Grund bieten würde, ge-rade heute im Zeitalter des ausufernden Profi(t)-Sports selbst-bewusst gelegentlich die Stimme zu erheben. Als er 2017 in Hamburg vom Verband Deut-scher Sportjournalisten für sein Lebenswerk geehrt wurde, brachte Jupp Heynckes die Qualitäten von L. S. in seiner Laudatio auf den Punkt: „Er ist ein couragierter Journalist mit Mut zur eigenen Meinung. Seine schön formulierten, mit feiner Ironie durchsetzten Beiträge waren oft journalistische Glanzstücke, die selbst in der an guten Schreibern ja nun wahrlich nicht verlegenen ‚Süddeutschen Zeitung‘ hervorstachen.“

  Ludger Schulze gehörte von 1976 bis 2010 mit einer kurzen Unterbrechung der SZ-Re-daktion an. Er begann als Volontär, schnupperte 1980 bei den Olympischen Spielen in Moskau erstmals die Atmosphäre internationaler Top-Events, wechselte später von der Sport- in die Seite 3-Redaktion, bevor er 1993 stellvertretender Ressortleiter im SZ-Sport wurde und diesen von 2003 bis 2010 leitete. In dieser Zeit setzte er nicht nur weiterhin journalistische Maßstäbe mit der Redaktion, sondern erwarb sich auch den Ruf, ein gutes Näschen dafür zu haben, journalistische Talente zu fördern. Viele bekannte Namen haben ihm viel zu verdanken, etwa Axel Hacke, Thomas Kistner und Klaus Hoeltzenbein von der heute älteren Generation oder noch etwas jüngere Kollegen wie Philipp Selldorf, Christof Kneer, Ronald Reng und Raphael Honigstein.

  Es ist daher durchaus zutreffend, wenn ihn diese Weggefährten, mit denen er ebenso wie mit seinem Vorgänger Michael Gernandt und seinem Intimus Martin Hägele noch heu-te Kontakt pflegt, gern „die Legende“ bezeichnen. Ludger geht das oft sehr nahe, nicht nur aus nostalgischen Gründen, sondern auch, weil ihm der Redaktions-Alltag immer wieder mal fehlt. Doch auf ärztliches Anraten hin musste er sich 2010 ins Privatleben nach Laufen an der Salzach zurückziehen. Und von dort aus ist er unter neuen Vorzeichen ein interessierter Beobachter des heutzutage stark vom Kommerz geprägten Sports und des im digitalen Zeitalter vielfach oberflächlich gewordenen Sportjournalismus-Alltags.

  Eine persönliche Anmerkung: Wann immer wir uns auf den Besuch einer Fußball-Welt- oder Europameisterschaft vorbereiteten, kam irgendwann von Ludger die ehrliche und keineswegs nur kokettierende Frage: „Meinst Du, ich schaff´ das noch, von der Leistung her mit den jungen Kollegen mitzuhalten? Die Antwort war stets die gleiche: „Wenn es einer schafft, dann bist Du es, lieber Ludger!“ Denn er war eine von allen geschätzte Edelfeder und ein Zeitgenosse, der nicht durch seiner brillanten Schreibe auffiel, sondern bis zuletzt außerdem knallhart analysieren konnte und wollte, der unbeirrt seine Kritik formulierte und bei allem Respekt vor den handelnden Personen keine falschen Rück-sichten kannte.

  Das spürte am meisten die deutschen Nationalmannschaft, der FC Bayern und der DFB, aber auch manch andere Person oder Institution des nationalen und internationalen Sports. Nahezu prophetische Gaben bewies Ludger Schulze Ende der 90er Jahren als Tour de France-Berichterstatter. So leidenschaftlich und gern er bei der „Großen Schleife“ dabei war, sehr früh ging er auf Distanz zu den Stars des Metiers wie Lance Armstrong, weil er die Doping-Scheinheiligkeit in den Rennställen in aller Sachlichkeit frühzeitig durchschaute. Typisch Schulze, der sich als Mensch und Journalist immer treu geblieben ist!

  Seine Liebe zum Radsport holt ihn jedoch heute bei gutem Wetter fast täglich ein. Dann sitzt er auf seinem E-Bike und fährt 40, 50 km durch die Gegend, erst kürzlich mit Kicker-Chefreporter Carlo Wild, der ihm in alter Verbundenheit einen Besuch abstattete. Wir wünschen Ludger Schulze, dass er noch lange seinem Hobby frönen kann.

(Foto Ludger Schulze: Privat Schulze-Assauer)                                           Harald Stenger

Raimond Hinko 70

Schampus, bitte, aber 7 Grad kühl!

(17.07.2020) - Keine Frage, 2020 ist das Jahr der Legenden-Jubiläen. Franz Beckenbauer und Gerd Müller werden 75 Jahre alt, Beatles-Schlagzeuger Ringo Starr und Thomas Gottschalk wurden erst kürzlich 80 bzw. 70 Jahre alt. Da passt dieser „Run-de“ bestens ins Bild: Am 17. Juli feiert Sportreporter-Legende Raimund Hinko seinen 70. Geburtstag.
  In einem Alter, in dem andere längst ihren Ruhestand genießen, wirbelt Raimund noch immer auf vollen Touren. Kolumnen, Inter-views, Hintergrund-Stories - „Honki“, wie ihn seine Freunde nen-nen, liefert fast immer Außergewöhnliches, keine 08/15-Ware. Und das nun schon seit über 50 Jahren.
  Raimund hat, vorbildlich unterstützt von seiner verständnisvollen Frau Gerti, eigentlich immer gearbeitet. Auch an freien Tagen, auch im Urlaub. Am Adria-Strand, im geliebten Rom und in vielen anderen Orten, die vorzugsweise mit dem Auto oder dem Zug erreich-bar sind - Raimund hat nämlich Flugangst. Er produzierte und produziert einen schier unglaublichen Ausstoß an Geschichten und Zeilen. Seit Anfang der Siebziger Jahre für BILD, ab 1990 dann für Sport BILD. Nebenbei war er Ghostwriter für Franz Beckenbauer, Paul Breitner, Udo Lattek und andere „Big Shots“. Nicht mal von einem gebrochenen Handgelenk (Sturz bei einem Andy-Möller-Besuch in Turin) ließ er sich am Schreiben hindern.

  Bei aller Hektik und Härte des Boulevardjournalismus hatte Honki stets ein offenes Ohr für Kollegen, nahm jüngere Kollegen unter seine Fittiche und befeuerte ihre Karrieren:

Pit Gottschalk (Chefredakteur Sport 1), Michael Schilling (Chefredakteur Abendzeitung), Christian Falk (Fußballchef BILD-Gruppe), um nur einige zu nennen. Auch die beiden Verfasser dieser Zeilen sind ihm zu Dank verpflichtet. Wir, wie viele andere, haben von der Sportreporter-Legende eine Menge gelernt: Interviews führen und umsetzen, Schrei-ben, Netzwerken - nicht zuletzt mit den ganz Großen des Fußballs, den Beckenbauers, Netzers, Matthäus' etc. Auch mit Sportmedizin-Koryphäe Müller-Wohlfahrt. Über den Bay-ern-Doc hat er oft geschrieben, noch öfter war er Patient bei ihm...

