Die deutsche Mannschaft verlor zum Auftakt gegen Argentinien 1:2 durch ein Eigentor von Manfred Kaltz. Führungstreffer: Horst Hrubesch, Siegtreffer Diaz. Hans-Peter Briegel, der Fußball-Athlet mit leichtathletischer Vergangenheit, machte Diego Armando Maradona das Leben schwer. Dazu Trainer Cesar Luis Menotti: „Es ist eine furchtbare Taktik, einen wie Briegel gegen Marodona spielen zu lassen.“
Im Spiel gegen Brasilien ereignete sich "die Demontage des Europameisters (SZ). Die Deutschen wurden ein Opfer des Irrgartens der brasilianischen Raumdeckung. Ich schrieb: "Fußball kann schön sein, grausam und ungerecht zugleich. Da ließen die brasi-lianischen Artisten den Ball über den Rasen tanzen, als sei er eine Zauberkugel, die im-mer wieder zu jenen zurückrollt, die mit magischen Kräften über sie gebieten."
Tore: 0:1 (54.) Allofs, 1.1 58.) Junior, 2:1 (61.) Cerezo, 3:1 (78) Serginho, 4:1 (82). Ze Sergio.
Es war die höchste Niederlage einer bundesdeutschen Fußball-Nationalmannschaft seit fast 23 Jahren. Damals wurde bei der WM 1956 in Schweden gegen Frankreich in Göte-borg 3:6 verloren.
Gewonnen haben die deutschen Kicker in Montevideo nicht nur an Erfahrung, sondern für ihre blamablen Auftritte reichlich Kohle geschaufelt. Sie kassierten insgesamt 108.000 Mark, 25 Prozent dessen, was von den 600.000 Mark Gage für den DFB übrig blieb. Pro Kopf also 6.000 Mark plus 1.100 Mark Spesen. Das mag heutzutage lächerlich erschei-nen, doch hatte der DFB zuvor für Niederlagen nie so viel Geld bezahlt.
(1. Oktober 2019) – „Das reicht für St. Etienne, soviel Pech wie heute haben wir nicht im-mer,“ hatte Trainer Branko Zebec nach dem 2:0-Sieg im ersten Spiel vorhergesagt. Und Mittelfeldspieler Rainer Ohlhauser beteuerte: „Für ein Tor sind wir immer gut.“ Dann hätte die Mannschaft des AS St. Etienne daheim im Rückspiel viermal treffen müssen, um die zweite Runde im Europacup der Landesmeister 1969/70 zu erreichen.
Falsche Propheten, dreimal reichte. 0:1 zurück schon nach zwei Minuten durch ein Tor von Revelli. „Allez les verts“ hallte es durch das Stadion. Revelli traf noch einmal, schließ-lich Keita zum 3:0. Die Münchner Bayern: Aus dem Wettbewerb katapultiert in einer Regen-nacht. Damit hatte keiner gerechnet.
„Wenn Eier schlecht sind und stinken, dann riecht es jeder“, metapherte Trainer Banko Zebec. „Aber etwas dagegen zu tun, das ist schwer.“ Die Alphatiere Franz Beckenbauer, Gerd Müller und Sepp Maier seien „in schwacher Form“, annähernd gleichwertige Vertreter nicht vorhanden. Müller raus? Zebec: „Da kann ich nur den Kopf schütteln. Das wäre der K.o-Schlag für ihn, auch für die Nationalmannschaft.“
"Du vin rouge extraordinaire"
Der Knockout des FC Bayern war das ein schwerer Schlag, auch für Hans Schiefele, den Fußballlschreiber der Süddeutschen Zeitung. Der war Bayern-Mitglied seit seinem achten Geburtstag, er wurde an diesem Katastrophentag 50 Jahre alt. Als Wilhelm Neudecker, der Präsident des FC Bayern, im Grand Hotel zum mitternächtlichen Umtrunk lud, glich die Stimmung eher der bei einem Leichenschmaus denn bei einer Geburtstagsfeier.
Über das, was dann geschah, ist immer mal wieder geschrieben worden, meist von Unbe-teiligten. Statt Champagner bat Hans Schiefele um Rotwein, den der des Französischen mächtige BR-Rundfunkreporter Oskar Klose beim befrackten Kellner orderte. „Du vin rouge extraordinaire“, wiederholte der, worauf Neudecker reklamierte: „Nix da ordinär, an Guten woll' ma“. Worauf Schiefele, der in jungen Jahren in der Gastronomie gearbeitet hatte, pein-lich berührt zusammenzuckte.