  Bei aller Leidenschaft für seinen Beruf ist Raimund auch ein sehr lebenslustiger Genuss-Mensch. Egal, wohin man mit ihm reiste, nach Norditalien zum Uefa-Cup- oder Champi-

ons-League-Finale, nach Japan zur Fußball-WM – Raimund kannte immer die besten Restaurants. Und das in Zeiten, als an Google noch nicht zu denken war. Sehr beein-druckend war das.  Sehr schnell erfuhr man auf solchen Reisen auch, was Honki unter dem Begriff „Champagnisieren“ verstand, Champagner trinken halt. Am liebsten genau 7 Grad Celsius kühl. Das hat er von Champagner-Willi O. Hoffmann (90) gelernt. Im Gegen-zug verpasste Raimund dem damaligen Bayern-Boss seinen legendären Spitznamen.

  Seine große Leidenschaft neben dem Schreiben und gutem Essen ist der FC Bayern und die Berichterstattung über den FCB. Raimund weiß alles über diesen Verein, hat vie-les miterlebt, aber längst nicht alles veröffentlicht.  An dieser Stelle sei ein kleines Ge-heimnis verraten: Schon als 18-Jähriger trainierte Honki beim FC Bayern eine Jugend-mannschaft. Sehr schnell musste er sich aber zwischen Fußball- und Reporter-Karriere entscheiden - das Ergebnis ist bekannt. Möglicherweise hat der Fußball dadurch einen großen Trainer verloren.

 Ganz sicher aber ist: Der Sportjournalismus hat dadurch einen ganz Großen gewonnen!                                                                                                                                      ja./fh. 

Fritz von Thurn und Taxis 70

Yoga statt Joshua

(22.06.2020) Ein Nachmittag in der Allianz-Arena, vor dem Heim-spiel der Bayern gegen Hannover. Es kommt in den prall gefüllten Pressesaal die Reporter-Ikone Fritz von Thurn und Taxis: Ein adretter Herr betritt den Raum, picobello wie immer, das Einsteck-tuch im braun-beigen Sakko. Jeder erkennt ihn, jeder mag mit ihm sprechen, jeder will wissen, was er denn jetzt so macht im Ruhe-stand, wie es ihm geht. Und für jeden nimmt er sich Zeit. Ein Gen-tleman.

  Es folgt ein freundliches Hallo, für die früheren Weggefährten wie Muxi (Muxeneder), Conny (Konzack) oder Uli (Köhler) und vielen anderen. Immer verbun-den mit einer herz-lichen Umarmung und dem „Wie geht es Dir?“ Bei Thurn und Taxis ist das dann aber mehr als nur eine Frage. TT, wie ihn alle nennen, will wirklich hören, wie es um sein Gegenüber bestellt ist. Eine einfache, kurze Antwort reicht ihm da nicht. Doch bedarf es eigentlich keiner Auskunft. Sein sensibles Gespür hat ihm schon verraten, was der ande-re gleich sagen könnte – ihm, dem Menschenversteher.

  Und so dauert es jetzt fast eine Halbzeit lang, ehe er hinkommt zu einem Tisch, der re-serviert ist für eine Münchner Rentner-Runde. Er trifft dort auf ein Dutzend Kollegen, die in den 1970er-Jahren die Anfänge vom Aufstieg der Bayern begleitet haben, in Erinne-rung daran einmal im Jahr eingeladen werden vom FCB. Thurn und Taxis war seinerzeit für das Bayerische Fernsehen tätig, bis zuletzt dabei mit Sky. Und ist jetzt zum ersten Mal Gast in dieser Oldie-Runde – am 22. Juni wird TT siebzig Jahre alt.

  Wiedersehen macht Freude mit diesem Ur-Gestein der Branche. Als Reporter beson-ders geschätzt für Mitgefühl am Menschen im Sportler. Dazu wiegelt er ab und gibt zu beden-ken: „Man könnte ja jetzt auch mal die Frage stellen, was denn den Adel unter anderem auszeichnet. Zum Beispiel: Wie geht man mit Menschen um?“ Dazu erinnert er kurz an seine Erziehung auf einem Schloss. An eine Welt, wo seine Durchlaucht übrigens standesgemäß sieben Vornamen erhielt, durch Friedrich, Leonhard, Ignatius, Josef, Maria, Lamorel, Balthasar.

  Ein Prinz aus dem Hochadel – und zugleich Mann des Volkes im Fußball, einem Proleta-riersport. Das scheint so unvereinbar wie seine formvollendete Sprache, in Reportagen manchmal würdevoll getragen und alles andere als fußballerisch. Aber dann doch diese Leidenschaft, dieser emotionale Ausbruch: „Joscha Kimmich – Hach, was für ein Spann-schlag zu Serrrrsch Gnapryy – herrrrlich – ein Trrraumtor, meine Damen und Herren!“

  Bei dieser Stimmung in der Stimme ist der Zuhörer nicht nur dabei, er ist mittendrin im Stadion. Dazu gibt es ein „Best of“ bei youtube: „Ich hoffe, Sie haben Ihren Geist präpa-riert, gut gegessen, ausreichend getrunken und es reicht für 120 Minuten und ein Elfme-terschießen“ – „Schauen Sie sich diese Bauchmuskeln von Lewandowski an“ – „Socrates muss zum Dentisten, er beißt dauernd auf die Zähne“ – „Ich liebe dieses Spiel, sonst könnte ich das nicht machen“. TT hat gelitten und gejubelt mit den Fußballern: „Seit Män-ner, keine Pflaumen!“

  Still geworden ist es um ihn, viel lieber hört er jetzt in sich hinein, ganz besonders bei seinen Yoga-Übungen neben Ehefrau Beata Bery. „Für uns beide seit Jahren ein Ritual, immer am Montagnachmittag von Viertel nach vier bis um sechs,“ erzählt TT, „es ist ei-gentlich mehr Gymnastik, am Ende mit einer tiefen Entspannungsphase.“ Und schmun-zelnd: „Dabei schlafe ich dann immer ein …“

  Genieße diese Ruhe, lieber Fritz. Alles Gute und herzlichen Glückwunsch zum Siebzig-sten!                                                                                                            Wolfgang Uhrig

Karlheinz Kas 65

„Mettwurst gegen Weißwurst“,                     Kultreporter und "Eisverkäufer"

(08.06.2020)   Es würde „Kasi“ nicht mal im Ansatz gerecht werden, ihn auf seine Sprüche zu reduzieren, wenngleich dieser Artikel auch ausschließlich mit einem „best-of-Kasi-Potpourri“ funktionieren wür-de. Nein, der gebürtige Ansbacher, der am 8. Juni seinen 65. Ge-burtstag feierte,  ist viel mehr als das. Kasi ist Kultreporter bei „Heute im Stadion“ auf Bayern 1, Kasi ist seit vielen Jah-ren „the voice“ als Stadionsprecher beim Biathlon-Weltcup in Ruhpolding und Kasi ist Redaktionsleiter beim Trostberger Tagblatt.
  Doch der Reihe nach. In den 80er-Jahren startete Karlheinz seine Reporter-Karriere beim Bayerischen Rundfunk und waren es zu Beginn noch kleinere Berichte für die regionale Südschiene, so entwickelte er sich sehr schnell zum unver-zichtbaren Reporter-Tausendsassa, der zunächst vom Speedway, Eishockey und Tennis berichtete, ehe er rasch auch zum Bundesliga-Reporter wurde. 
  So nebenbei war er auch immer wieder für die Oberbayern-Redaktion im Einsatz. Noch heute existieren legendäre Reportagen von den Vogelgezwitscher-Europameisterschaften aus Palling oder von den offenen Chiemgaumeisterschaften der Fingerhakler. Kein Scherz übrigens. 
  Heute ist er nicht mehr wegzudenken aus der Bundesliga-Konferenz am Samstag auf Bayern 1 und es sagt eigentlich alles, wenn die Kolleg*innen aus der ARD immer wieder den BR bitten, der Kasi möge doch so häufig wie möglich in der legendären Schlusskon-

ferenz auftauchen. Das ist sicherlich das größte Kompliment: ein Reporter, der sich nicht verstellt, der authentisch kommentiert, der aus dem Bauch heraus schildert, wird von WDR und NDR angefragt. Mehr geht nicht auf dieser Ebene! 

  Im Grunde genommen gilt diese Aussage auch für Ruhpolding! Mehr geht einfach nicht. Seit 2003 ist Kasi die Stimme von Ruhpolding. Seit 17 Jahren. Jedes Jahr im Januar, sie-ben Tage am Stück, unterhält er als Stadionsprecher die Zuschauermassen auf seine ihm ganz eigene Art. Und fällt ihm mal der Name des nächsten Starters, etwa vom Asiaten Wang Wenqiang spontan nicht ein, dann sagt er halt: „Des is der Chinees!“. Die Zu-schauer lieben ihn dafür. 
  Und er liebt dieses ganz besondere Ruhpoldinger Flair während dieser verrückten Tage. Denn ist erstmal die Reporterschicht zu Ende, dann zieht er los, der Kasi. Von Hütte zu Hütte, erst die „Strafrunde“, dann das „Adlernest“ und zum Abschluss in die „Gamsblut-alm“. Er kennt aber auch einfach alle und dass da dann häufig kein Auge trocken bleibt, ist auch keine Überraschung. Ich habe mich schon häufig gefragt, wie er das bloß immer wieder schafft: einen anstrengenden Job zu bewältigen, die Nacht zum Tage zu machen und dann am nächsten Morgen wieder wie ein Einser in seiner Kabine zu stehen, als ob nichts gewesen wäre. 

Vor einigen Jahren durfte ich ein sechswöchiges Praktikum bei Kasi, bei seinem Trostbe-rger Tagblatt, absolvieren. Bisher arbeiteten wir hauptsächlich telefonisch zusammen. Er, der Reporter, immer im Außeneinsatz, ich, in der Redaktion, unter anderem verantwortlich für seine Sprechzeiten während seiner Reportagen. 
  Mit sehr gutem Draht und zudem Berchtesgadener, Reichenhaller und Chiemgauer Ge-meinsamkeiten. Ich möchte diese Zeit nicht missen, denn ich habe damals in seiner Re-daktion eine weitere Facette seiner vielfältigen Kompetenz erleben dürfen. Der „Kaslin-ger“, wie ihn der ehemalige BR-Sportchef Franz Muxeneder immer nannte, hatte den La-den im Griff. Ein Vollblutjournalist, immer am Puls der Zeit, mit einem unfassbaren, hoch-qualitativen Gespür und Output, der sich immer hinter sein Team stellte und sich stets seine Menschlichkeit und Freude am Dasein bewahrte. 
  Erinnern Sie sich noch an die Geschichte mit Kasi und der RAF-Terroristin Brigitte Mohnhaupt? Googeln Sie doch einmal „Karlheinz Kas“ und „Mohnhaupt“, was war da los damals in oberbayerischer Idylle! Und welcher Journalist hatte hier den richtigen Riecher? Exakt! Karlheinz Kas. Die größte Geschichte seiner Karriere. 

  Und heute? Kasi ist nach wie vor schwer im Geschäft. Ein Auftritt bei „Volle Kanne“ im ZDF, sein neuer Podcast „Kas der Woche“ für den Donaukurier und immer wieder Auftritte in den Social-Kolumnen der ARD-Sender. Einfach so, nebenher. Bis heute frage ich mich, woher dieser Mann diese Energie nimmt. Und seine gute Laune. Ich habe Kasi in den letzten 20 Jahren nie, wirklich nie, schlecht gelaunt erlebt. 
  Ich werde auch nie vergessen, wie Kasi am Vorabend zu meinem 50. Geburtstag nicht nur meine 30-Mann-Gesellschaft alleine unterhalten hat, sondern binnen kürzester Zeit das ganze Lokal bzw. Hotel. Bis 3 Uhr in der Früh. Und am nächsten Tag kommentierte er ein Spiel der Nürnberger, ehe er pünktlich um 20 Uhr zum Essen kerzengerade wieder dastand und sich der eigentlichen Feier anschloss.

  Übrigens: der Spruch „Mettwurst gegen Weißwurst“ bezog sich auf ein Spiel der Bayern auf Schalke 2005, die Münchner spielten die Knappen an die Wand und Kasi meinte: "Das ist hier Vizemeister gegen Meister, das ist hier Mettwurst gegen Weißwurst und die Weißwurst, die schwimmt oben auf." 

  In diesem Sinne, lieber Kasi, weiterhin viel Freude mit den beiden Enkelkindern Kimi- Sophia und Rafael und mit deiner Elke. Sei bitte noch viele Jahre unsere Weißwurst.
Alles Gute zum Geburtstag.                                  
Malte Held, ehemals BR-Sportredaktion

Dr. Philipp Geiss 60.

Zum 60. Geburtstag von Dr. Philipp Geiss

  Als mein Vater am 06. Juni 1960 in der hessischen Kleinstadt Lauterbach geboren wurde, war ihm früh klar: Die elterliche Metzgerei und Gaststätte zu übernehmen, wird ihn nicht glücklich machen. Stattdessen schlug sein Herz für den Sport, im Spezi-ellen für den Fußball. Wochenende für Wochenende kämpfte er mit der Mannschaft des VfL Lauterbach um Punkte, verbrachte aber auch Stunden auf dem Tennisplatz, zog im Schwimmbad seine Bahnen, war später Zehnkämpfer.