Über das, was später geschah, ist nie geschrieben worden. Als die Geburtstagsrunde sich auflöste, bat der todtraurige Trainer Branko Zebec die Journalisten, ihn nicht alleine zu las-sen. Der Wunsch wirkte wie ein Befehl. Wir tranken weiter und spielten Karten bis vier Uhr morgens. Was wir damals nicht wussten: Dass Zebec alkoholkrank war und befürchtete, alleingelassen in seiner Verzweiflung zu betrinken.
Die schwarze Nacht von St. Etienne war ein Menetekel. Der FC Bayern holperte durch die Saison. Am 26. Spieltag im März 1969 büßte die Mannschaft ihre Chancen auf den Mei-stertitel durch eine 1:2-Niederlage im Lokalderby geben 1860 ein (Torschützen Kohlars, Fischer – Ohlhauser), sechs Tage später wurde Zebec entlassen. Tags darauf besiegten die Bayern unter dem neuen Trainer Udo Lattek Alemannia Aachen 6:0.
Es reichte aber nur noch zum zweiten Platz, den Titel gewann Borussia Mönchenglad-bach.
Er rechtfertigte sich so: „Meine Mitglieder verlangen von mir sportliche Erfolge. Gewiß steht er Sport im Vordergrund, aber diesmal haben finanzielle Erwägungen den Ausschlag gegeben.“
Der Vertrag mit dem AC Mailand, den Neudecker und der Technische Direktor Robert Schwan ausgehandelt hatten, garantierte dem FC Bayern 60 Prozent der Einnahmen. Die „Süddeutsche Zeitung“ zitierte Neudecker in ihrer Ausgabe vom 6. Mai: „Herr Schwan hat auch mit den Spielern gesprochen. Sie waren dafür. Es gibt pro Kopf 5.000 Mark Prämie für die beiden Semifinalspiele. Kommt es zum dritten Spiel, legen wir noch eine ansehnliche Prämie drauf. Für den Gewinn des Europacups sind, wie im Vorjahr, 10.000 Mark ausge-setzt.“
Ein einmaliger Vorgang? Keineswegs! Der AC Mailand hatte im Viertelfinale von Standard Lüttich nach zweimal 1:1 das Heimrecht für das dritte Spiel gekauft - und 2:0 gewonnen.
Das ist heute unvorstellbar. Und gar nicht mehr möglich, denn Entscheidungsspiele wie das von 1860 München, das mit einem 2:0-Sieg über den FC Turin in Zürich 1965 ins Endspiel des Pokalsieger-Wettbewerbs eingezogen war, passen schon lange nicht mehr in den lückenlosen Terminplan und das Vermarktungskonzept der UEFA.
„Ich hoffe, dass es dazu nicht kommt,“ sagte Neudecker damals. Die Hoffnung erfüllte sich, allerdings nicht im Sinne des Klubpräsidenten. Das Rückspiel in München endete 0:0, Milan zog ins Endspiel ein und gewann den Europacup mit einem 2:0-Sieg über den Ham-burger SV.
Die letzte Chance des FC Bayern anno '68 lag im DFB-Pokal. Doch auch da war im Semi-finale Schluss: 1:2-Niederlage gegen den VfL Bochum, das Finale gewann der 1. FC Köln 4:1.
Die Saison endete mit einer Demütigung. Am 19. Mai 1968 bezwang der 1. FC Nürnberg mit Trainer Max Merkel den FC Bayern 2:0 und ließ sich im Münchner Stadion an der Grünwalder Straße als deutscher Meister feiern.
Der FC Bayern erholte sich schnell. Auch dank Branko Zebec, der als Trainer Tschik Caj-kovski abgelöst hatte; er führte die Mannschaft in der Saison 1868/69 /69 mit harter Hand zum zweiten deutschen Meistertitel seit 1932 und zum zweiten Erfolg im DFB-Pokal seit 1957 – 2:1-Sieg im Frankfurter Finale über den FC Schalke 04. Gerd Müller war mit 30 Treffern Torschützenkönig und wurde zu Deutschlands Fußballer des Jahres gewählt.