  Gerne hätte er sich als aktiver Sportler seinen Lebensunterhalt verdient und ich bin sicher, dass der Plan aufgegangen wäre – hätten ihn nicht mit quä-lender Regelmäßigkeit Knieverletzungen und Rückenprobleme immer wieder daran er-innert, dass das mit ihm und dem Profisport keine (gesunde) Zukunft hat.

  In der Schule hatte er große Freude am Deutschunterricht, ihm gefiel die Vorstellung, als Lehrer Anderen etwas beizubringen. Nach dem Abitur und dem Wehrdienst begann er mit dem Sportwissenschaft- und Germanistikstudium an der Justus-Liebig-Universität in Gie-ßen und legte 1988 sein Erstes Staatsexamen für das Lehramt an der gymnasialen Ober-stufe ab. Drei Jahre später promovierte er in Philosophie und begann sein Referendariat in Bad Nauheim.
  Das zweite Staatsexamen schließlich in der Tasche, war mein Vater bereit für den Be-rufseinstieg. Doch der Arbeitsmarkt Anfang der 1990er-Jahre nahm ihm sämtliche Chan-
cen: Lehrer mit der Fächerkombination meines Vaters gab es im Überfluss. Verträge, die auf wenige Monate befristet waren, gewährten Einblicke in eine anstrengende Zukunft. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter für Bildungsforschung und Pädagogik des Auslands bot sich die Gelegenheit, an einer deutschen Schule in Peking zu unterrichten. Dennoch durchkämmte er Zeitungsannoncen nach Jobangeboten – bis er fündig wurde.

  Eine Stelle als freier Mitarbeiter bei Sat.1 in Mainz sollte sein erster Berührungspunkt mit der Welt des Fernsehens werden. Rückblickend gesehen ein Wendepunkt, wenn nicht sogar der Schlüsselmoment in der beruflichen Karriere meines Vaters. Im Jahr 1992 wechselte er als Mitglied der Programmdirektion Sport nach Hamburg und gehörte dem Kernteam um die Entwicklung des „ran“-Konzepts an. Eine intensive Zeit, aus der ein Format hervorging, das heute noch jedem in der Sportbranche ein Begriff ist. Aus Er-zählungen weiß ich, dass mein Vater im alljährlichen Sommerurlaub am Gardasee bei seinem morgendlichen Spaziergang in den Ortskern neben der Tageszeitung häufig auch einen Stapel Papier mitbrachte, ausgespuckt von einem Faxgerät, das in einem kleinen Kiosk stand. Es waren Unterlagen und Dokumente aus dem Büro, neues Futter zum Drauf-Rumdenken unter der Sonnenliege.

  So habe ich früh gelernt, dass der Begriff „Sommerpause“ ein falscher Freund im Sport-geschäft ist. Wenn der Ball nicht mehr rollt, geht die Arbeit oft erst richtig los – für manche sogar mehr, als während der laufenden Saison. Nichtsdestotrotz habe ich als Kind nie et-was von der Mühseligkeit mitbekommen, die stundenlange Telefonkonferenzen mit sich bringen. Ich habe nicht gemerkt, dass Verhandlungsgespräche kräftezehrend sein und Diskussionen um Vertragsinhalte viele Nerven kosten können. Erst mit zunehmendem Alter hatte ich überhaupt eine Vorstellung davon, dass das, was da auf dem - physischen und mentalen - Tisch meines Vaters landete, sehr wohl Kopfzerbrechen bereiten kann und Momente der Abwesenheit auch nach Feierabend mehr als gerechtfertigt wären. Aber dem war nie so. Wenn sich mein Vater mit mir beschäftigte, war er voll und ganz bei der Sache. Seine Arbeit hatte Sendepause.
  Ab 1999 pendelte mein Vater als Sat.1-Sportchef mehrere Jahre zwischen Hamburg und
Berlin. Familienzeit gab es bald nur noch an den Wochenenden. Während einige Kolle-gen schon die Umzugskoffer gepackt hatten und in der Hauptstadt angekommen waren,
gehörten wir dem Trupp einiger weniger Nachzügler an. Irgendwann aber nahm Berlin als
neuer Lebensmittelpunkt auch für uns immer konkretere Züge an, eine neue Grund-schule plante meinen ersten Schultag, ein neues Heim war gefunden (es fehlte nur noch eine Unterschrift). Doch am letzten Tag, bevor der Beschluss nach Berlin zu ziehen seine
Endgültigkeit erfahren hätte, erhielt mein Vater einen Anruf: Alles auf Anfang, Kommando
zurück! Er erfuhr, dass Sat.1 und ProSieben fusionieren würden, und die neu formierte
ProSiebenSat.1 Media AG ihren Hauptsitz in Unterföhring bei München haben wird. Als
Direktor Sport verantwortete mein Vater dort bis 2014 die Sport-Angebote des Senders.
2006 wurde er darüber hinaus in die Geschäftsführung der PSEvent GmbH berufen und war für die Organisation und Vermarktung von Fernsehevents innerhalb der ProSieben

Sat.1-Gruppe zuständig.

  Während der gesamten Zeit aber, unabhängig seines Aufenthaltsortes, hat mein Vater nie vergessen, wo seine Wurzeln liegen. So zog es ihn vor einigen Jahren zurück in seine Heimatstadt Lauterbach. In der Region wurde er bereits auf verschiedenen Veranstaltun-

gen als Ehrengast eingeladen und zog mit Rednerauftritten das Publikum in seinen Bann. Er engagiert sich für den Golfclub ganz in der Nähe seines Geburtsortes und feilt in sei-ner freien Zeit mit Herzblut an seinem einstelligen Handicap - all das am liebsten ge-

meinsam mit seiner Frau Iris, meiner Mutter, die ihm seit 44 Jahren den Rücken freihält
und die stärkste Person ist, die ich kenne.

  Ich bewundere meinen Vater für seine Karriere. Das tue ich und das tut mit Sicherheit manch anderer auch. Mit den Augen einer Tochter sehe ich in erster Linie aber eins: ei-nen großartigen Vater. Wie er es geschafft hat, durch seine Arbeit so viel für das Sport-

mediengeschäft zu leisten und gleichzeitig mit Leib und Seele Vater zu sein - daraus
setzt sich meine ganz persönliche Bewunderung für ihn zusammen.
  Geburtstage verbringen wir traditionell gemeinsam, so auch in diesem Jahr. Ich freue mich deshalb, meinem Vater alle Glückwünsche persönlich überbringen zu können und noch viele Worte an ihn zu richten, die von Herzen kommen, für die aber die Zeilen in diesem Artikel nicht mehr ausgereicht haben.                   
                             
Elisa Geiss

Hans Staar 70

Masseur, Filmvorführer, Sportjournalist

(28.05.2020) – Er spricht von einem Fehlstart ins Berufsleben. Damit meint Hans Staar allerdings nicht den Journalismus, den er für drei Jahrzehnte mit großem Erfolg und vor allem mit viel Empathie ausgeübt hat. Nein, es war die jugendliche Un-entschlossenheit, was er eigentlich machen wolle.

  Zwar hatte er in den 1970er Jahren für die Tölzer SPD eine Zeitschrift herausgebracht und ein paar einschlägige Semi-nare besucht, doch dass die Schreiberei später sein Beruf werden sollte, hätte er nicht einmal zu träumen gewagt. Des-halb versuchte er sich in verschiedenen Bereichen, machte etwa eine Ausbildung zum Masseur und Medizinischen Bade-meister.

  Die Einberufung zur Bundeswehr ersparte ihm zunächst die Berufsentscheidung. Als er zehn Jahre später ins „Zivilleben“ zurückkehrte“, war er zwar Staatlich anerkannter Krankenpfleger, Sanitäter, Fußpfleger, Saunameister – und auch Filmvorführer, allerdings bei der Berufswahl weiterhin unent-schlossen. Um Geld zu ver-dienen, bewarb er sich beim Freistaat Bayern für den gehobenen Dienst, wurde auch genommen und erhielt einen Einstellungstermin für den September des darauffolgenden Jahres. Dann war da die Stellenanzeige in einem Anzeigenblatt „Freier Mitarbeiter ge-sucht“, und Hans Staar sah darin die Chance, die Wartezeit zu überbrücken. Dachte er sich zumindest zunächst.

A m 28. Mai 2020 kann er seinen 70. Geburtstag feiern, zum dem der VMS herzlichst

gratuliert, und wenn Hans Staar an diesem, seinem Ehrentag selbst auf sein erfolgreiches Schaffen als Journalist und Sportredakteur zurückblickt, ist es ein spannender Lesestoff: „Ich lieferte ein paar Fingerübungen ab, die allesamt abgedruckt wurden. Zwei, drei exklu-sive Berichte bot ich mit Erfolg der örtlichen SZ an. Bald darauf meldete sich Gregor Dorf-meister, Redaktionsleiter des Tölzer Kurier, Autor des weltberühmten Antikriegsromans „Die Brücke“, bei mir: Ob ich mir vorstellen könne, künftig für ihn zu arbeiten.

  Und ob ich wollte. Ich war schon bald sieben Tage die Woche für den Tölzer Ableger des Münchner Merkur im Einsatz. Mit Reiseschreibmaschine, Spiegelreflexkamera und Dunkel-kammer im Bad. Lange vor dem September legte mir Gregor Dorfmeister nahe, dem Frei-staat abzusagen und stattdessen ein Volontariat bei der Heimatzeitung anzu-treten.

  Es war eine Entscheidung, die ich nie bereuen musste. Dorfmeister war ein kluger, hu-morvoller, hilfsbereiter Mensch, ein brillanter Schreiber und ein angenehmer Redaktions-leiter. Ich habe sehr viel von ihm gelernt. Unter seiner wohlwollenden Duldung durfte ich etwa eine tägliche Lokal-Sportseite einrichten, die es bis dahin nur in der Montagausgabe gegeben hatte. Später sollten es dann auch mal zwei, drei oder vier Sportseiten werden. Nachdem ich als Redakteur übernommen worden war, bekam ich irgendwann die Leitung der inzwischen fest etablierten Sportredaktion übertragen und wurde auch noch stellver-

tretender Redaktionsleiter.

  Wie es in einer Lokalredaktion mit nicht einmal zehn Festangestellten ist, sind die Gren-zen zwischen den Ressorts fließend. Im Sport habe ich Olympiasieger, Welt- und Europa-meister interviewt und über so ziemlich jede Sportart – außer vielleicht Apnoetauchen oder Boßeln – geschrieben. Am liebsten über Fußball und Eishockey. Aber eben auch über Räu-ber, Mörder, Betrüger und Vergewaltiger."

  Nach einem Altersteilzeit-Angebot verabschiedete sich Hans Staar nach mehr als einem Vierteljahrhundert von der Redaktion. Es folgten ein paar Jahre die Pressearbeit für die Tölzer Löwen (Eishockey, damals 3. Liga) und als Freizeitzeitfußball-Schiedsrichter.

  Diese Zeiten sind vorbei. Jetzt ist Staar als Bergsteiger, Mountainbiker, Rennradler und Golfer unterwegs. Für den Tölzer Kurier schreibt er nur noch dann und wann. „Zwei meiner Nachfolger sind nämlich meine Schwiegertochter und mein Sohn. Und ich finde, dass zwei „Staare“ in der Redaktion genug sind. Ich kümmere mich derweil mit meiner Frau sehr gerne um die beiden Enkel, den potenziellen Journalisten-Nachwuchs.“

                                                                                                    Margit Conrad/Hans Staar

Gerhard Bosch 70

Fingerspitzengefühl

  Leichtathletik-EM in Helsinki, 28. Juni 2012, Kugelstoßen, Frauen, Qualifikation. Seit Jah-ren versuche ich, die Kugel zu erwischen, wenn sie gerade noch am Finger ist. Bei Chris-tina Schwanitz, die später Fünfte wird, klappt es endlich – und besonders gut, exakt auf die Tausendstelsekunde. Die Vier-Kilo-Kugel bekommt hier eine unglaubliche Leich-tigkeit.“

So schilderte Gerhard Bosch, wie ihm das Foto gelang, das er "Fingerspitzengefühl nannte, und das 2013 bei den Berufswettbewerben des Verbands Deutscher Sportjour-nalisten (VDS) in der Kategorie Sport Allgemein/Action/Feature mit dem 1. Preis ausge-zeichnet wurde.

  Gerhard Bosch, der am 18. Mai 2020 70 Jahre alt wird, erinnert sich: "„Es war natürlich viel Glück dabei, die Kugel so millimetergenau am Finger zu erwischen. Ich habe das zwar immer wieder versucht, aber immer war die Kugel noch in der Hand oder schon in der Luft, so dass man nie den ausgestreckten Finger sehen konnte. In Helsinki hatte ich (zum Glück) keine Innenraum-Berechtigung, ich konnte die Kugelstoßerinnen also nur von der ersten Zuschauerreihe aus und nur von hinten fotografieren. Licht war genügend da, so dass ich die Belichtungszeit auf 1/5000 Sekunde einstellte und eigentlich nur darauf ach-htete, nicht zu früh abzudrücken, damit die Kugel nicht verdeckt war. Die modernen Kame-ras sind zwar schnell, aber selbst wenn man den Fischer auf dem Auslöser lässt, fliegt die Kugel etwas 1,5 Meter zwischen zwei Serienaufnehmen. Auch in 1/5000 Sekunde bewegt sich die Kugel noch um 2 Millimeter, da brauch man schon eine ganze Menge Glück für so eine Aufnahme."

  Christine Schwanitz belegte mit 18,25 m den 5. Platz, Europameisterin wurde Nadine Kleinert mit 19,18 m.