Goldene Eier
Nur langsam mit die jungen Pferde...! Warum denn so drängeln, Sportfreunde - bei Olympia '72 ist schließlich das ganze Jahr „Tag der offenen Hand". Und wer hat nicht schon den Bogen 'raus, wie man zu Geld kommt, ohne die Schalterstunden einhalten zu müssen ...Über den Daume(n) gepeilt 1,6 Milliarden muntere Piepen - das ist ja geradezu geschenkt. Stelle man sich nur mal vor, was es gekostet hätte, würden die Spiele nicht in München, sondern auf dem Mond stattfinden .. .
Olympia läßt die Puppen tanzen - und da schlagen die Herzen besonders heftig. Für den Sport natürlich. Oder für was sonst? Als ob das eine Wohltätigkeits-Organisation wäre - die Spiele '72 ziehen die „Obdachlosen“ an wie das Licht die Motten. Alle möglichen Leute kommen nach München gekarrt, um sich am olympischen Feuer ein bißchen die Hände zu wärmen. Wo 1,6 Milliarden unters Volk gebracht werden müssen, schwingt man sich nach finanziellem „Plattfuß" mit Leichtigkeit wieder aufs Rad.
Is' ja für ne janz jute Sache.. . Olympia '72 - ein Huhn, das goldene Eier legt. Bereitwillig kleckert's in so manches Nest.
Wäre ooch jelacht, würde sich da nischt machen lassen. Entweder sind wir Deppen Geschäftsleute - oder wir Geschäftsleute sind Deppen ... Schnorrer-König Poldi Wara-
schitz muß sich dagegen wie ein blutiger Anfanger vorkommen. Die Lobby - fast durch die Bank Leute, die im Sport „keinen Verwandten“ haben - wittert ihren Reibbach. Es scheint, als sei bereits die olympische Flamme in Erbpacht überlassen worden.
Gewissen Leuten muß das wohl ganz gewaltig imponieren. Im Geiste umarmen sie be-
reits die neuen Brüder des Olympischen Ordens. Ich werde das Gefühl nicht los, daß man hier so ganz auf die Schnelle mit mehr als fünf Mark dabei sein kann ...
Die große Familie des Sports nimmt alle mit offenen Armen auf - und mit ihrer Gutmü-
tigkeit zeigt sie dem Fuchs auch gleich den Weg zum Hühnerstall... Ihr ausgeprägter Riecher für's Pekuniäre verrät den „Freunden Olympias“, wo's warm 'rausgeht - und da stehen sie nun in langer Postenkette.
Olympia '72 muß wie eine Stichflamme in das Dasein dieser Leute gefahren sein. In München nicht mit von der Partie - so könnte man meinen -, käme für sie einem gesell-
schaftlichen Todesurteil gleich. Und dabei denken sie doch nur an Geld oder Publicity, wenn sie von Olympia sprechen!
Nur 'ran wie seinerzeit Blücher bei Kaub - und mit elastischer Moral und hemdsärmeliger Methode Olympia '72 auf die Bude gerückt. Und vor allem keinen Bahnhof kennen, wenn's bei Daume, Kunze, Reichart und Co. eh schon zugeht wie in einer überfüllten Sprechstunde: „Der Nächste, bitte!“
An Olympia hängt, zu Olympia drängt eben alles ...Nur beschleicht die verdienten Män-
ner und Frauen, die zeitlebens mit dem Sport verheiratet sind, schön langsam das ungute Gefühl, daß all jene, die heute dem Sport das hohe Lied singen, ihm 1972 nach den Olympischen Spielen in München 'was pfeifen könnten ...
(7. Juli 2014) - Der TItel war gewonnen die Texte geschrieben und die Süddeutsche Zei-
tung schon im Verkauf. Zeit zum Feiern, nicht nur für die weltmeisterlichen deutschen Fußballer, sondern auch für die Journalisten, die mit ihnen sechs Wochen lang quer durch die Bundesrepublik unterwegs gewesen waren.
Wer eine Einladung zum FIFA-Festbankett im Bayerischen Hof hatte, freute sich auf einen stressfreien Abend bei gutem Essen und unbeschwertem Trinken. Weil ich keinen Anzug besaß, hatte ich mir, in Sorge, es könne mir der Zutritt zu den Feierlichkeiten verwehrt bleiben, einen solchen vom Schwager geborgt, Cord, dunkelblau.