Ein Jahr später stand in VMS INFO, dem Jahresheft des Vereins Münchner Sportjournalisten, diese Meldung. Während einer langen Reha-Zeit hat sich Gerhard Bosch ins Leben zurückgekämpft. Er be-nötigt zwar eine Gehhilfe und zum Fotografieren ein Stativ, aber es hätte schlimmer kommen können. Herzlichen Glückwunsch!          HE 

Fritz Heimann 80

Ein Herz für Nischen

Man mag es heute kaum glauben, aber so war es vor einem knappen Jahrhundert tatsächlich: Da interessierte sich für einen Sport namens Biathlon in den Redaktionsstuben nicht mal eine Minderheit. Skilanglauf mit Schusswechsel? Aber bitte nicht mit uns!

  Einer der landesweit wirklich ganz wenigen Kollegen, die sich frei machten von solchen Ressentiments, der früher als andere der Zunft die Attraktivität des Zweikampfs in Loipe und am Schieß-stand erkannte, ist Fritz Heimann gewesen. Es passierte 1972: Die „Süddeutsche“ entsandte erstmals einen Reporter zu einer Biathlon-WM, zur Klein-kaliber-Premiere in Hochfilzen, merkte aber erst spät, dass sich ihr Redakteur dabei schlimm infiziert hatte. Mit dem Biathlon-Virus. Ihn ist Fritz Heimann bis zum Ende seiner Tätigkeit bei der SZ nicht mehr los geworden.

  Den Biathleten war`s nur recht: „Pionier“ Heimann hat sie aus der Nische der Sportbe-richterstattung herausgeholt. Fragt nach bei Peter Angerer und Uschi Disl.

  Auch vor anderen Kellerkindern der Berichterstattung - Ringen, Gewichtheben, Judo und Sportschießen - ist er von Beginn an in der SZ „nicht zurückgeschreckt“. Sagt er heute. Diese Disziplinen regelmäßig zu betreuen, sie in den wenig aussichtsreichen Kampf um Zeilen gegen die Fußballer zu führen, betrachtete Heimann als Akt der Fair-ness und jour-nalistischen Ausgewogenheit. Manchen Widerstand hat er dabei brechen müssen, da war viel Beharrungsvermögen gefragt.

  Das war auch gefragt, als er vor einem Jahr sich ein letztes Mal in sein Archiv vertiefte, im Internet recherchierte und im Oktober 2019 seine letzte große, sehr lesenswerte Ge-schichte in der SZ veröffentlichte: Ringen im Widerstand - Zur Erinnerung an den Berliner Werner Seelenbinder, der vor 75 Jahren von den Nationalsozialisten ermordet wurde.

  Fritz Heimann, der am 28. April zu Hause in Erding zusammen mit seiner Frau Heide (wird im Mai 81) seinen 80. Geburtstag feiert, stammt aus Troppau im Sudentenland, er musste 1946 mit Familie im Güterwagen nach Hof/Saale fliehen. Dort erst Realschule, dann Banklehre, 1961 Volontariat bei der Frankenpost, von deren Verleger er sich schon nach vier Monaten wieder verabschiedete mit den Worten: „Bei Ihnen kann ich nichts mehr lernen“. Nächste Station: München, Abi (1965) auf dem Zweiten Bildungsweg, Sonntags-dienste bei der Abendzeitung. Dort trennte ihn nur noch eine schwere Eisentür im vierten Stock der Sendlinger Straße von seinem Ziel, der Süddeutschen Zeitung, Abteilung Sport.

  Sie öffnete sich 1962: feste freie Mitarbeit, parallel dazu Studium der Zeitungswissen-schaften, Politik und Geschichte, 1969 Festanstellung bei der SZ und 1981 der Aufstieg zum stellvertretenden Ressortleiter. Schließlich 2003: ab in die Rente. Deren Rhythmus unterbrach er mit gelegentlichen journalistischen Arbeiten und zuweilen einem Tennis-match. Seine Slice-Rückhand war gefürchtet. Doch zwei Jahre nach einer gut überstan-denen Herzoperation (2010) blieb er dem Tennisplatz fern! Warum? „Ich seh' doch meine Altersgenossen, die nur noch auf dem Platz stehen, um zu sehen wie der Ball auf dich zukommt – na, des mog i ned!“ meint der Jubilar und erzählt, dass er jetzt viel lieber mit seiner Frau auf Wanderungen geht, anfangs auf größere (Naabtal), dann auf kleinere, zurzeit allerdings nur auf ganz kleine; nicht nur wegen Corona, sondern weil Ehefrau Hilde erst jetzt von einem Fersenbruch wieder genesen ist: ein Wanderunfall.

Alles Gute Fritz Heimann                                                                                         MG/TW

Wolfgang Uhrig 80

Der Marathon-Mann

(21.04.2020) - Sie brachte es auf den Punkt: „Den Men-schen würde ich immer wieder heiraten – den Journalisten nicht.“ Monika Uhrig meint ihren Mann Wolfgang, und nie-mand kennt ihn besser als sie, 55 Jahre sind sie nun ver-heiratet. Da gibt`s keine Lücken mehr zu füllen, und für Geheimnisse fehlt eben-falls der Platz. Beide sind sie nun 80, mit der „8“ vor der „0“ muss man umgehen können, auch wenn`s irgendwo zwickt.

  Wer so in seinem Beruf geradezu manisch verhaftet ist wie Wolfgang Uhrig, hat nichts vergessen, nicht das Geringste, von den Anfängen bis in die Jetztzeit. Aufgewachsen in Nie-der-Klingen im Odenwald, wo die Welt zwar nicht zu Ende ist, aber doch enden könnte. Als Jugendlicher berichtete er für das Lokale im „Darmstädter Echo“. Eine Stelle als Vo-lontär hatte man für ihn nicht, und ohne Beziehungen ging damals sowie nichts. Aber Schreiben, Neuigkeiten verbreiten, das hatte er immer im Sinn.

  Nach der Mittleren Reife begann er eine Lehre als Schriftsetzer, doch arbeiten wollte er als Journalist, im Sport natürlich. Er war von klein auf sportbesessen. Sein Vater Adam, Polizei-Oberkommissar, hatte ihn angesteckt, der setzte ihn am Wochenende hinter sich auf den Rücksitz seines 125er-Ardie-Motorrads und ab ging`s zum Fußball zu Viktoria Aschaffenburg, auf den Bieberer Berg zu den Kickers von Offenbach oder zu den „Lilien“ nach Darmstadt.

  Um einen Job in irgendeiner Redaktion zu ergattern, fasste er einen für damalige Zeiten geradezu tollkühnen Entschluss. Ohne Umweg über irgendwelche Zweigstellen oder Res-sorts schrieb er mit achtzehn direkt das Bundespresseamt am früheren Regierungssitz in Bonn an, und zwar geradeaus dem Leiter Felix von Eckhardt. Und er erhielt Antwort („das Schreiben habe ich immer noch“), man ließ ihn wissen, er solle sich doch an den Sport-Informations-Dienst (sid) in Düsseldorf wenden. Und auch von dort kam Post mit einer Einladung zu einem Vorstellungsgespräch.

  An einem Novembermorgen 1958 fuhr er mit dem Fahrrad nach Lengfeld zur Bahnsta-tion, dann mit dem Eilzug gen Düsseldorf. Im vierten Stock des Pressehauses am Martin-Luther-Platz hatte der „sid“ seine Redaktionsstuben. Dort stand er dann aufgeregt vor Alfons Gerz, dem Chefredakteur des „sid“, der damals größten Sport-Presse-Agentur der Welt. Und der hatte auch noch so eine zusätzliche Marotte an sich, er stellte Testfragen, ob man auch etwas wisse vom Sport. So wollte er von Uhrig erfahren, wer 1936 bei den Olympischen Sommerspielen in Berlin den 800 m-Lauf gewonnen habe.

  Nach der positiv verlaufenen Vorstellung begann er am 1. April 1959 beim sid ein drei-

jähriges Volontariat, danach erhielt er als Redakteur die Ressorts Kunstturnen und Eis-kunstlauf, „weil die niemand anderer wollte“. Seine erste größere Story hatte er im „Darm-städter Echo“ über das „Wettmelken der Landjugend“ am Euter der Gummi-Kuh Minna geschrieben, für den sid berichtete erstmals 1961 von den Eiskunstlauf-Europameister-schaften in Berlin, dorthin war er per Anhalter gereist, „weil der sid ihm als Volontär die Fahrtkosten nicht bezahlte“.

  Und 1965 erschien im „sid“ die bis dahin einmalige Lesestoffgeschichte in einer Ich-Form „Beinahe wäre ich Letzter geworden…“, die gar später von Wolfgang Menge, dem Erfin-der von „Ekel Alfred“, fast verfilmt worden wäre. „Adam“, wie Wolfgang Uhrig aufgrund des Vornamens seines Vaters gerufen wurde, hatte sich mit einer gefundenen Startnummer in den Pulk der Marathonläufer bei den deutschen Meisterschaften in Düsseldorf ge-schmuggelt, beim Kilometer 38 las ihn jedoch der „Besenwagen“ auf. Und den Leidens-weg bis dahin auf dem Asphalt, die Gespräche mit anderen Mitläufern schrieb er auf, der „sid“ ließ die Story über den Sender tickern.

  Wolfgang Uhrig unterhält, pflegt aber auch nach wie vor seine Kontakte bis heute bei-spielsweise zu Marika Kilius und Hans-Jürgen Bäumler, zu Christian Neureuther und Rosi Mittermaier oder zum Kunstturner Eberhard Gienger. Nach 16 Jahren „sid“, die prägten, holte ihn Hubert Burda 1975 zur „Bunte“ als Allrounder nach Offenburg, er war Reporter, dann Ressortleiter Nachrichten, 1987 wechselte er zur Illustrierten „Quick“, verantwortlich für das Ressort Aktuelles betreute. Von 1988 bis 2005 wirkte er zusammen mit Rainer Holzschuh als Chefredakteur beim „Kicker“. Über viele Jahre gab er dem "Spportjourna-list“ (das Verbandsblatt des VDS) Konturen.  

  Uhrig war von 1968 (Grenoble/Winter) bis 2012 (London/Sommer) insgesamt 20-mal Berichterstatter bei Olympischen Spielen. Er betreute zusätzlich während der Zeit beim „Kicker“ von 1969 bis 2005 als Chefredakteur die Jahresbücher der Olympischen Sport-Bibliothek, die Standardwerke des NOK bzw. des DOSB.                           Dieter Ludwig

 

Anmerkung: Olympiasieger 1936 über 800 m war John Woodruff (USA) in 1:52,9 Minuten.

Horst Huber 85

Hohe Schlagzahl

(08.04.2020) -  Jaja, man sieht’s: sein Glas ist immer noch halb voll...und war wohl nie halb leer! Nur sein Hometrainer, das Ruder-gerät im Wohnzimmer, stöhnt schon mal – weil der „Chef“ die Schlagzahl täglich noch erhöhen will...

  Kein Wunder, wenn man wie ein Neu-Rentner ausschaut und Kopf & Körper sogar noch jünger sind. Aber dieser ewig agile „Energieträger“ ist Jahrgang '35! Also 85! Die Story eines Phänomens – nicht nur unter den (Sport-)Jour-nalisten.

  Wer in diesem Alter geistig und körperlich noch derart fit ist wie Horst Huber, der ist nicht nur ein Glücksfall der Gene, sondern verkörpert im wahrsten Sinne des Wortes auch „die Konsequenz einer entspre-chenden Lebensführung“, wie der unvergessene Kollege Jan Eberhard Vaubel schon zu seinem 80. schrieb.

  Sportlich war Horst Huber einst einer der besten deutschen Viertelmeiler der 1950er- und 60er-Jahre (Bestzeit 47,3 Sekunden), trug zehnmal das Nationaltrikot und feierte seinen Höhepunkt beim ersten Länderkampf Deutschland – USA im Stuttgarter Neckar-stadion. Die Gene seines Vater Erwin, der bei den Olympischen Spielen 1936 in Berlin Vierter im Zehnkampf war!

  Bis ihn die Liebe zu den kleinen Bällen im Tennis und Golf traf – und sportlich und bis heute auch beruflich als Journalist fesselte – was ihm lieber als der Programmierer- und PR-Job bei Siemens war.

  Alles begann als ‚Freier‘ bei der SZ. Der Autor erinnert sich an die Jahre 1969 ff: HH for-mulierte fachlich-sachlich immer so informativ über den Amateurfußball, dass der dama-lige Ressortleiter Ludwig Koppenwallner jeweils begeistert war.

  Später erstellte Horst Huber für die Süddeutsche Zeitung in München bei den BMW Open im Golf und Tennis die SZ Daily News, leitete zudem die Pressearbeit diverser Sportveranstaltungen, schreibt heute noch für seinen Golfclub Brunnthal und ist nach wie vor der maßgebliche Redakteur von bayerntennis. Was wäre Chefredakteur Ludwig Rem-bold ohne ihn? Als ich HH anrief, machte er sich gerade Gedanken darüber, ob die Punktspielsaison wegen Corona wirklich am 8.Juni beginnen kann: „Ich bin da skeptisch!“

  Gerade jetzt in Corona-Zeiten vermisst man ihn, der bei jeder Pressekonferenz immer als Erster erscheint – mit Stift und Kamera – und dessen Fragen mit fester, klarer Stimme immer auf den Punkt kommen. Jüngere Kollegen könnten lernen.

  Am 8. April 2020 wurde Horst Huber 85. Sein Golf-Handicap ist gerade mal ein Viertel „so alt“. Medikamente kennt er nur von seiner Susi, 76, die er hoffentlich noch lange täg-lich besuchen kann – per Auto, versteht sich!