Aus dem gemütlichen Abend wurde für die Journaille Stress pur. Den vor der Tür des Festsaals verkündete Frau Müller Herrn Müllers Rücktritt aus dem DFB-Team, nach 62 Länderspielen und 68 Toren.
Das wäre natürlich die Schlagzeile gewesen. Aber spät am Abend eine Zeitungsseite um-
zubauen, war im Bleisatz fast unmöglich. Es reichte gerade noch für eine einspaltige 22 fette Zeilen Meldung: Gerd Müller: Schluß mit Länderspielen. Die letzte war ein Zitat von Franz Beckenbauer: "Gerd, du bist wahnsinnig."
(7. Juli 2014) - Gerd Müller trat ab, Franz Beckenbauer trat nach. Er hatte in Buch schrei-
ben lassen, mit Rundumschlägen gegen FIFA. Der Weltverband hatte die Frauen der Spieler nicht zum Bankett geladen. Und gegen den DFB, mit dem die Fußballer bis kurz vor WM-Beginn um die Prämien gestritten hatten.
Seine Zukunft im DFB-Team sah Beckenbauer damals so: "Ob ich 1978 bei der WM in Argentinien noch dabei bin, weiß ich nocht nicht. lIch fühle mich im MOment in guter Verfassung. Ich spiele so lange man mich braucht. Das ist sehr entscheidend."
1976 führte er die deutsche Mannschaft ins EM-Finale, 1977 war er wieder Meister - US-
amerikanischer, mit Cosmos New York.
Die Texte stammen aus einer Zeit, in der es nicht nur bei der Süddeutschen Zeitung noch keinen Blockumbruch gab oder dieser eher ein Zufallsprodukt war ("Einige sind...").
Rudi Brunnenmeier mit dem Pokal. Mit DFB-Präsident Hermann Gösmann (l.) und dem Spielausschuss-Vorsitzenden Hans Deckert am 13. Juni 1964 im Stuttgarter Neckarsta-
dion.
(13. Juni 2014) - 34 Grad zeigte das Thermometer im Schatten der Tribüne des Stutt-garter Neckarstadions. Doch auf dem Rasen waren die Fußballer der brennenden Sonne schutzlos ausgesetzt. Und ab der 11. Spielminute mussten die Sechziger für ihren Außenverteidiger Rudi Steiner mitrennen. Der hatte eine Oberschenkelverletzung erlitten, wurde zehn Minuten lang behandelt und humpelte noch vor dem Halbzeitpfiff in die Kabine, wo ihm Vereinsarzt Hanns Galli einen Klebeverband anlegte. In der zweiten Spielhälfte hinkte Steiner als eine Art Linksaußen die Seitenlinie entlang, dem damaligen Stammplatz der Verletzten, denn auswechseln war noch nicht erlaubt.
Trotz dieser Schwächung gelang 1860 vor 45.000 Zuschauern ein überlegener Sieg. Wil-
fried Kohlars (44). mit einem Schuss in die linke Torecke und Rudi Brunnenmeier (64.), der den Ball an Torhüter Loy vorbei mit links ins Netz schlenzte, waren die Torschützen, Hennes Küppers traf nur den Querbalken.
C. Hansen berichtete für Kicker Sportmagazin über den Empfang der Sechziger durch den Oberbürgermeister Hans-Jochen Vogel auf dem Münchner Rathausbalkon. Hinter diesem Pseudonym versteckte sich der damals 25-jährige Hans Eiberle, Redakteur der Süddeut-
schen Zeitung, später Vorsitzender des Vereins Münchner Sportjournalisten (VMS).
Wer genau hinhört, erkennt in seiner Stimme noch die Thüringer Wurzeln. Natürlich stark abgeschliffen durch die Jugend im Stuttgarter Vorort Fellbach und durch inzwischen mehr als drei Berufsjahrzehnte in München.