   Auch wenn er mich letztes Jahr mal mächtig zusammengeschissen hat, weil ich mich als sein Zähler beim Golf verschrieben hatte, nachdem er doch „nur ein Bogey und doch kein Par“ (!) gespielt hatte: Ich verneige mich im Namen aller Kollegen vor diesem unserem Vorbild!                                                                                                         Conny Konzack

Sammy Drechsel wäre am 25.4.2020 95 Jahre alt geworden

Mikrofon, Fußball und die Lach- und Schieß

Sammy Drechsel, 1951 beim 2:0-Sieg des VMS gegen die Augsburger Kollegen.

Jetzt passen Sie auf, jetzt kommt der lange Finne und zieht dem Alois Schloder, ach herrje, die Beine unterm Allerwertesten weg, und auf dem liegt er jetzt." Eishockey mit Sammy Drechsel war in den 60-ern ein TV-Glanzlicht. Trotz seiner Berliner Schnauze machte der Reporter, der vor 90 Jahren, am 25. April 1925, in Berlin als Karl-Heinz Kamke geboren wurde, auch in Bayern Karriere. Beim Bayerischen Rundfunk kommen-

tierte er in den Fünfzigern Fußball, Radrennen und Boxen, bei der Fußball-WM 1966 das Halbfinale Deutschland — UdSSR (2:1).

In den späten 40-er Jahren war Drechsel, der nach einer kaufmännischen Lehre beim Sportreporter Rolf Wernicke volontiert hatte, bei Rias Berlin Sensationsreporter. Er ba-

lancierte übers Hochseil, entschärfte eine 20-Zentner-Bombe, ließ sich, zwischen den Gleisen liegend, von einem D-Zug überrollen - und sprach dabei live seine Reportagen.

1950 kam Drechsel nach München zum Bayerischen Rundfunk. 1956 gründete er mit

Dieter Hildebrandt die Lach– und Schießgesellschaft, deren Leiter und Regisseur er bis zu seinem Tod am 19. Januar 1986 war. Schon 1955 hatte er das Jugendbuch „Elf Freunde müsst ihr sein“ geschrieben, es wurde sehr viel später als Hörbuch von Dieter Hildebrandt gesprochen. Drechsel führte die Studioregie für Hildebrandts TV-Formate „Notizen aus der Provinz“ und beim „Scheibenwischer“.

Fußball war Sammy Drechsels Leidenschaft. Er wurde mit dem BSV 92 Berliner Jugend-Fußballmeister. In München gründete 1956 den FC Schmiere, bei dem zahlreiche Promi-

nete spielten, meist für wohltätige Zwecke. Drechsel erzielte in 963 Spielen rund 1500 Tore.

Einen letzten Kurzauftritt im Fernsehen hatte Drechsel in der Serie Kir Royal (1986) von Helmut Dietl. Die Aufnahmen entstanden, kurz bevor er an den Folgen einer Krebser-

krankung starb. Er war seit 1962 mit Irene Koss verheiratet. Beider Grabstelle ist auf dem Münchner Nordfriedhof (Grab Mauer rechts Nr. 244).                                              H. E.

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Aktuelles

VMS INFO 2023

Jahresheft Nr. 22

Verein Münchner Sportjournalisten

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Helmut-Stegmann-Nachwuchs-Förderpreis für regionale und lokale Sportberichterstattung 2022/2023

Die prämierten Texte

Stegmann-Preis, Texte
Stegmann-Preis 2023, Texte.pdf
PDF-Dokument [18.5 MB]
Presseausweis-Antrag 2023
bitte als pdf gescannt schicken per Mail an presseausweis(at)vms-sportjournalisten.de
Antragsformular_Presseausweis_2023.pdf
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Ansichtssache

Rente für

den Ruhm

Gedenktage

Geburtstage

Gerd Rubenbauer 75      Keiner rollt das "r"                so schön wie er

Herbert Jung 85           Forever young                 

Christina Pahnke 60              Die Unaufgeregte mit

den aufregenden Fotos

Klaus Bergmann 60

Detailversessen -        trotzdem locker

Franz Muxeneder 80

"Passt scho!"

Neue Bücher                           

Besprechungen

Von Wolfgang Uhrig

"Thailand unter der Haut"

Bernd Linnhoff, geboren 1948 in Hamm/Westfalen, arbeitete als Chefreporter Fußball beim Sportinformationsdienst (SID) und bei der Deutschen Presse-Agentur (dpa). 1988 machte er sich als freier Journalist, Kom-munikationsberater und Reden-schreiber selbstständig. Linnhoff wanderte 2008 nach Thailand aus. Er lebte vier Jahre in Bankok und wohnt seit 2012 in Chiang Mai

Linnhoff über sein Buch: „In „Thailand unter der Haut“ erzähle ich in 31 Nahaufnahmen von Thailands Ess-Klasse, der Fuß-ball-Community der German All Stars, von Männern in Bangkoks Nächten, von Frauen auch und davon, wie ich schlank wurde auf dem Rücksitz eines Motorrad-taxis. Es geht um Geister, den Zusammenprall zweier Kulturen in meiner Ehe mit Toey, um thailän-dische Spitznamen („Gestatten, mein Name ist Frankfurt“) und vieles mehr. Ich verschweige nicht einmal, dass ich hier lung genannt werde, alter Onkel.“

„Thailand unter der Haut“ ist 240 Seiten stark und kostet 14,90 Euro plus Versandkosten. Es ist im Onlineshop meines Verlegers Oliver Wurm unter folgendem Link erhältlich: www.fussballgold.de

Der eigentliche Text ist Pause

Ratgeber für Redner:

Ein Leitfaden von

Diethelm Straube

304 Seiten, gebunden mi Schutzumschlag,

ISBN 978-3-426-27886-4,

20,00 Euro / E-book 14,99 Euro.

Droemer-Verlag,

www.droemer-knaur.de

Nur eines unterscheidet Fotios, Marius und Niko von ihren Freunden in der nordbayerischen Provinz: Sie spielen alle drei un-widerstehlich gut Fußball. Noch bevor sie 14 werden, nehmen die Profiklubs 1. FC Nürnberg und Greuther Fürth sie in ihre Lei-stungszentren auf. Von da an führen ihre Leben in neue, un-

vermutete Richtungen.

  Ein Buch über drei fantastische Jungs, die dribbeln wie Messi und von großen Karrieren träumen.

  Ronald Reng hat die drei be-gleitet, hat neun Jahre lang Dra-matik und Glück, Einsichten und schwere Entscheidungen miter-

lebt, das Scheitern und Gelingen eines großen Traums. (Verlagstext, Bespechung folgt).

13,8 x 22,0 cm / ca. 432 S.

Hardcover mit Schutzumschlag

22,- Euro

ISBN 978-3-492-07099-7

Anno dazumal

Als Gerd Müller zurücktrat        Als Beckenbauer nachtrat

Wenn Ronny mit                         dem Kopf abstaubt

Fußballsprache oder ganz schlechtes Deutsch?

 

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