Es gibt nicht viele Kollegen beim Bayerischen Rundfunk, die über eine so lange Zeit so regelmäßig und so markant „rüberkommen“ wie Lutz Bäucker. Der Reporter mit der dichten, schon lange weißen Mähne fällt sofort auf im Pulk der Anfangs-30iger, wenn er das Mikrophon mit dem blauen BR-Windschutz in der Mixed-Zone nach vorne schiebt auf der Jagd nach O-Tönen von FC Bayern-Spielern oder DSV-Ski-Adlern.
Gelernt hat der studierte Apotheker sein Reporter-Handwerk auf der Deutschen Journa-
listenschule in München. Danach fing's für den Spätzünder an mit Jobs im Hintergrund als redaktioneller Zuarbeiter von Thomas Gottschalk und Günther Jauch. Erst allmählich fand Lutz Bäucker ins Sport-Resort und zu seinem eigenen Stil als Reporter: Beiträge mit herrlich zugespitzen Texten, gespickt mit einem Feuerwerk aus genau den prägnanten Aussagen, die am nächsten Tag in der Zeitung zitiert werden. Dazu profiliert sich der journalistische Allrounder weiterhin hinter den Kulissen als routinierter wie kreativer Sendungsplaner.
Gleich nach seinem Geburtstag am 6. Juni kommen übrigens regelmäßig die schönsten Wochen im Jahreskalender von Lutz Bäucker, der genauso gern unterwegs ist wie er arbeitet. Wenn er beides verbinden kann als Chefreporter der BR-Radltour oder der BR-Kreuzfahrt.
Herzlichen Glückwunsch zum 60igsten! Fritz Häring
Herbert Jung macht seinem Nachnamen alle Ehre. Der ehemalige Sportchef von BILD München, der am am 5. Mai seinen 75. Geburtstag feiert, schaut jünger aus und kommt stets bestens gekleidet daher. Und er fühlt sich auch so. Immer noch ist der umtriebige Journalist sportlich aktiv (auf Skipisten und Golfplätzen mit Hcp. 16.6), gern gesehener Gast bei vielen (Sport)-Stammtischen zwischen München und seiner zweiten Heimat Kitzbühel - und das Schreiben kann er auch nicht lassen. Weil´s ihm Spaß macht und es ihn buchstäblich jung hält.
Als Jugendlicher ist Herbert Jung geschwommen, mit dem KTV Karlsruhe holte er den deutschen Mannschaftstitel. Dass er beruflich bei Fußball und Skisport landen würde, hätte er selbst nicht geglaubt. Jung hatte eine Karriere als Elektro-Ingenieur angesteuert. Doch schon nach wenigen Semestern an der TU Karlsruhe merkte er, dass Stromkreise und Dioden nicht seine Welt waren. Er wurde 1961 Volontär beim Sportkurier, der seine Redaktion in München hatte und in Augsburg gedruckt wurde, übrigens als Nachfolger von Hans Eiberle, der zur Süddeutschen Zeitung wechselte.
Fußball war schnell Jungs Metier, ebenso Ski alpin. Schon 1964 berichtete er von den Olympischen Spielen in Innsbruck. Zehn weitere Winterspiele (und München ´72) sollten im Laufe seines Berufslebens dazukommen. Bald führte ihn sein Weg zu BILD München. Dort übernahm er 1979 das Sportressort und löste seinen Mentor Klaus Müller ab, der zu Adidas wechselte. Es war die Zeit, als der Stern des FC Bayern bereits hell strahlte. Besonders von Franz Beckenbauer war Jung höchst beeindruckte. „Der Franz ist auch heute noch für mich der größte Sportler aller Zeiten“ sagt der Vater zweier Söhne. Der Bayern-Weltstar war sein Trauzeuge. Noch heute pflegen die beiden besten Kontakt.
Das gilt auch für Rosi Mittermaier. Jung begleitete die glanzvolle Karriere der zweifachen Olympiasiegerin vom ersten Tag an und er freute sich im Februar in Schladming bei der WM, wo Rosis Sohn Felix WM-Silber im Slalom holte. Auch für den ehemaligen BILD-
München-Sportchef gab es dort einen tollen Preis. FIS-Präsident Gian-Franco zeichnete den Jubilar mit dem „FIS-Media-Award“ aus, dem Journalisten-Oscar des Skisports, für die Berichterstattung von 21 Ski-Weltmeisterschaften. Bereits 2004 hatte Jung den Medienpreis des bayerischen Ministerpräsidenten in Empfang nehmen dürfen.
Das mediale Tagesgeschehen Herbert Jung, seit 1969 VMS-Mitglied, immer noch inten-
siv. Auch kritisch. „Die Arbeit heute ist eine ganz andere. Ich denke, wir durften die ganz großen Zeiten erleben. Da gab es vor allem noch Sportler ohne eigene Medienmanager, dafür mit eigener Meinung. Wir konnten auch zum Beispiel mit dem FC Bayern problem-
los im Bus mitfahren oder logierten mit der Mannschaft im selben Hotel. Heute alles unvorstellbar“, sagt Jung und ist dankbar, dass er diese Epoche miterleben durfte.
Nicht „for ever young“, vielmehr „noch lange gesund bleiben und ein bisschen Glück“ wünscht der Verein Münchner Sportjournalisten (VMS) seinem Mitglied Herbert Jung zum 75. Geburtstag. Er wird auch damit sehr gut leben können. Peter M. Lill
Das Champions-League-Spiel des FC Bayern gegen Juventus Turin in der Allianz Arena war das letzte große Fußballspiel, das Frank Leonhardt für die Deutsche Presse-Agentur (dpa) fotografiert hat. Das letzte von wie vielen? Der Fotograf hat sie nicht gezählt, ebenso wenig die alpinen Skiweltmeisterschaften, die Tennisturniere. Auch nicht die Politiker, die er abgelichtet hat, und andere Promis.
Frank Leonhardt kam 1981 von der Fotoagentur Horstmüller nach München zur dpa. Er blieb 32 Jahre. Am 24. April feiert er seinen 65. Geburtstag, kurz davor wurde er in den Ruhestand verabschiedet. Was er da macht? Weiter fotografieren, und Urlaub in Italien.
Sein Hobby steht in Apulien. Dort hat sich Leonhardt im Lauf der Jahre ein Trullo gebaut, „Stein auf Stein“, sagt Stephan Jansen, Chef der dpa-Bildredaktion. Trulli sind Rund-
häuser, deren Steindächer sich nach oben in einem Kraggewölbe verjüngen und mit einem symbolischen Schlussstein, dem Zippus, oft aber auch mit einer Kugel oder einem anderen Symbol, abgeschlossen werden.
Alles Gute für den Ruhestand wünschen die Münchner Kollegen.
In der Aufstiegsrunde 1965 zur Bundesliga holte Trainer Tschik Cajkovski den 17-jährigen Franz Beckenbauer in die Mannhaft - als Linksaußen. Der FC Bayern besiegte den FC St. Pauli in Hamburg 4:0, das dritte Tor schoss Beckenbauer. St. Pauli traf nur den Pfosten - kein Wunder: An den hatte Torhüter Sepp Maier als Talismann eine Matrosenpuppe ge-hängt, die ihm der Münchner Fußball-Journalist Michael Steinbrecher geschenkt hatte. Der Aufstieg gelang allerdings erst ein Jahr später.
Steinbrecher war das wandelnde Münchner Fußball-Lexikon. Er belieferte die Sportredak-tionen mit Statistiken in einer Zeit, da diese nicht beliebig verfügbar waren. Der PC war noch nicht erfunden, Google und Facebook nicht existent. Über die Münchner Lokalderbys wusste Steinbrecher alles. Aber seine auf der Schreibmaschine getippten Manuskripte waren gefürchtet. Wer Pech hatte, der bekam den kaum mehr lesbaren und siebten oder achten Durchschlag aus dünnem Luft-postbriefpapier, aus dem die perforierten Buchstaben fielen.
Für die Münchner Fußballspieler war Michael Steinbrecher eine Respektsperson. Zu sei-nem 80. Geburtstag im Hofbräukeller kam Franz Beckenbauer als Ehrengast.
Steinbrecher engagierte sich auch berufsständisch. Er war von 1971 bis 1985 2. VMS-Vor-sitzender. 1980 wurde er zum Ehrenvorsitzenden ernannt.
Michael Steinbrecher starb im 83. Lebensjahr. Am 21. August 1997 sprach der damalige VMS-Vorsitzende Hans Eiberle auf dem Haidhauser Friedhof den Nachruf. Die Grabstelle: Gräberfeld 1, Reihe 3, Grab Nummer 5 .